400 Jobs und 70 Filialen in Gefahr: Droht Weltbild ein "Kahlschlag"?
Ein Jahr nach der Insolvenz wird bei dem Augsburger Unternehmen über weitere Einschnitte gesprochen. Diese könnten noch kräftiger ausfallen als gedacht.
Die Vertreter der Gewerkschaft Verdi warnen bereits vor einem „Kahlschlag“. Bei der Augsburger Verlagsgruppe Weltbild beginnen ein Jahr nach der Insolvenz abermals Gespräche über einen Jobabbau. Dieser könnte noch deutlicher ausfallen als gedacht. Die Gewerkschaft Verdi sprach am heutigen Montag davon, dass es um insgesamt 400 Arbeitsplätze gehe, die auf der Kippe stehen. Rund 70 Weltbild-Filialen sollen verkauft werden.
Im November habe die Geschäftsführung bereits angekündigt, in der Verwaltung rund 200 Arbeitsplätze streichen zu wollen, berichtet Verdi. Gelegentlich war auch von 160 Vollzeitstellen die Rede. Da viele Beschäftigte in Teilzeit arbeiten, kommt man auf die genannten 200 bedrohten Arbeitsplätze. Als Grund für die Kürzungen seien sinkende Umsätze genannt worden.
Die Geschäftsführung strafft
Nun soll auch in der Logistik massiv gekürzt werden. In der Summe sind auch dort rund 200 Vollzeitstellen in Gefahr. Im Detail sehen die Pläne vor, aufgrund sinkender Umsätze 120 Vollzeitstellen zu streichen. Weitere 40 bis 60 Jobs seien dort durch „umfangreiche Rationalisierungsmaßnahmen“ gefährdet.
Das schreibt der Betriebsrat in einem aktuellen Informationsschreiben an die Mitarbeiter, das unserer Zeitung vorliegt. Und zusätzliche 30 Vollzeitstellen seien bedroht, „um Urlaubskürzungen und die Erhöhung der Wochenarbeitszeit durchzusetzen“.
Verdi: "Sterben auf Raten"
Am Freitag, 23. Januar, hatte zwischen Geschäftsführung und den Arbeitnehmervertretern ein erstes Informationstreffen zu den Gesprächen über den Arbeitsplatzabbau stattgefunden. Die Details drangen nun am heutigen Montag an die Öffentlichkeit. Am Rande des Treffens sei dem Betriebsrat mitgeteilt worden, dass sich Investor Walter Droege zum Verkauf von 70 unrentablen Weltbild-Plus-Filialen entschlossen habe, heißt es in dem Informationsblatt des Betriebsrats an die Mitarbeiter.
Verdi-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann bezeichnete die Pläne gegenüber unserer Zeitung als „Sterben auf Raten.“ „Von Betriebsrat und Verdi wird das nicht mitgetragen“, sagte er.
Bei Weltbild arbeiten derzeit Firmenangaben zufolge in der Verwaltung noch rund 450 Beschäftigte. Dieser Bereich firmiert inzwischen als „Weltbild Retail GmbH & Co KG“. In der Logistik sind nach Informationen unserer Zeitung rund 500 Menschen beschäftigt. Die Logistik ist heute der ALSO AG zugeordnet, an der Weltbild-Investor Walter Droege mehrheitlich beteiligt ist.
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