Die Angst vor dem Herbst-Blues
Der FC Bayern hat eine herausragende Ausgangsposition. Doch in gut einer Woche könnte sich die Stimmung fatal wenden. Schuld wären die Münchner dann selbst.
Souveräner Tabellenführer in der Bundesliga, locker ins Achtelfinale der Champions League eingezogen, im Pokal auch noch dabei - der FC Bayern steht gut da. Doch die vergangenen beiden Spiele haben die Beobachter verunsichert. Marschiert diese Mannschaft vielleicht doch nicht locker zur Meisterschaft? Ist der Kader möglicherweise nicht so gut, wie man bisher dachte?
Das fragile Münchner Gebilde ist durch Kleinigkeiten ein wenig ins Wanken zu bringen. Viel ist ja noch nicht passiert. Beim 1:1 in Nürnberg zogen sich die Bayern arg rasch aus dem aktiven Teil des Spiels und verlagerten sich aufs Verwalten. Erfolglos. Gegen Valencia schafften es die Münchner nicht, ihre einstündige Überzahl angemessen auszuspielen. Kann beides passieren. Noch dazu hat man mit dem Remis in Nürnberg den Vorsprung an der Tabellenspitze ausgebaut und mit dem Zähler in Spanien das Achtelfinale der Champions League erreicht.
Nürnberg und Valencia machen Bayern-Gegnern Mut
Doch die beiden Partien haben auch gezeigt, wie die Bayern eingebremst werden können. Bastian Schweinsteiger war nach dem Nürnberg-Spiel derart angefressen, dass er die Gegner des unfairen Spiels bezichtigte. Dabei agierten die Clubberer über weite Strecken im erlaubten Bereich - freilich mit der ein oder anderen Härte zwischendurch. In Valencia widerfuhr den Bayern Ähnliches. Wieder fanden sie keine Mittel gegen das harte aber meist faire Vorgehen ihrer Gegner.
Vor allem die offensive Dreierkette wirkte in den beiden Spielen schnell lustlos, wenn sie merkte, dass allein mit schönem Spiel nicht viel zu gewinnen ist. Der Ball lief dann langsamer und unpräziser. Die Bewegung wurde auf ein Mindestmaß reduziert. Das alles kann vorkommen. Auch in zwei aufeinanderfolgenden Spielen.
Mannschaften müssen zu veränderten Rahmenbedingungen erst den geeigneten Zugang finden. Bis zum Spiel gegen den 1. FC Nürnberg lief es für die Münchner locker von der Hand. Damit ist es vorerst vorbei. Die Bayern müssen sich ihre Dominanz und Selbstsicherheit erst wieder erarbeiten. Auch gegen Mannschaften, die mal etwas rustikaler zu Werke gehen.
FC Bayern München: Erinnerungen an das vergangene Jahr
Ähnlich lief es für die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes auch in der vergangenen Saison. Im November ging man mit einem Fünf-Punkte-Vorsprung ins Spiel gegen Borussia Dortmund. Ein Sieg und die ganze Saison wäre möglicherweise anders gelaufen. Bayern verlor. Hangelte sich irgendwie in die Winterpause, hatte in der Liga den Dortmundern aber nichts mehr entgegenzusetzen.
In einer Woche kommt es wieder zum Duell mit den Dortmundern. Noch haben die Bayern neun Punkte Vorsprung auf den deutschen Meister. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, wie die Dortmunder das Rechnen anfangen, sollten die Münchner bis zu der Partie noch Zähler gegen Hannover oder Freiburg lassen. Mit ihren rauschhaften Auftritten in der Champions League dürften die Dortmunder zumindest einen bleibenden Eindruck bei den Münchnern hinterlassen haben.
"Mir haben die letzten zwei Spiele nicht gefallen. Wir müssen aufwachen, wir müssen den Schalter umlegen und die Gangart hinkriegen, die uns stark gemacht und nach oben gebracht hat", fordert Karl-Heinz Rummenigge. Der Vorstandsvorsitzende hat Angst, dass auch in diesem Jahr der Herbts-Blues wieder einsetzt. "Wir müssen aufhören zu denken, dass sich die Dinge von selbst regeln. Ich glaube, dass diese Woche ganz wichtig wird. Wir müssen alles in die Waagschale legen, um das zu verhindern, was uns im letzten Jahr passiert ist." Gefahr erkannt. Gefahr gebannt? (AZ)
Die Diskussion ist geschlossen.