Benzin und Diesel könnten bald noch günstiger werden
Die Ölförderländer einigen sich in Doha nicht auf einen gemeinsamen Kurs und produzieren weiter in großen Mengen. Warum das positive Folgen für Verbraucher hat.
Sollen Autobesitzer heute noch tanken oder ist es morgen vielleicht doch günstiger? In den vergangenen Wochen wäre es nicht schwer gewesen, eine Antwort auf diese Frage zu geben. Denn während die Preise für Benzin und Diesel zu Jahresbeginn auf ein Langzeittief gefallen waren, sind sie seitdem im Schnitt langsam gestiegen. Sprit ist aber immer noch vergleichsweise billig. Auf einer Konferenz wichtiger erdölexportierender Länder in der katarischen Hauptstadt Doha sollte die Preissteigerung des schwarzen Golds eigentlich weiter forciert werden. Die Verhandlungen scheiterten jedoch – und haben sogar das Gegenteil bewirkt.
Was war das Ziel der Öl-Konferenz von Doha?
Führende Mitgliedstaaten der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) wollten gemeinsam mit anderen ölfördernden Nationen wie Russland über eine Deckelung der weltweiten Erdölproduktion beraten. So sollte der seit Jahren fallende Preis stabilisiert werden. Denn die geförderte Menge Öl übersteigt die tatsächlich verbrauchte um fast zwei Millionen Barrel pro Tag, wie die Internationale Energieagentur ausgerechnet hat. Ein Barrel entspricht etwa 159 Litern. Ein gemeinsames Vorgehen der Ölländer soll vor allem an Saudi-Arabien gescheitert sein, das einer Einigung nur im Falle einer Beteiligung des Irans zugestimmt hätte. Teheran hatte keinen Vertreter nach Doha geschickt.
Warum gibt es ein Überangebot an Erdöl?
Fast alle großen Ölproduzenten haben ihre Kapazitäten in den vergangenen Jahren erhöht. Gleichzeitig ist die Nachfrage nur leicht gestiegen. Die USA haben durch ihre Fracking-Technologie, also den Abbau von Öl aus tieferliegenden Gesteinsschichten, nun selbst deutlich mehr Öl zur Verfügung, das sie sonst hätten importieren müssen. Auch der Iran mischt wieder kräftig auf dem Markt mit, nachdem die Wirtschaftssanktionen gegen das Land aufgehoben wurden. Zwischen den Konkurrenten auf dem Ölmarkt ist ein harter Wettkampf entbrannt.
Wie hat sich der Ölpreis entwickelt?
Nach dem Scheitern der Gespräche in Doha sank der Preis gestern zunächst deutlich unter 40 Dollar pro Barrel der Nordseesorte Brent, erholte sich dann aber wieder auf rund 43 Dollar. Zum Vergleich: Vor drei Jahren kostete ein Barrel derselben Sorte mehr als 110 Dollar.
Wie geht es auf dem Ölmarkt jetzt weiter?
In den USA meldeten in den vergangenen Monaten mehrere Fracking-Unternehmen Insolvenz an. Auch in anderen Ländern gibt es wegen des niedrigen Preisniveaus Probleme, kostendeckend zu produzieren. „Eine Einigung auf eine Deckelung der Fördermenge ist trotzdem nicht in Sicht“, sagt Steffen Bock, Geschäftsführer von „clever-tanken.de“. Im Juni soll es erneut zu einem Treffen der ölfördernden Länder kommen.
Welche Auswirkungen hat das auf den Preis für Benzin und Diesel?
Am Montag war von fallenden Ölpreisen an den Tankstellen noch nichts zu spüren. „Das ist ein altbekannter Effekt“, sagt Bock. Bis niedrigere Ölpreise zu den Kunden vordringen, würde es stets einige Tage dauern. „Wird Öl teurer, geht es meist ganz schnell.“ Der Kraftstoff-Experte vermutet, dass Benzin und Diesel ab heute wieder einige Cent günstiger werden könnten.
Bleiben die Kraftstoffpreise auch in Zukunft günstig?
„Es ist unmöglich, eine sichere Prognose abzugeben“, sagt Andreas Hölzel vom ADAC. Experte Bock von „clever-tanken.de“ kann momentan zumindest keinen Grund erkennen, warum sich die Spritpreise in den nächsten Monaten deutlich erhöhen sollten. Das klingt nach einer guten Nachricht für Verbraucher. Und auch die Internationale Energieagentur rechnet damit, dass das Öl-Angebot die Nachfrage in diesem Jahr weiter übersteigt. Die höhere Nachfrage in wachsenden Ländern wie Indien könnte aber dazu führen, dass die Preise für Öl, also auch Benzin und Diesel, zum Jahresende hin wieder leicht steigen.
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