Krisen-Gipfel zu Weltbild-Rettung: Mittwoch wird es ernst
Mittwoch könnte ein entscheidender Tag für die Mitarbeiter des insolventen Weltbild-Konzerns werden. Bei einem Krisen-Gipfel soll sich entscheiden, ob Paragon doch noch aussteigt.
Österreicher sind einfach einmalig. Wo Deutsche oft steif und trocken formulieren, ziehen unsere Nachbarn zwischenmenschliche Angelegenheiten gezielt ins Persönliche. Manchem Germanen sträuben sich da die Nackenhaare, andere fühlen sich auf das Charmanteste umschmeichelt. So nennt der österreichische Industrielle Josef Taus die Manager der an Weltbild interessierten Investmentgesellschaft Paragon die „netten Burschen aus München“. Der 81-jährige Chef einer Handelsgruppe, zu der preisbewusste Ketten wie Mäc-Geiz und Pfennigpfeiffer gehören, hätte Weltbild selbst gern übernommen, doch ihm war die Sache erst einmal zu teuer. In der Zeitung Der Standard redet er nicht um den heißen Brei herum: „Neben dem Kaufpreis hätten wir noch 100 bis 150 Millionen Euro gebraucht.“
Verschiedene Meinungen, wie viele Mitarbeiter entlassen werden
Taus spekuliert nach wie vor, zumindest Teile von Weltbild zu ergattern. Könnte der einstige Chef der Österreichischen Volkspartei – kurz ÖVP – schon bald wieder als Investor gefragt sein? Schließlich war nach Informationen unserer Zeitung zuletzt der Eindruck entstanden, dass die „netten Burschen aus München“ schlechte Laune haben und kurz davor stehen, ihr Angebot für Weltbild zurückzuziehen. Von „Wut und Verärgerung“ aufseiten der Paragon-Manager war die Rede. Wie es heißt, hätten die Investoren das Verhalten der für Weltbild zuständigen Augsburger Verdi-Funktionäre gar nicht nett gefunden. Wie so oft in solch heiklen Phasen einer Insolvenz gingen die Meinungen darüber auseinander, wie viele und welche Mitarbeiter entlassen werden müssen.
In unserer Zeitung vorliegenden und als „streng vertraulich“ gekennzeichneten Papieren ist von einer „zusätzlichen Anpassung“ von Arbeitsplätzen die Rede. Und diese wird auf „150 +/- 10 Prozent“ beziffert. Nach der Unterlage entfallen 100 Stellen auf die Verwaltung und 50 auf die Logistik. Aus Sicht von Verdi-Verantwortlichen, die gestern nicht für eine Stellungnahme erreichbar waren, muss das alles unnett wirken, zumal, wie es hinter den Kulissen heißt, reichlich Streitpunkte zwischen Paragon und den Gewerkschaftern bestehen. Die Finanziers beabsichtigen, die Zahl der Weltbild-Logistik-Zentren auf ein bis zwei zu verringern, während Betriebsräte dem Vernehmen nach für eine höhere Zahl an Standorten kämpfen.
All das könnte heute zur Sprache kommen, wenn es nach Informationen unserer Zeitung in München zum Weltbild-Krisengipfel kommt. Am Dienstagabend war offen, ob Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und die Paragon-Vertreter sich doch noch einigen oder der Einstieg der Investmentgesellschaft an einer langen Liste von Streitpunkten scheitert. Aus einem wiederum „vertraulichen“ Schreiben der Paragon-Manager an Geiwitz vom 4. Juli, das unserer Zeitung bekannt ist, lässt sich etwas Hoffnung für die nervlich im Übermaß strapazierten Weltbild-Mitarbeiter schöpfen: „Wir sind nach wie vor daran interessiert, uns als Mehrheitsinvestor bei Weltbild zu engagieren.“ Klingt, um das Wort von Taus aufzunehmen, eher nett als nach einer Kampfansage.
Die Diskussion ist geschlossen.