G8-Abitur: Viel besser, aber gleichzeitig auch viel schlechter
Beim ersten G8-Abitur gibt es Widersprüche. Eine genaue Analyse muss nun die Probleme aufspüren.
Nicht einmal jeder Zweite schafft die Abitur-Prüfung, das diesjährige Ergebnis sei das schlechteste seit Jahrzehnten, wird beklagt – in Rumänien. Dort wurde heuer mit massiven Überwachungsmaßnahmen jegliches Schummeln verboten: daher dieser Einbruch.
Dass in Bayern dreimal so viele Schüler des achtstufigen Gymnasiums (G8) beim Abitur durchgefallen sind wie im G9, liest sich mit einer Zahl von 2,82 Prozent im Vergleich dazu harmlos. Die Nichtbestehensquote des letzten G9-Jahrgangs liegt jedoch bei 0,83 Prozent, der Schnitt der letzten Jahre pendelte um ein Prozent.
Die Ursachenforschung ist noch nicht abgeschlossen. Die SPD forderte noch vor Beginn des neuen Schuljahres einen Bericht des Kultusministeriums. Dies sei um so nötiger, als durch das Eingreifen des Kultusministers Ludwig Spaenle (CSU) bei der Bewertung der Prüfungsergebnisse noch schlimmeres verhindert worden sei, so die Bildungspolitikerin Karin Pranghofer. Spaenle wurde vorgeworfen, das Leistungsniveau durch Korrekturvorgaben angehoben zu haben.
Tatsächlich hatte Spaenle „nachgesteuert“, wie er es selbst nennt. Wenn Schüler in den drei Pflichtfächern (Deutsch, Mathematik und Fremdsprache) keine fünf Punkte (Note 4) geschafft haben, dafür aber sonst in drei der insgesamt fünf Prüfungsfächer fünf Punkte hatten, war für sie durch die Minister-Maßnahme das Abitur schließlich doch erfolgreich. „Durch unser Nachsteuern wahren wir die Chancen der Schüler des ersten Jahrgangs des achtjährigen Gymnasiums“ sagte Spaenle.
„Viele Schüler sind an den hohen Hürden des G8 gescheitert“, sagt die Vorsitzende der Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien in Bayern, Susanne Arndt. Eine genaue Analyse müsse diese aufspüren, so Arndt. Man müsse sich die Ergebnisse genau anschauen. Eine Vermutung hat sie aber doch: Sie glaubt, dass die Jungen mit der schriftlichen Deutschprüfung besondere Probleme gehabt hätten. Die jungen Männer könnten ihr Wissen im Mündlichen besser anbringen.
Der Vorsitzende des bayerischen Philologenverbandes, Max Schmidt, sieht in der „zu geringen Stundenausstattung“ in den Pflichtfächern einen Grund. Mindestens vier Wochenstunden müssten es durchgängig in Deutsch, Mathematik und der Fremdsprache sein. Drüber hinaus fordert er kleinere Klassen, damit sich die Lehrer jedem einzelnen Schüler besser widmen können. Auch der Lehrplan steht in der Kritik. Lehrer beobachten, dass der Beginn der zweiten Fremdsprache in der sechsten Klasse die Schüler überfordere.
So wie man heute noch nicht genau weiß, warum so viele G8-Abiturienten die Prüfung nicht bestanden haben, so kann bisher auch noch niemand erklären, warum es fast ein Drittel mehr Einser-Abiturienten gibt. Die Elternvertreterin vermutet, dass dies der Lohn dafür sei, dass die Schüler „extrem fleißig“ gewesen seien. Außerdem käme vielen auch entgegen, dass die mündliche Note genauso viel zählt wie die schriftliche. In einem sind sich alle einig: Es gibt noch viel zu tun.
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