Wie die FCA-Fans auf die Entlassung von Dirk Schuster reagieren
Nachdem Dirk Schuster beim FC Augsburg überraschend gehen musste, diskutieren die Anhänger über die Entscheidung des Bundesligisten. Die Meinungen gehen weit auseinander.
Als sich am Mittwochabend beim FC Augsburg Außergewöhnliches ereignet, ist Markus Schmid mittendrin. Der Mindelheimer ist eingefleischter FCA-Anhänger, besitzt eine Dauerkarte im Stehplatzbereich und interessiert sich für alles, was mit dem Fußball-Bundesligisten zu tun hat. Erst recht für die Trainerentlassung, die deutschlandweit Aufsehen erregt.
Schmid war an diesem Tag zufällig in Augsburg unterwegs. Als ihn die Nachricht erreichte, Schuster sei freigestellt, macht er sich auf den Weg zu den Trainingsplätzen nahe der WWK-Arena. Im Dunkeln wartet er wie etliche Journalisten und Kamerateams auf den ersten Auftritt des neuen Trainers Manuel Baum. Der war bisher Cheftrainer des Nachwuchsleistungszentrums, jetzt kommandiert er Bundesligaprofis auf dem Rasen.
Schmid ergeht es wie allen rot-grün-weißen Anhängern. Dass Schuster nicht mehr Trainer ist, hat ihn unglaublich überrascht. Auch wenn es verstärkt kritische Stimmen unter den Fans gegeben habe. „Wegen seiner Spielweise war er umstritten. Vor allem im eigenen Stadion waren die Auftritt doch sehr enttäuschend“, betont Schmid. Er hätte sich gewünscht, dass Schuster mutiger agieren lässt, dass er jungen Spielern eine Chance gibt. Worüber sich der Mindelheimer wundert, ist der Zeitpunkt der Trainerentlassung: zwei Spieltage vor der Winterpause.
Kurzfristig hatte der FCA das Nachmittagstraining in den Abend verschoben. Ursprünglich war eine öffentliche Einheit um 15.30 Uhr angesetzt. Nachdem die Nachricht der Entlassung die Runde gemacht hatte, machten sich Fans auf den Weg. Sie wurden allerdings enttäuscht, erhaschten am Nachmittag keinen Blick auf Spieler und Trainerneuling.
Dauerkarteninhaber Michael Reiter hingegen ist am Abend ganz nah dran, als Manager Stefan Reuter vor versammelter Journalistenschar Rede und Antwort steht. Wie er zu erklären versucht, warum Schuster sofort gehen musste. FCA-Pressesprecher Dominik Schmitz gewährt Reiter und anderen Fans trotz nicht öffentlichem Training einen kurzen Einblick auf Trainingsplatz.
FC Augsburg: Warum musste Schuster ausgerechnet jetzt gehen?
Im Gespräch nimmt Reiter den Ex-Trainer in Schutz. Schließlich könne der nichts für das große Verletzungspech. „Für die Umstände stehen wir ganz gut da“, erklärt Reiter. Er sei fassungslos. Neben ihm steht Stefan Wohlauer aus Mittelneufnach. Ihn habe die Entlassung ebenso überrascht. Dass er an diesem kalten Abend den Weg zu den Trainingsplätzen auf sich genommen hat, habe mit Neugier zu tun, meint Wohlauer. Er hoffte, mehr Hintergründe zu erfahren. Denn: Dass allein sportliche Gründe ausschlaggebend waren, will der FCA-Fan nicht glauben. „Das ist schwierig zu beurteilen“, sagt er. Jetzt müsse man nach vorne schauen.
Rege wird unter den Fans diskutiert. Warum musste Schuster ausgerechnet jetzt gehen? Was sind die Hintergründe? Markus Kamenew, verwurzelt im Fanklub „Burning Nuts“, kann sich schwerlich vorstellen, dass sportliche Gründe entscheidend waren. Die Punkteausbeute sei in Ordnung, meint Kamene, prinzipiell habe Schuster einen guten Job gemacht. „Der FCA hat auch unter Trainer Weinzierl defensiv gespielt.“ Kamenew kann sich nicht vorstellen, dass Baum innerhalb kurzer Zeit Dinge grundlegend verändern kann. Er räumt allerdings ein, den 37-Jährigen nicht einschätzen zu können. Kamenew mutmaßt: „Wenn er Punkte holt, könnte er Trainer bleiben.“
Innerhalb der Fanszene gehen die Meinungen auseinander. In sozialen Netzwerken wird diskutiert. Dem Verein wird vorgeworfen, von vornherein den falschen Trainer verpflichtet zu haben. Schließlich habe man gewusst, für welchen Fußball Schuster stehe. Außerdem zeigen sie sich enttäuscht, wie der Klub mit Mitarbeitern umgehe. Andere sind hingegen erleichtert, dass das „Missverständnis“ endlich beendet ist und hoffen, dass die Spieler nun wieder leidenschaftlicher auftreten und attraktiveren Fußball bieten.
Daher begrüßt etwa Ottmar Prähofer die Entlassung Schusters. Aus seinem Umfeld weiß der Klubchef der „Fan-Freunde Fuggerstadt“, wie unzufrieden die Anhänger mit der Spielweise des Trainers gewesen seien. Er findet den Zeitpunkt der Trennung gut, Nachfolger Baum ebenso. „Ich hoffe, er gibt jungen Spielern eine Chance“, sagt Prähofer. Und: „Ich bin überzeugt, dass wir am Samstag gegen Gladbach gewinnen werden.“
Die Diskussion ist geschlossen.