Einzelkritik: Ribéry und Badstuber mit Magneten an den Füßen
Die Bayern legen gegen Villarreal einen Auftakt nach Maß hin. Besonders Toni Kroos und Franck Ribéry sorgen für klare Verhältnisse. Badstuber ragt in der Abwehr heraus.
Ein Auftakt nach Maß: 2:0 bezwang der FC Bayern als erste Mannschaft in der Champions League den FC Villarreal im El Madrigal. In der Heimstätte der Spanier zeigten die Schützlinge von Trainer Jupp Heynckes über weite Strecken ihr bestes Tennis und knüpften nahtlos an die Leistungen aus der Bundesliga an. Franck Ribéry veranstaltete mit seinem Gegenspieler Gaspar - oder jedem sonst, der sich versuchte - Kunsttücke, die dem armen Rechtsverteidiger Knoten in die Beine zwirbelten. Mit ein bisschen Mehr Konzentration oder Coolness im Sturm hätten die Submarinos vielleicht ein zweites Freiburg (7:0) zumindest aber ein zweites Hamburg (5:0) für die Bayern werden können. Die Einzelkritik:
Manuel Neuer: Der Torhüter des FC Bayern gibt nicht auf. Er war auch gegen Villarreal mit dabei. Neuer hoffte wohl, dass er sich gegen Supersturm Nilmar und Guiseppe Rossi endlich nicht mehr rechtfertigen muss, warum er für Millionen von Schalke kam, aber seit Wochen nur tatenlos in der Ecke steht. Durfte einen wichtigen Ball von Rossi halten. War nicht besonders schwierig. Auch eine Fußabwehr deutete sein Können an. Ansonsten war er wieder nur Zuschauer. Beim Trikot-Wechsel ist wohl Neuers Leibchen die beste Wahl, denn viel Schweiß bekommt es momentan nicht ab.
Rafinha: Eigentlich hätte man mit dem flinken Außenverteidiger schon in der Startelf gerechnet. Jupp Heynckes belehrte uns eines Besseren. Er ließ van Buyten in der Mitte ran und Boateng auf außen. Van Buyten korrigierte den Fehler seines Chefs umgehend und ließ sich in der 23. Minute vom Feld nehmen. Rafinha kam, sah und siegte. Er rannte, flankte und stand immer da, wo er stehen musste, um Gegenspieler Bruno abzufangen. Machte dann den Robben. Zog einfach ab, ohne sich für Nebenleute zu interessieren. Diego Lopez war wohl überrascht, hatte er doch in den letzten Wochen nur vom überragenden Teamplay der Bayern gelesen. Rafinha bedankte sich für das 2:0. Der Zorn von Franck Ribéry wäre unermesslich gewesen, hätte Lopez den Ball nicht an sich vorbeiziehen lassen.
Daniel van Buyten: Stand überraschend in der Startelf. Nach 20 Minuten macht er den Platz frei für Rafinha. Wegen Achillessehenproblemen. Boateng rutschte auf seine Lieblingsposition in die Mitte.
Jerome Boateng: Debütierte in der Königsklasse. Stand nah an Rossi oder Nilmar, hatte aber auch nicht so viel Gegenwehr. Beim Rauspassen etwas überhastet. Spielte dadurch den Ball öfters in den Fuß des Gegners. Düfte sich gefreut haben, endlich mal Matchpraxis - also Angriffe des Gegners - zu bekommen.
Holger Badstuber: Hat anscheinend die Einzelkritiken über sich gelesen. War gegen Villarreal wie ausgetauscht. Vielleicht gibt es auch einen Zwilling von ihm? War dynamisch, stand immer richtig, bügelte alles aus, was auf ihn oder seinen Umkreis zukam. Wirkte, als hätte er Magnete an den Füßen. Vielleicht braucht er auch die Hitze Spaniens, um auf Touren zu kommen. Bis auf einen Tunnel von Rossi machte Badstuber gegen Villarreal keinen einzigen Fehler. So darf er in der Nationalelf spielen.
