Zwangsurlaub für Eurocopter-Mitarbeiter
Der EC 135 ist für Eurocopter in Donauwörth so etwas wie der Golf für VW in Wolfsburg: ein Verkaufsschlager. Nun bereitet das Wunderkind der Firma aber Sorgen.
Der EC 135 ist für Eurocopter in Donauwörth so etwas wie der Golf für VW in Wolfsburg: ein Verkaufsschlager, der über viele Jahre dem Unternehmen gute und stabile Umsätze bringt. Nun bereitet der sogenannte leichte, zweimotorige Hubschrauber der Firma aber Sorgen. Die Zahl der Bestellungen ist offenbar stark rückläufig. Genaue Zahlen möchte Eurocopter nicht nennen. „Die derzeitige Buchungslage liegt hinter den Erwartungen zurück“, heißt es aus dem Unternehmen. Tatsache ist, dass beim EC 135 die Fertigung in Donauwörth nicht mehr ausgelastet werden kann. Deshalb reagiert Eurocopter: Etwa 150 Beschäftigte in diesem Bereich werden um Weihnachten quasi in einen zweiwöchigen Zwangsurlaub geschickt.
Markt ist abgekühlt und Konkurrent erstarkt
Für die Betroffenen ist dieser Schritt ohne finanzielle Folgen. Sie nehmen die entsprechenden Stunden von ihrem Zeitkonten. Die seien gut gefüllt, ist von Eugen Walter, dem Vorsitzenden des Betriebsrats, zu hören. Experten nennen für die Flaute beim EC 135 mehrere Gründe. Der Markt für Hubschrauber dieser Art sei allgemein abgekühlt, der italienisch-britische Konkurrent Augusta-Westland sei wieder erstarkt und möglicherweise habe Eurocopter zu lange damit gewartet, den EC 135 zu optimieren.
Leistungsstärkere Version soll kommen
Immerhin möchte die Firma im Laufe des kommenden Jahres eine leistungsstärkere Version auf den Markt bringen. Mit diesem Schritt sowie mit „verstärkten Verkaufsaktivitäten“ will man den Sinkflug des Erfolgsmodells stoppen, das 1996 seine Premiere feierte und seitdem mehr als tausend Mal einen Abnehmer fand. Unter anderem wird der EC 135 häufig als Rettungsflieger eingesetzt.
Absatzprobleme sorgen für Spekulationen
Die Absatzprobleme sorgen derzeit im Werk, in dem durch den fast abgeschlossenen Umzug der Entwicklungsabteilung von Ottobrunn mittlerweile rund 6800 Menschen arbeiten, durchaus für Unruhe und Spekulationen.
Immerhin sind neben der 5800-köpfigen Stammbelegschaft auch etwa 1000 Leiharbeiter in Donauwörth tätig. Arbeitsplätze sieht der Betriebsrat nach derzeitigem Stand nicht in Gefahr. „Unsere Gesamtauslastung ist weiterhin stabil, auch in den Folgejahren“, beruhigt auch Firmensprecherin Julia Sailer.
Eurocopter hat eine zweite „Baustelle“
Eurocopter hat neben dem EC 135 derzeit eine zweite „Baustelle“. Der etwas größere EC 145 T 2 – er ist das stark überarbeitete Nachfolgemodell des EC 145 und wird ausschließlich in Donauwörth gefertigt – kann nicht wie geplant von Dezember an ausgeliefert werden. Für die Maschine fehlt noch die Zulassung. Die Integration der neuen Technik im Cockpit benötige mehr Zeit als geplant, teilt die Firma mit. Die Serienproduktion werde voraussichtlich Mitte 2014 anlaufen.
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