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Warten auf Schnee
08.01.2016

Dieser Winter wundert das Land

Auf der Suche nach dem Winter: Hier in Nesselwang liegt noch kaum Schnee.
Foto: Ralf Lienert

Wandern an Weihnachten, Inlineskaten nach Dreikönig – wer versteht noch dieses Wetter? Eine Reise von Nordschwaben ins Allgäu, immer auf der Suche nach Schnee.

Was ist das nur für ein verrückter Winter? Ein Dezember, der auch als März durchgegangen wäre. Feiertage, die so mild waren, dass sie gar als „Warmnachten“ verspottet wurden. Und Skigebiete, in denen Betreiber ebenso wie Wintersportler vor allem auf eines warten: Schnee. Endlich Schnee.

Rudi Stöckl hat ihn gefunden. Wenige Meter vor seiner Haustür, in Übersfeld im Kreis Donau-Ries. Da steht der 63-Jährige jetzt, die Hände in den Jackentaschen vergraben, und schüttelt trotzdem den Kopf. Weil er mit dieser dünnen, weißen Schicht nichts anfangen kann. Weil der Schnee auf viel zu warmen Boden gefallen ist. Und es auch noch geregnet hat. Dabei will Stöckl nur eines: den Skilift am Kaiserschachen in Betrieb nehmen.

Vor ein paar Tagen noch standen die Chancen gut. Schließlich hatte es geschneit. Mit dem Motorschlitten hat Stöckl die beiden Abfahrten, 270 und 300 Meter lang, plattgewalzt. Hat die 33 Schlepplift-Plätze vorbereitet. Und gehofft. Dass es kalt genug wird, damit die Kinder mit Skiern und Schlitten kommen können. „Denn sobald der erste Schnee fällt, steht bei uns das Telefon nicht mehr still“, sagt Stöckl.

Wenn Übersfeld, das Dörfchen mit seinen 27 Einwohnern, für irgendetwas bekannt ist, dann für den kleinen Skilift, der einzige hier in der Gegend. Stöckl ist der Mann dahinter. Der, der im Herbst die Bäume zurückschneidet, der die Seile am Lift aufzieht, der die Pisten präpariert und den Kindern auch mal in den Schlepplift hilft. Er hat hier das Skifahren gelernt, wie viele andere aus der Gegend, die jetzt mit den Enkelkindern hierherkommen. Doch wie soll es weitergehen, wenn der Schnee immer weniger wird? Im vergangenen Winter hatte der Skilift nur neun Tage geöffnet, das Jahr davor gar nicht.

Waren die Winter früher strenger?

Vielleicht ist es ja wirklich so – dass die Winter früher einfach strenger waren, die Temperaturen kälter, der Schnee höher? Oder ist das nur so ein trügerisches Gefühl, das sich einschleicht, jetzt, wo man wieder im Auto sitzt und die Felder umso grüner werden, je weiter man Richtung Augsburg kommt? Der Schnee, der hier vor ein paar Tagen fiel, war ein paar Stunden später wieder weggetaut. Die Sonne blendet, als es weitergeht, die Landstraße in Richtung Günztal. Die Felder glitzern. Eigentlich möchte man aussteigen, spazieren gehen, die frische Luft einatmen, die eigentlich nach Frühling riechen muss.

Das genau ist doch das Problem, sagt Willi Schindele. 20 Kilometer hinter Mindelheim, in Ronsberg, steht er in seinem Sportgeschäft. 1500 Quadratmeter voller Skier, Snowboards und Skischuhe, Langlaufbekleidung, Schneejacken und Handschuhe. Der Renner aber war zuletzt etwas anderes. „Die Leute kaufen Bergschuhe“, sagt Schindele. Und dass das Weihnachtsgeschäft, die wichtigste Zeit des Jahres, eine Katastrophe war: 50 Prozent weniger Umsatz hat er rund um die Feiertage gemacht. Die Aushilfen an der Kasse musste Schindele heimschicken – in einer Zeit, in der sonst Urlaubssperre herrscht. „Emotion“, sagt Schindele mit großen Augen. „Ohne Emotion geht es nicht.“ Und dass die Leute keine Skier kaufen, wenn das Gefühl für den Winter fehlt. Da bringen selbst Sonderangebote nichts. „Der Kunde kauft doch nichts, was er nicht brauchen kann.“ Skier ohne Schnee? Eher nicht.

