Die Baustellen des Herrn Haderthauer
Der vorläufig suspendierte Hubert Haderthauer steht heute wieder vor Gericht. In dem Strafprozess geht es um Betrug und Steuerhinterziehung. Das ist nicht sein einziges Verfahren.
Am Mittwoch ist im Landgericht München II der nächste Verhandlungstag im Betrugs- und Steuerhinterziehungsverfahren gegen den vorläufig vom Dienst suspendierten Ingolstädter Landgerichtsarzt Hubert Haderthauer angesetzt. Dieser Strafprozess ist aber nicht das einzige Verfahren, in dem sich der Ehemann der wegen der Modellbau-Affäre zurückgetretenen früheren Staatskanzlei-Chefin Christine Haderthauer (CSU) verantworten muss.
Früherer Geschäftspartner Ponton hat Haderthauer auf Schadensersatz verklagt
In unmittelbarer Beziehung zu dem Strafverfahren am Landgericht München steht ein Zivilverfahren. In diesem bürgerlichen Rechtsstreit hat Roger Ponton, der frühere Geschäftspartner von Hubert und Christine Haderthauer bei Sapor Modelltechnik den Landgerichtsarzt auf Schadenersatz in sechsstelliger Höhe verklagt. Ponton war es auch, der im Strafverfahren die Betrugsanzeige erstattet hatte. Der „konservativ geschätzte“ Gegenstandswert der Zivilklage liegt laut Pontons Nürnberger Anwalt Malte Magold bei zunächst 300000 Euro. Hintergrund seien „Ungereimtheiten“, zu denen es laut Magold beim Verkauf von Sapor Modelltechnik 2008 gekommen sein soll und die auch Gegenstand des Strafprozesses heute vor dem Landgericht München sind.
Für das Unternehmen, an dem die Haderthauers nacheinander beteiligt waren, hatten psychisch kranke Straftäter über Jahre im Maßregelvollzug exklusive Oldtimer-Modelle hergestellt. Und zwar unter der Anleitung des verurteilten Dreifach-Mörders Roland S. 2008 hatte Haderthauer Sapor Modelltechnik an den mit ihm befreundeten Ingolstädter Heinrich S. verkauft. Allerdings ohne das Wissen Pontons und – so Anwalt Magold – „zu bemerkenswert günstigen Konditionen“. Man einigte sich 2011 deswegen auf einen Vergleich (20 000 Euro in vier Raten für Ponton). Den hatte Anwalt Magold aber später im Auftrag Pontons angefochten. Der Grund dafür: Nach seinem Kenntnisstand seien „definitiv falsche Angaben zu Umsatz und Ertragswirklichkeit von Sapor Modelltechnik gemacht worden“.
Wann es zum Prozess kommt und vor welchem Gericht er ausgetragen wird, entscheidet der 34. Zivilsenat, wie ein Sprecher des Oberlandesgerichts München mitteilte. Bis wann ist noch offen. Am Landgericht Ingolstadt, wo die Klage von Magold zunächst eingereicht wurde, hatte man sich für befangen erklärt. Die allermeisten Richter kennen Haderthauer seit Jahren.
In dem Zivilverfahren Roland S. gegen Hubert Haderthauer muss Richter Frank Tholl am Landgericht München I klären, wem das allererste Modellauto, ein Rolls-Royce, gehört. S. hatte ihn gebaut, später aber Haderthauer überlassen. Unter welchen Umständen und was aus dem Auto wurde, ist unklar. Am vergangenen Verhandlungstag war ein wichtiger Zeuge nicht erschienen. Nach Angaben eines Gerichtssprechers soll wohl im April weiterverhandelt werden.
Der Freistaat Bayern fordert Geld von Haderthauer zurück
In einem weiteren – von der Modellbau-Affäre vollkommen unabhängigen – Zivilverfahren am Landgericht München I schließlich fordert der Freistaat Bayern wegen umstrittener Abrechnungen von Laborleistungen Geld von Haderthauer zurück. Wie eine Sprecherin des Justizministeriums bestätigte, belaufe sich die zur Verhandlung stehende Summe inzwischen auf rund 88000 Euro für die Jahre 2004 bis 2006. Hintergrund sind möglicherweise unrechtmäßig abgerechnete Laborleistungen für Drogen-Screenings bei verurteilten Straftätern. Haderthauers Anwalt, Gerd Tersteegen, bestreitet die Rechtmäßigkeit der Rückforderung des Freistaates. Im März wird weiter verhandelt.
Im Strafprozess am Mittwoch soll zunächst einer von Haderthauers Bekannten der ersten Modelbau-Stunden von Richter Rupert Heindl gehört werden. Fritz S. war früher als Werkzeugmacher für Sapor Modelltechnik engagiert. Nachdem ihn der Zoll allerdings in einem mit Drogen beladenen Auto erwischt hatte, schied er als Gesellschafter von Sapor Modelltechnik aus. Aussagen muss zudem die Ingolstädter Mitarbeiterin von Christine Haderthauer.
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