Mietwagenkonzept Car2go verschwindet aus Ulm
20 000 Nutzer müssen künftig ohne die Leih-Smarts auskommen: Warum die Daimler-Tochter Car2go den Betrieb in ihrer Geburtsstadt zum Jahresende einstellt.
Car2go, das Automietsystem von Daimler, zieht sich aus der Stadt zurück, in der alles begann. Zum Jahresende werden die teils elektrisch betriebenen Leih-Smarts aus dem Stadtbild von Ulm verschwinden. In der Donaustadt hatte der Daimler-Konzern 2009 die kleinen Mietautos, die von jedermann jederzeit für eine Minutengebühr ausgeliehen werden können, zuerst eingeführt und getestet. Inzwischen läuft Car2go in 29 Städten und Ballungsräumen in Europa und Nordamerika – doch ausgerechnet am ersten Standort wurde die Gewinnzone nie erreicht. Deshalb zog Daimler nun die Reißleine, wie Car2go-Europasprecher Andreas Leo unserer Zeitung bestätigte.
Konzept auf größere Städte ausgelegt
Dass in Ulm mit den Mietflitzern auch nach Jahren keine schwarzen Zahlen geschrieben wurden, war bereits seit längerem bekannt. Leo zufolge habe der Konzern auch gar nie damit gerechnet, dass sich das System in Ulm rentiere. Dafür gebe es in der Region einfach zu wenig potenzielle Nutzer. Das Konzept sei auf Ballungsräume mit mindestens 500 000 Einwohnern ausgelegt. Ulm sei der Testmarkt gewesen, in dem es vor allem darum gegangen sei, die zugrunde liegende Technik zu perfektionieren.
Weil aber auch das Kundeninteresse anfangs groß gewesen sei, habe Daimler das Projekt weiterlaufen lassen und mit verschiedenen Maßnahmen versucht, in die schwarzen Zahlen zu kommen. So wurden eine einmalige Registrierungsgebühr und ein Zuschlag für die Nutzung in abgelegeneren Gebieten eingeführt. Auch die Flotte wurde verkleinert – auf derzeit noch 200 Autos. Der Minutenpreis war bereits auf 31 Cent geklettert – an den anderen deutschen Standorten, etwa Hamburg, sind es 29 Cent. Trotz aller Versuche sei nun klar, dass es zum profitablen Betrieb nicht reichen werde, sagte Leo.
Car2go hatte in der Region 20 000 Nutzer
Betroffen sind auch Neu-Ulm und Senden, die derzeit ebenfalls noch Teil des örtlichen Mietnetzwerks sind. Insgesamt hatte Car2go in der Region rund 20 000 Nutzer – viele waren eingestiegen, als noch keine Registrierungsgebühr fällig war. Kunden, die sich erst kürzlich kostenpflichtig registriert haben, sollen entschädigt werden, die Bedingungen stehen aber nach Firmenangaben noch nicht fest. Arbeitsplätze sind nach Information des Sprechers von der Rückzugs-Entscheidung nicht betroffen.
Die Geschäfte wurden zuletzt über einen örtlichen Autovermieter abgewickelt. Und die Softwareentwicklung für den Mietfahrzeugbereich im Daimler-Forschungszentrum auf dem Ulmer Eselsberg gehe unverändert weiter, betont Andreas Leo.
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