Müller-Wohlfahrt schmeißt hin: Sie nannten ihn "Dr. Radarfinger"
Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt hat überraschend die Brocken beim FC Bayern hingeschmissen. Wer ist der Mann mit dem Spitzennamen Dr. Radarfinger?
Der Mann mit der Apachen-Frisur war nicht nur Mannschaftsarzt des FC Bayern München. Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt betreut die deutsche Nationalelf und ist medizinischer Anpsrechpartner für Top-Athleten aus der ganzen Welt. Im August wurde "Mull", wie ihn seine Patienten nennen, 72.
Man merkte ihm das Alter nicht an, wenn er bei Weltmeisterschaften oder Bundesliga-Spielen von der Ersatzbank aus mit wehendem Haar zur Unfallstelle eilte. Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt war früher Sprinter. Lief die 100 Meter in elf Sekunden. Es sind oft nur ein paar Augenblicke, die er neben einem verletzten Spieler kniet. Er legt einen Finger an, prüft die Muskelspannung, gleitet auf dem Muskel auf und ab. Was folgt, lässt Laien staunen und Kollegen zweifeln: "Ich tauche quasi in den Muskel ein, finde mich in der Anatomie zurecht und kann ertasten, ob es Unregelmäßigkeiten gibt. Ich sehe mit den Fingern", hat er das einmal erklärt. Lothar Matthäus, oft von Müller-Wohlfahrt behandelt und zum Leidwesen des Bayern-Docs kurz mit dessen Tochter Maren verbandelt, diagnostizierte seinerseits: "Er hat Radarfinger."
Es gibt auch Zweifel an den Methoden von Müller-Wohlfahrt
Es gibt freilich auch Mediziner, die an Müller-Wohlfahrts Methoden zweifeln. Vieles sei nicht belegt. Zudem beäugen sie sein Unternehmertum auf dem Feld der Nahrungsergänzungsmittel kritisch. An Müller-Wohlfahrt prallt das ab. Der Sportarzt ist sich seiner Sache sicher. Auch wenn er eher zurückhaltend auftritt - er kann auch grantig werden.
Die Spieler vertrauen ihrem "Doc" auch dann noch, wenn sie schon lange nicht mehr in der Nationalelf oder beim FC Bayern engagiert sind. Wer ein Ziehen im Zehen verspürt, nimmt die nächste Maschine nach München, wo Müller-Wohlfahrt eine 1600 Quadratmeter große Praxis betreibt, die später Sohn Kilian übernehmen soll.
Müller-Wohlfahrt sollte Pastor werden
Das alles aber ist nicht das Leben, das für den jüngsten von drei Söhnen einer ostfriesischen Pastorenfamilie mal vorgesehen war. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, so hatte sein Vater geplant, sollte als Theologe die Gemeinde übernehmen und das Wort Gottes predigen. Der Sohn aber hörte lieber in Muskeln und Bänder hinein.
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