Ab 2018 auch Highspeed-Internet auf dem Land
Viele ländliche Gebiete in Bayern sind noch nicht mit dem Highspeed-Internet ausgerüstet. Besonders für Unternehmen ist das ein großes Problem. Bis 2018 will der Freistaat etwas geändert haben.
Nein, mit der Sahara oder Sibirien hat Schwaben sicher nichts gemein. Das weiß Peter Stöferle, zuständig für die Standortpolitik bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben, und sagt es auch so. „Die großen weißen Flächen sind von der Karte verschwunden.“
In Bayern gibt es zahlreiche "weiße Gebiete"
Aber kleine „weiße Gebiete“, davon gibt es in Bayern immer noch zahlreiche. Die liegen genau dort, wo die Internetseiten sich etwas langsamer aufbauen und die Übertragung von Daten etwas länger dauert, als in den hoch technisierten, den Glasfasergebieten. Die „weißen Gebiete“ befinden sich etwas außerhalb der Ballungszentren und Metropolregionen: draußen auf dem Land. Dort, wo die teure unterirdische Verkabelung mit Glasfaser aufwendig ist und letztendlich nur wenige Haushalte und Unternehmen versorgt.
Seit Jahren hoffen in den Kleinstädten und auf den Dörfern viele Bürger auf schnellere Übertragungsgeschwindigkeiten. Doch für die Kommunen war die aufwendige Verkabelung vielerorts zu teuer.
Unzufriedenheit bei auf dem Land ansässigen Unternehmen
Der Breitbandatlas des Bundesverkehrsministeriums benennt das Problem in Zahlen: In den Städten und Ballungszentren Bayerns können mehr als rund 82 Prozent der Haushalte auf Hochgeschwindkeits-Internet von mehr als 50 Mbit pro Sekunde zugreifen. Auf dem Land sind es weniger als 16 Prozent. Wobei gerade in Schwaben viele mittlere bis große Unternehmen außerhalb der Ballungszentren ansässig sind, erklärt Stöferle.
Zuletzt bescheinigten vor allem nordschwäbische Firmen ihre Unzufriedenheit. In einer Umfrage aus dem Jahr 2013 fand die IHK Schwaben heraus, dass in den Landkreisen Dillingen und Donau-Ries 50 Prozent der Unternehmen die Internet- und die Mobilfunkanbindung für – zum Teil stark – verbesserungswürdig halten. In ganz Schwaben waren immerhin mehr als ein Viertel der 258 antwortenden Kommunen und Betriebe unzufrieden. Zudem kam eine Umfrage der IHK Karlsruhe zu dem Ergebnis, dass den Unternehmern mittlerweile eine schnelle Internetverbindung wichtiger ist, als eine gute Verkehrsanbindung und die Grundstückskosten.
Verantwortung für den Ausbau trägt jedes Land selbst
Der Ausbau der Netz-Infrastruktur ist in der Praxis Ländersache. Im ersten bayerischen Förderprogramm wurden in den Jahren 2008 bis 2011 rund 1300 Gemeinden mit etwa 107 Millionen Euro beim Breitbandausbau unterstützt. Insgesamt wurden 1400 Projekte gefördert. In rund 95 Prozent der Förderprojekte wurden Geschwindigkeiten von sechs bis 16 Megabit geschaffen. Viele Projekte erreichen deutlich höhere Spitzengeschwindigkeiten. Vor allem die Kabelnetzbetreiber und die Energieversorger erhöhen den Druck.
Seit Juli nun läuft ein zweites Förderprogramm. Einen Topf von eineinhalb Milliarden Euro stellt die Landesregierung damit zusätzlich für den Ausbau zur Verfügung. 960 Gemeinden haben Ansprüche angemeldet. Die ersten Kommunen profitieren schon von Zuschüssen: 63 Gemeinden in Bayern erhalten zusammengenommen die ersten 16 Millionen Euro. Bis zu eine Million Euro kann der Zuschuss maximal betragen.
Ob im Bund oder in Bayern, beide nennen dieselbe Jahreszahl, bis zu der kein Mensch mehr in Deutschland auf Hochgeschwindigkeit im Internet verzichten müsse: 2018 soll es jedem Haushalt und Unternehmen möglich sein, 50 Megabit oder mehr pro Sekunde zu empfangen. Zum Vergleich: Das ist in etwa die Größe eines Musikalbums im Audioformat MP3, heruntergeladen in einer Sekunde.
Die finanzielle Frage steht noch aus
„Wünschenswert, aber ambitioniert“, nennt Stöferle die politischen Vorstöße und dabei allen voran die Zeit, die Land und Bund für den Ausbau einkalkulieren. Auch bei der Finanzierung gebe es noch offene Fragen, sagt er. Zehn Milliarden seien nötig, um 90 Prozent der Deutschen mit schnellen Breitbandverbindungen zu versorgen, erklärte jüngst Telekom-Deutschlandchef Niek Jan van Damme gegenüber dem Nachrichtenmagazin Focus. Für die übrigen zehn Prozent in den ländlichen Regionen seien allerdings weitere 15 Milliarden Euro einzuplanen. Die Bundesregierung hat bislang keine möglichen Summen genannt.
Um die Unternehmensstandorte außerhalb der Städte für die Zukunft zu rüsten, sei eine Breitbandanbindung jedenfalls unerlässlich, berichtet Elena Lohrer, zuständig für den Fachbereich IT bei der IHK. Wegen der langsamen Geschwindigkeit sei zwar noch kein Unternehmen umgesiedelt. Bei Neuansiedlungen spiele es hingegen sehr wohl eine Rolle. Architekten und Bauingenieure achten beispielsweise verstärkt auf die schnelle Verbindung der Stadt.
Die Diskussion ist geschlossen.