Schindeles Sportgeschäft ist nach eigenen Angaben die Nummer eins im Allgäu für Skier. Die Kunden kommen aus Augsburg, sogar aus München und Stuttgart in die 1700-Einwohner-Gemeinde. Trotzdem wird das Geschäft immer unberechenbarer, klagt der Chef. Das gilt für seinen Sportladen, aber auch den Skiverleih, den er am Grünten betreibt. 80 Prozent des Umsatzes macht er während der Weihnachts- und Faschingsferien. „Die Hälfte ist schon mal weggebrochen.“

Dabei sahen die Vorzeichen vor ein paar Monaten noch ganz anders aus. Vom drohenden Jahrhundertwinter war die Rede. So hatte es zumindest Sepp Haslinger, der Rentner mit der Wetterkerze aus Oberbayern, prophezeit. Und jetzt? Kommt der Schnee einfach nur deutlich später? Oder kommt am Ende gar kein richtiger Winter mehr? Darüber hat Schindele auch schon nachgedacht. Was das bedeutet? Schindele hat keine Zeit, darüber nachzudenken, das Handy klingelt. Es geht um den Tourenski-Test am Grünten in einer Woche. „Das wünsch ich dir auch“, sagt Schindele. „Schnee!“

---Trennung _Wenn Wintersport einfach nicht möglich ist_ Trennung---

Wintersportler packen die Inlineskates aus

Wenige Kilometer weiter ist der Wunsch schon ein Stück Wirklichkeit geworden. Rund um Obergünzburg hat es gezuckert. Doch das Wintermärchen währt nicht lange. Ein Regenschauer, ein paar milde Grad später ist der Glitzer wieder weg. In Kempten etwa ist es an diesem Tag grün. So grün, dass ein Wintersportler kurzerhand die Inlineskates ausgepackt hat.

Felix Bittner war in den letzten Tagen schwimmen. Und wandern. Und auf dem Indoor-Spielplatz mit den Kindern. „Wir haben das Beste daraus gemacht“, sagt er. Seit zehn Jahren kommt der Mann aus Künzelsau nach Nesselwang – einmal im Sommer, einmal im Winter. Dieses Mal sollten Ben und Mia Skifahren lernen. „Hat nicht geklappt“, sagt der Achtjährige. Traurig ist er nicht. Weil es ja einmal geschneit hat, kurz bevor er nach Hause musste. Für ein paar Schlittenfahrten hat es gereicht. „Und daheim ist ja gar kein Schnee“, sagt er.

Ralf Speck, der an der Talstation steht, atmet durch. „Jetzt geht es aufwärts“, sagt er. Den ganzen Dezember war an seiner Alpspitzbahn nicht an Skibetrieb zu denken. Nun hat es ein wenig geschneit. Die Piste vom Berg zur Mittelstation ist offen. Doch einen Regentag später ist es im Tal wieder grün – und an Skifahren nicht mehr zu denken.

Ist das noch normal? Dieser Winter, in dem so gut wie kein Schnee fällt? Geschäftsführer Speck zuckt die Schultern. „Weihnachten war bei uns schon immer kritisch“, sagt er. Und dass es schon früher Jahre gegeben habe, in denen der Winter ausgefallen sei. Speck hat daraus seine Konsequenzen gezogen. Die Hälfte des Umsatzes macht die Bahn mittlerweile im Sommer, vor ein paar Jahren war es gerade ein Fünftel. Er sagt: „Jede Bahn in dieser Höhenlage muss einen Ganzjahresbetrieb haben.“

Mancherorts noch kein einziger Skitag

Wie brüchig dieser Winter ist, das können auch andere Liftbetreiber bestätigen. Am Tegelberg bei Schwangau gab es, wie in anderen, weniger hoch gelegenen Skigebieten im Allgäu, noch keinen einzigen Skitag. Andere klagen, dass ihnen 50 Prozent des Umsatzes fehlen, wenn der Skibetrieb während der Weihnachtsferien ausfällt. Die Frau, die an der Breitenbergbahn in Pfronten hinter der Scheibe sitzt, will nicht groß reden. Ob es geschneit hat? Ein paar Zentimeter, deutet sie – und zeigt auf das Schild. Noch kein Skibetrieb möglich, steht da. Ein paar Schneeflocken machen eben noch lange keinen Skitag.

