Mexiko, Kanada und die USA ringen um den Freihandel
Seit mehr als 20 Jahren gilt das Abkommen Nafta. Nun wird es nachverhandelt
Was hat Donald Trump im Wahlkampf über dieses Abkommen gewettert: „Der schlechteste Deal, der jemals unterzeichnet wurde“, sei Nafta – das nordamerikanische Handelsabkommen zwischen den USA, Kanada und Mexiko. Von heute an wird das derzeit – je nach Lesart noch vor dem EU-Binnenmarkt – größte Freihandelsabkommen der Welt nachverhandelt. So ganz wollte der Präsident dann wohl doch nicht in den Sand setzen, was drei seiner Vorgänger in mühsamer Arbeit aufgebaut haben.
Denn Nafta hat in den vergangenen mehr als 20 Jahren zumindest aus US-Sicht ganze Arbeit geleistet: Der Handel zwischen den drei Teilnehmer-Ländern vervierfachte sich. Die reale US-Wirtschaftsleistung verdoppelte sich – wenngleich der Anteil von Nafta daran umstritten ist. Unbestritten bleibt: Kanada und Mexiko sind die größten Abnehmer von Exporten aus den USA. Kanadas Exporte gehen zu zwei Dritteln in die USA, Mexikos zu 80 Prozent.
Mexiko, das Land, dessen Bürger Trump verunglimpfte und gegen das er eine Mauer bauen will, profitierte von dem Abkommen aber nicht so stark. Die Armutsrate hat sich von 1994 bis 2012 praktisch nicht geändert, genauso wenig wie eine Anpassung der Reallöhne, wie das Center for Economic and Policy Research in Washington herausfand. Beim Wachstum fiel Mexiko sogar hinter andere lateinamerikanische Länder zurück. Wie das ohne Nafta gewesen wäre, bleibt offen. Auch deshalb sieht die Regierung in Mexiko-Stadt Nafta als Erfolg.
Doch in Teilen hält auch Mexiko den Vertrag für nicht mehr zeitgemäß und möchte etwa Themen wie Energie, elektronischen Handel und den Schutz geistigen Eigentums geregelt sehen. Und die Mexikaner wollen um jeden Preis die Einführung neuer Zölle verhindern, die Trump ins Spiel gebracht hat, um der Abwanderung von Firmen zum Nachbarn vorzubeugen. „Solange das Ziel, die Handelsbilanz auszugleichen, nicht die Einführung von Zöllen oder Quoten bedeutet, können wir darüber reden“, sagte Mexikos Wirtschaftsminister Ildefonso Guajardo zuletzt dem Fernsehsender CNN. An anderer Stelle stellte der Minister klar, dass sein Land auch über Druckmittel verfügt: „Wenn sie uns beim Handel nicht gut behandeln, können sie auch keine Zusammenarbeit bei Sicherheit und Migration erwarten.“
Klar ist aber auch: Die großen US-Unternehmen haben Mexiko seit 1993 vor allem als Billiglohn-Standort genutzt und Produktionsanlagen auf neue Werke südlich der Grenze verlagert. 1993 hatten die USA mit Mexiko noch einen Handelsüberschuss von 1,7 Milliarden US-Dollar. 20 Jahre später stand schon ein Defizit von 50 Milliarden Dollar zu Buche. US-Ökonomen gehen davon aus, dass auf US-Boden dadurch 600000 Arbeitsplätze verloren gingen. Mexiko baute in derselben Zeit allein im Automobilsektor mehr als 300000 Arbeitsplätze auf. Andererseits: zwei Millionen Jobs in den USA hängen vom Handel mit Mexiko ab. Und: Erst die Produktionsmöglichkeiten in Mexiko haben die USA konkurrenzfähig mit dem großen Wettbewerber China gemacht.
Das Verhältnis aller drei Partner soll nun besser werden. Zumindest die mexikanische Seite bereitet sich aber darauf vor, dass Trump die Verhandlungen abbricht und die USA aus Nafta aussteigen. „Ich würde dieses Szenario nicht ausschließen“, sagte Guajardo. Als Plan B verstärkte das Land deshalb seine Handelsbeziehungen zu anderen Ländern auf der Welt. (dpa)
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