Philipp Lahm: Was gibt es über den Kapitän schon zu sagen? Er sollte nicht Schriftsteller werden, als Verteidiger ist er klar besser. Kochte alles ab, was über seine linke Seite kam. Versuchte sich auch aktiv in der Offensive einzuschalten. Der Philipp-Lahm-Gedächtnis-WM-2006-Schuss wollte ihm aber auch im 348.239. Versuch nicht glücken. Trotzdem: Lahm ist immer noch überzeugt, dass er ihn nochmal trifft, bevor er seine Karriere beendet. Aber bis zum Finale in München ist es ja noch ein langer Weg in der Champions League.
Bastian Schweinsteiger: Mittelfeldmotor, Organisator, Stratege. Der Bayer ist wild entschlossen, in seinem eigenen Stadion den Pott mit den großen Ohren in die Höhe zu recken. Das sieht man ihm an. Er ist überzeugt davon, dass der Titel in der Champions League nur über seine Bayern geht. So selbstbewusst und klug agiert er auf dem Platz.
Anatoliy Tymoshchuk: Er ist der Mann fürs Grobe. Mit dem Messer zwischen den Zähnen fuhrwerkte der Defensivmann auf dem Platz auf und ab. Er warf sich nach bester Berti-Vogts-Manier ohne jegliche Hemmnis in die Zweikämpfe. Hatte Glück, dass der türkische Schiri nicht schon in der ersten Hälfte die Gelbe Karte rausholte. Holzte in der zweiten Hälfte munter weiter, bis er für ein läppisches Foul dann endlich die Verwarnung sah. In dieser Form könnte er eine Schlüsselrolle für die wichtigen Siege der Bayern bekommen.
Thomas Müller: War präsent, holte diesmal keinen Elfmeter raus, bediente auch niemanden. Trotzdem ist und bleibt Müller unersetzlich für diese Mannschaft. Denn wenn er mal offensiv nicht gebraucht wird, haut er sich eben defensiv rein und grätscht dem Gegner im Mittelfeld wie ein Vorstopper alter Schule die Bälle ab.
Toni Kroos: Was wurde nicht alles in den letzten Wochen über diesen Mann geschrieben. Und das Beängstigende ist: Es stimmt! Wieder liefert der Mittelfeldmann eine grandiose Partie ab. Krönt seine Leistung mit einem Tor. War überall zu finden; ist das Bindeglied, das den Bayern so lange fehlte. Gibt das Vertrauen zurück, das ihm Jupp Heynckes entgegenbringt. Ist momentan unersetzlich für die Mannschaft wie ein Xavi Hernandez für Barca.
Franck Ribéry: Stellte vor der Saison klar, dass er so gut wie Lionel Messi spielen kann. Wurde dafür belächelt. Momentan lachen wenige. Der Franzose dribbelt alles weg, was sich ihm in den Weg stellt, hat Übersicht, spielt mannschaftsdienlich, macht keine Mätzchen. Er ist der Designer im Bayern-Spiel. Man sollte bei ihm auch mal nachprüfen, ob er vielleicht Magneten an den Füßen hat, denn den Ball verlor er kaum. Hätte Rafinha wohl den Hals umgedreht, wenn er nicht getroffen und Villarreal noch den Ausgleich geschossen hätte. Wer ist schon Arjen Robben oder Lionel Messi?
Mario Gomez: Der Bomber der Nation...stand im Abseits, stand im Abseits, stand im Abseits...blieb zur Pause in der Kabine wegen Problemen an der Leiste. Schlecht für ihn, besser fürs Bayernspiel. Nils Petersen ersetzte Gomez.
Nils Petersen: Stand im Fokus. War noch nicht mal geistig aus der Kabine, musste er schon zweimal vor dem Gehäuse von Lopez ran. Da zeigte der Schlussmann, dass er ein Guter ist, aber noch Nerven hat. Die dritte Chance des jungen Stürmers wäre wohl bei vielen Schlussmännern ein Tor geworden. Lässt den Verteidiger mit einer Täuschung stehen, zieht vorbei und zieht ins rechte untere Eck ab. Doch wieder hat der Keeper seine Hände im Spiel. Pech für Petersen, dass er kein Tor machte. Seine Chance hat er aber genutzt.
Luiz Gustavo: Kam in der 80. Minute für Kroos. Bedankte sich artig für die Auflaufprämie. Das Spiel war gelaufen, er musste nicht mehr wirklich eingreifen.
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