Drinnen, im Dorf, ordnet Michaela Waldmann ihren Schreibtisch. Die Bürgermeisterin kommt gerade aus dem Urlaub. Na ja, so richtig weg war sie nicht, räumt die 47-Jährige ein. Wenn all die Touristen über Weihnachten nach Pfronten kommen und kein Winter ist, ist ans Ausklinken kaum zu denken. Schließlich muss Waldmann wissen, ob die Zusatzangebote bei den Gästen ankommen: Kartoffeldruck für Kinder und Christbaumschlagen für die Großen, Fackelwanderungen und Filzen, Wildfütterung und Wandern im Bachbett der Vils. Unzufriedene Gäste habe es in den Weihnachtsferien nicht gegeben, versichert Waldmann. „Aber natürlich wollen die Leute diesen Winterweihnachtszauber“, sagt sie und zeigt auf den druckfrischen Pfronten-Prospekt. „Schließlich werben wir ja auch damit.“ Nur herzaubern, räumt die Bürgermeisterin ein, könne sie den Schnee eben auch nicht.

Kann Pfronten überhaupt noch Wintersportort sein? Michaela Waldmann scheint auf diese Frage nur gewartet zu haben. „Wir sind kein St. Moritz und auch kein Oberjoch. Aber Wintersport ist für uns wichtig.“ Darum benötige die Gemeinde mehrere Standbeine, sagt sie – ein Naturskigebiet wie den Breitenberg und ein schneesicheres Gebiet. 3,5 Millionen Euro will die Kommune investieren, um das sogenannte Skizentrum erweitern und effektiver beschneien zu können. Die Diskussionen darüber, ob Pfronten das braucht, waren groß. Waldmann ist überzeugt davon – aber dass auch Alternativen nötig sind, wenn kein Schnee liegt. Schließlich kommt ein Drittel der 580000 Übernachtungsgäste in den Wintermonaten, vor allem Familien, die die Ruhe und das Naturerlebnis im Allgäu schätzen.

30 Kilometer weiter westlich und ein paar Meter höher bemüht Eric Enders ebenfalls Zahlen. 220000 Gäste kamen zuletzt noch ans Oberjoch, sagt der Bergbahn-Vorstand – 30000 weniger als vor sechs Jahren. Nicht, weil die Leute weniger Ski fahren. Nein, ein Teil davon ist in andere Gebiete abgewandert, sagt Enders. Nach Ofterschwang, nach Bolsterlang oder nach Oberstdorf. Die Konkurrenz in der Region ist groß. Jetzt will man die Skifahrer zurückgewinnen – mit drei neuen Bahnen, mit beheizten Sesselliften, mit besseren Beschneiungsanlagen. „Wir sind in eine neue Generation gestartet“, sagt Enders. 23 Millionen Euro hat man am Oberjoch in die Hand genommen. Ob sich das rechnet? Der Betriebswirt stutzt. „Wir mussten investieren, um zukunftsfähig zu bleiben.“

Eröffnung mit viel Tamtam - aber ohne Schnee

Kurz vor Weihnachten wurde das neue Skigebiet eröffnet. Mit viel Tamtam, dafür ohne Schnee. Aus dem letzten bisschen wurde ein Rodelberg für die Gäste gebaut, andere Touristen wanderten. Die Stimmung war trotzdem gut, sagt Enders. Jetzt, wo draußen dichte Flocken fallen, wo auch im Tal 30 Zentimeter Schnee liegen, wo seit ein paar Tagen alle Bahnen in Betrieb sind, sagt sich das wohl noch leichter. Oberjoch hatte Glück. In niedrigeren Lagen hat der Regen den Schnee weggespült, hier schneit es.

Doch es reicht nicht, wenn nur am Berg Schnee liegt und das Tal grün bleibt, ist Enders überzeugt. „Die Leute müssen erst einmal ihre Auffahrt frei geräumt haben, damit sie ein Gefühl für den Winter bekommen. Dann haben sie auch Lust zum Skifahren.“ Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Kommende Woche soll es Schnee geben, sagt der Wetterbericht. Aber davor dürfte es ordentlich regnen. Was ist das nur für ein verrückter Winter?

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