Gut gemacht, aber ...
Trotz seiner langen Verletztenliste zeigt der FC Augsburg im Derby gegen Spitzenreiter München eine starke Leistung. Der Aufsteiger ist jetzt allerdings Tabellenletzter.
Es lief die 83. Minute, als die 30 660 Zuschauer in der ausverkauften SGL-Arena den Atem anhielten. FCA-Stürmer Edmond Kapllani, der kurz zuvor eingewechselt worden war, lief ganz alleine auf Bayern-Torhüter Manuel Neuer zu. 2:1 führte der souveräne Tabellenführer beim Schlusslicht, Kapllani schoss gut, aber Neuer hielt.
Die FCA-Fans stöhnten auf, die Bayern-Anhänger atmeten durch. Die wohl größte Sensation dieser Bundesliga-Saison war ausgeblieben. Am Ende retteten sich die Bayern über die Zeit, auch weil FCB-Trainer Jupp Heynckes mit zwei Auswechslungen noch die nötigen Sekunden schindete. Das gab es schon lange nicht mehr, und das hätten sich die Münchner nach der ersten Hälfte wohl nicht träumen lassen. „Da haben wir es versäumt, das dritte Tor zu machen“, erklärte Heynckes später. Stimmen zum Spiel
Dann wäre es wohl ein Desaster für den FCA geworden, so drehte sich das Spiel mit dem Anschlusstor von Hajime Hosogai total. Angefeuert von einem unglaublichen Publikum, drängte die FCA-Notelf den großen Favoriten an die Wand. „Das war überragend, was unsere Mannschaft hier geleistet hat. Ich bin traurig, aber ich denke, wir können mit stolzer Brust vom Platz gehen“, wusste FCA-Manager Andreas Rettig die aufregenden 90 Minuten noch nicht so richtig einzuordnen.
Axel Bellinghausen am Freitag am Meniskus operiert
Im ersten Punktspielaufeinandertreffen der so ungleichen Nachbarn hatte wohl keiner einen Cent auf den FCA gewettet. Denn eine Stunde vor der Partie hatten sich die verletzten FCA-Spieler die Klinke zur Mixed-Zone nur so in die Hand gegeben. Axel Bellinghausen humpelte mit einer dicken Schiene am rechten Bein Richtung FCA-Kabine. Am Donnerstag hatte er noch trainiert, am Freitag lag er schon auf dem OP-Tisch. „Ich hab mir am Donnerstag den Meniskus eingerissen. Er wurde genäht“, ratterte der Dauerläufer sein ärztliches Bulletin herunter. Sechs Wochen darf er das Bein erst mal gar nicht belasten.
Ein paar Minuten zuvor war Torhüter Simon Jentzsch in der Mixed-Zone aufgetaucht. In Zivil. Zwei Punktspiele hatte er mit einem angebrochenen Ringfinger durchgehalten. Vor dem Bayern-Spiel wurden die Schmerzen aber zu groß. „Die Knochenplatten haben sich verschoben. Der Arzt hat zu mir gesagt, ob ich wahnsinnig bin, dass ich damit überhaupt gespielt habe“, erklärte Jentzsch. Wie lange er nach seiner Operation pausieren muss, weiß er noch nicht.
Vermisst wurde er gestern nicht. Stellvertreter Mohamed Amsif (22) absolvierte seine Bundesliga-Premiere ohne Fehl und Tadel. Er erhielt auch Lob von seinem Gegenüber. Zwei Jahre ging Amsif auf Schalke als Nummer drei bei Manuel Neuer in die Lehre, bevor er zum FCA wechselte. Amsif erklärte: „Manuel hat mir nach dem Spiel gratuliert.“ Lob gab es für die FCA-Rumpftruppe von fast allen Seiten. Jentzsch, Bellinghausen, Uwe Möhrle, Marcel de Jong, Marcel Ndjeng... Die Verletztenliste des FCA will nicht abreißen.
Aber am Ende stand der FCA wieder mit leeren Händen da. Die nackten Fakten sagen es klar: Acht Punkte bedeuten derzeit Tabellenplatz 18. Eine Tragödie, dass Kapllani nicht traf? Nein, wirklich nicht. Die fand vor einer Woche im Augsburger Siebentischwald statt. Dort wurde der Augsburger Polizist Mathias Vieth ermordet. Zehn Minuten vor dem Anpfiff hatten die beiden Kapitäne Uwe Möhrle und Philipp Lahm sowie die beiden Manager Andreas Rettig und Christian Nerlinger zusammen mit FCA-Aufsichtsratsvorsitzendem Peter Bircks an ihn erinnert. Sie hoben ein großes Plakat in die Höhe. Darauf stand: „FCA und FC Bayern. Solidarität mit der Polizei.“ Von Allzweckwaffen und verhinderten Helden
Dazu gab es einen Trauerflor bei den Spielern und eine Gedenkminute vor dem Spiel. Am heutigen Montag findet der Trauergottesdienst statt.
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