Wärme aus kleinen Kapseln
Pellets haben noch einen geringen Anteil auf dem Markt. Gerda und Alfred Häusler aber sind von den Holzkügelchen überzeugt. Für sie zählt nicht nur das Argument, unabhängig vom Öl zu sein.
Allein der Geruch spricht nach Ansicht von Gerda Häusler für ihr Heizungssystem. Wenn der Tankwagen vorfährt und drei Tonnen Pellets in das Silo im Keller pumpt, dann rieche es so schön nach Holz, sagt sie. Bei der alten Heizung, die zuvor in ihrem Reiheneckhaus eingebaut war, habe es nach Öl gestunken.
Seit mittlerweile zwölfeinhalb Jahren versorgt eine Pelletheizung das Haus von Gerda und Alfred Häusler in Stadtbergen bei Augsburg mit Wärme. Ein guter Zeitraum, um von Erfahrungen zu berichten.
So funktioniert Heizen mit Pellets
Das System ist gekoppelt mit einer Solaranlage auf dem Dach. Holzpellets sind ein Energieträger aus nachwachsendem Rohstoff. Holzabfälle, vor allem Sägereste, werden dafür zerkleinert, getrocknet, zu einer Art Nudeln gepresst und in kleine Kapseln geschnitten. Sie werden in einem Heizkessel verbrannt. Die zurückbleibende Asche kann im Hausmüll entsorgt werden.
Der Heizkessel im Keller der Häuslers ist zylinderförmig, etwa einen Meter hoch und einen Meter im Durchmesser. In ihm läuft die Verbrennung vollautomatisch ab, wenn der Warmwasserspeicher, ein etwa doppelt so großer Kasten, die Wärme anfordert. Die Pellets lagern in einem Stoffsilo im Nebenraum. Diese Lösung sei platzsparender als ein sperriger Tank, sagen Experten. Über eine Förderschnecke kommen die Holzkapseln in den Heizkessel.
Alfred Häusler zieht eine Schublade am Fuß des Kessels heraus. Darin sammelt sich die Asche. Noch ist es nicht viel. „Drei oder vier Mal im Jahr muss sie geleert werden“, sagt Häusler. Mit der Technik sind er und seine Frau sehr zufrieden. In den zwölfeinhalb Jahren seit Inbetriebnahme musste bislang nur der Motor der Förderschnecke ersetzt werden, erzählen die Rentner. Ihr Jahresverbrauch liegt bei drei Tonnen Pellets. Für eine Lieferung mit der Menge haben die Häuslers zuletzt rund 800 Euro bezahlt. Sie kaufen bei einer Firma in Wertingen. Es gibt aber noch zahlreiche andere Anbieter in der Region.
Die Zahlen zeigen: Mit Pellets kann man sparen
Der Pelletpreis hat gegenüber dem Ölpreis einen Vorteil: Er schwanke nicht so stark, sagen die Häuslers. Als ihre alte Ölheizung in die Jahre gekommen war und ausgetauscht werden musste, war die Preisentwicklung das Hauptargument für die neue Technik, wie Gerda Häusler erzählt: „Das Öl ist immer teurer geworden.“ Zudem findet sie es beruhigend zu wissen, dass die Pellets in Deutschland hergestellt werden. „Beim Öl bin ich immer aufs Ausland angewiesen.“
Robert Kühnel kann mit Zahlen belegen, was der Einbau der neuen Heizung und eine bessere Dämmung des 1974 gebauten Hauses gebracht haben. „55 bis 60 Prozent Einsparung beim Energieverbrauch“, sagt der Inhaber eines Ingenieurbüros in Thierhaupten (Kreis Augsburg). Er berät Hauseigentümer im Auftrag der Regionalen Energieagentur Augsburg.
Kühnel rechnet die Kosten des Energieträgers auf eine Kilowattstunde um. Demnach sind Pellets mit fünf Cent sehr günstig, Gas und Heizöl waren in den vergangenen Jahren im Durchschnitt teurer. Angesichts des zuletzt stark gesunkenen Rohölpreises kann der Heizölpreis den Pelletpreis allerdings gegenwärtig unterbieten.
Tatsächlich hat der massive Preiseinbruch am Ölmarkt den Absatz neuer Pelletheizungen im vergangenen Jahr gebremst, wie der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband, kurz DEPV, mitteilt. Statt eine Pelletheizung zu kaufen, haben viele Hausbesitzer zuletzt wieder mehr auf die klassische Ölheizung gesetzt. Ohnehin sind die mit Holzkapseln befeuerten Anlagen in Deutschland noch ein Nischenprodukt. 257.500 Pelletheizungen zählte der DEPV 2015 im Bundesgebiet. Bei den Bayern ist die Technik aber besonders beliebt. Gut ein Drittel der Anlagen steht im Freistaat.
Für ein umweltfreundlicheres Heizen
Der Verband wirbt aus Klimaschutzgründen für das Heizen mit erneuerbaren Energien. Bei der Verbrennung werde weniger Kohlendioxid erzeugt. Mit der Förderung von Pelletheizungen könne der Bund seine Klimaschutzziele deutlich günstiger erreichen als mit anderen Maßnahmen, sagt der DEPV.
Der Umweltschutzgedanke und Preisvergleiche reichen aber oft nicht aus, um Hauseigentümer von der Pelletheizung zu überzeugen, weiß Energieberater Robert Kühnel aus Erfahrung. „Viele wollen nicht so viel Platz hergeben“, sagt er. Eine Gasheizung nehme nur halb so viel Raum ein wie eine Pelletheizung mit Lager. Hinzu kommen höhere Anschaffungskosten. Etwa 28000 Euro koste eine komplette Heizungsanlage wie die bei Gerda und Alfred Häusler, sagt Kühnel – deutlich mehr als eine Öl- oder Gasheizung.
Die höhere Investition hat das Ehepaar aus Stadtbergen nicht abgeschreckt. Sehr zufrieden sind die Senioren auch mit der Solaranlage. Im Sommer reicht die Leistung der Kollektoren aus, um Warmwasser zu erzeugen. Zudem kann Gerda Häusler auch beim Waschen sparen. Sie zeigt auf einen vorgeschalteten kleinen Kasten über ihrer Waschmaschine. Wenn die Sonne scheint, leitet dieses Gerät bereits warmes Wasser in die Waschtrommel. „Dann muss die Maschine nicht aufheizen“, sagt sie. AZ
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