Die begehrte Raffinerie
Insolvenzverwalter meldet weltweit reges Interesse. Investorenprozess eingeleitet
Ingolstadt Die Rettung der Ingolstädter Petroplus-Raffiniere scheint in Sichtweite. Jedenfalls schwingt in einer Erklärung des vorläufigen Insolvenzverwalters Michael Jaffé von gestern viel Optimismus mit.
Gut zwei Wochen nach dem Insolvenzantrag der Konzernzentrale in der Schweiz konnte der Betrieb in Ingolstadt laut Jaffé technisch und wirtschaftlich so weit stabilisiert werden, dass jetzt der Investorenprozess eingeleitet werden kann. Jaffé spricht von einem weltweiten „regen Interesse“. Woher die potenziellen Käufer kommen, lässt er aber offen. Die Anfragen müssten erst sauber ausgewertet werden, hieß es gestern.
Einiges deutet darauf hin, dass auch Interessenten angeklopft haben, die selbst über Rohöl verfügen: Die Raffinerie wird in diesen Tagen weiter zurückgefahren und bald nur noch in einem stabilen Stand-by-Betrieb laufen. Das nimmt beim Insolvenzverwalter den finanziellen Druck, weil kein neues Rohöl gekauft werden muss. Und es erhöht gleichzeitig den Anreiz für alle Kaufinteressenten, die jederzeit selbst ausreichend Rohstoff über die Pipeline nach Ingolstadt schicken können, wenn sie die Anlage kaufen, aber keine vollen Tanks mit fremdem Öl mit erwerben müssen.
Außerdem werden neue Organisationsstrukturen geschaffen, damit die Raffinerie bald schon selbstständig wirtschaften kann. Momentan sei ein Alleingang der Raffinerie Ingolstadt auf dem europäischen Markt nicht möglich. Noch bestehende Abhängigkeiten würden aber sukzessive abgebaut. Unter anderem arbeite man mit Hochdruck am Aufbau einer eigenen Verwaltung und Buchhaltung. Bis zur Pleite hat die Konzernzentrale in der Schweiz noch die gesamte Steuerung und die Abrechnung erledigt, ebenso den Rohöleinkauf und das Risikomanagement.
Ingolstadt ist der wichtigste Betrieb von Petroplus in Deutschland. Die Raffinerie deckt weite Teile der Kraftstoff- (etwa 30 Prozent) und Heizölversorgung (rund 22 Prozent) in Bayern und Österreich ab. Vom Insolvenzverfahren betroffen sind 420 Mitarbeiter: 90 im Marketing und Vertrieb bei den Petroplus-Gesellschaften Bayern und Deutschland, 330 am Standort Ingolstadt. Dort herrscht jetzt wieder sehr viel Zuversicht in der Belegschaft.
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