Dieser Mann bringt unsere Olympia-Stars nach Hause
Rund 200 deutsche Olympiateilnehmer treten heute die Heimreise an. Nicht mit dem Flieger. Sondern auf dem Traumschiff "Deutschland". Der Kapitän freut sich schon auf seine Gäste.
Bevor das Traumschiff von den "Olympia-Piraten" geentert wird, gönnte sich Kreuzfahrt-Kapitän Andreas Greulich noch ein Mittagsschläfchen. An Bord ist alles vorbereitet, die ganze Crew freut sich auf die halbe deutsche Olympia-Mannschaft. Greulich steht schon auf der Brücke, ein Mann wie ein Baum, als ihm der Hafen-Agent die neue Ablegezeit mitteilt: Um 22.30 Uhr MESZ soll es losgehen, Greulich weist seine Mannschaft kurz ein. Alles klar, die Olympia-Helden können kommen. Für 217 Sportler und ihre Partner hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) Kabinen auf dem Kreuzfahrtschiff der Reederei Peter Deilmann gechartert.
Greulich beherbergte die Sporter schon während der Olympischen Spiele
Greulich fährt seit 34 Jahren zur See, seit dreieinhalb Jahren als Kapitän der "Deutschland". Doch die XXX. Olympischen Sommerspiele haben auch seinen Horizont noch mal erweitert. Schon während der Spiele waren deutsche Olympia-Starter bei ihm an Bord. Der 52-Jährige ist leidenschaftlicher Volleyballer und Skifahrer, in London war er bei einigen Entscheidungen sogar an Land und live dabei. "Ich will ja auch ein paar Autogramme haben. Wenn's geht, am liebsten auf meine Kapitänsuniform", sagte Greulich am Montag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa auf der Brücke.
Ein schmerzhaftes Erlebnis hat den Käpt'n besonders stolz gemacht: Ein Treffen mit dem Diskus-Olympiasieger von London. "Der Robert Harting hat mich so abgeklopft", berichtet Greulich, "da tut mir heute noch der Rücken weh". Der Diskus-Recke aus Berlin war auf der Rückfahrt nicht mit an Bord, Kapitän Greulich freut sich aber auf die vielen Gespräche mit den anderen Assen. "Dass nun die ganze Truppe dabei ist, der bunte Mix - das macht den Reiz der Reise aus", meint der Käpt'n. Insgesamt 25 der 44 deutschen Medaillen, darunter neun goldene, sind mit den Sportlern an Bord des Schiffs.
Die ausschweifende Siegesfeier der Hockey-Olympiasieger hatte der Dampfer trotz einiger Kollateralschäden bereits überstanden. "Es war schon eine schöne Feier. Zum Schluss ist ein bisschen was kaputt gegangen, aber ich denke das kann man verschmerzen", sagte Greulich.
Kapitän freut sich über jeden Sonnenaufgang
Für Mittwoch 10 Uhr ist das Anlegemanöver in Hamburg geplant. Mit ihren vier Hauptmaschinen und 17 000 PS könnte die "Deutschland" sogar schon um 4 Uhr in der Hansestadt sein - doch Greulich hat keine Eile. "Wir nehmen ein bisschen Gas raus", kündigt der Kapitän an und schmunzelt. Man spürt, dass der Mann seinen Beruf und die See liebt. "Fernweh" - der Klassiker also - hat den Thüringer Jungen zum Fahrensmann gemacht.
Seit 1995 hat Greulich das Kapitänspatent, anfangs fuhr er auf Riesentankern - seit zehn Jahren ist der Mann "im großen Showbusiness". Und er ist ein Romantiker geblieben. "Ich kann mich heute noch über jeden Sonnenaufgang freuen", versichert der 1960 in Berlin geborene Thüringer. Vor dem Ablegen kommt Andreas Greulich richtig ins Schwärmen: "Wenn man in der Antarktis um einen Eisberg herumfährt, der so groß wie Kassel oder Erfurt ist, dann merkt man erst, wie klein man ist."
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