Schüler wollen nicht zurück zum G9
Verband preist sein Modell einer „flexiblen Mittelstufe“: Besser als das Intensivierungsjahr
Augsburg Gemeinsam mit Eltern- und Lehrervertretern, mit Bildungspolitikern und Parteivertretern saßen die Schüler am Runden Tisch, um über die Zukunft des bayerischen Gymnasiums zu beraten. Das, was am Ende als Konsenspapier vom Kultusministerium verschickt wurde, hat Ansgar Münichsdorfer und Amrei Stöckl vom Landesschülerrat enttäuscht.
Der Runde Tisch, erst von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) als das Forum angekündigt, bei dem alle Vorschläge durchdiskutiert werden sollen, habe sich als Farce entpuppt. Es sei wohl nur darum gegangen, das Modell des Kultusministeriums bekannt zu machen und sich dafür die Bestätigung abzuholen, sagt der 17-jährige Ansgar Münichsdorfer aus München. Damit wurde im Namen aller Teilnehmer eine Lösung präsentiert, die die Ruhe an den Gymnasien wieder herstellen soll. Er kritisiert, dass die verschiedenen Konzepte für eine verlängerte Mittelstufe nicht „vorbehaltlos“ geprüft und diskutiert wurden.
Vor allem am „Intensivierungsjahr“ machen die Schüler ihre Kritik fest. Es bestehe im Wesentlichen aus dem Wiederholen bereits behandelter Stoffe. Schüler könnten sich lediglich bei zwei Nebenfächern der Dopplung entziehen, indem sie in einem Jahr beispielsweise Geschichte und Geografie und im zweiten Jahr Biologie und Wirtschaft wählen. Die Schüler müssen sich dabei nach der achten Klasse entscheiden, ob sie ein Intensivierungsjahr brauchen. Da die Wahl nicht freiwillig ist, hängt die Schulkarriere von der Empfehlung des Lehrers ab, ob ein Schüler mehr Zeit zum lernen brauchen darf, so der Schülervertreter.
Der Landesschülerrat war mit einem eigenen Modell beim Runden Tisch angetreten. Eine „flexible Mittelstufe“ soll ebenfalls mehr Zeit zum Lernen schaffen. Dabei werden die Klassen acht bis zehn wahlweise in drei oder vier Jahren durchlaufen. Für ihn sei das kein Weg zurück zum G9. Das lehnte er auch entschieden ab. Aber jeder Schüler könne für sich entscheiden, ob er den langsameren Weg durch die Mittelstufe wählen wolle oder nicht. Bei der vierjährigen Variante werde der Stoff – anders als beim Intensivierungsjahr – allerdings über die Jahre so verteilt, dass es keine Wiederholungen gibt.
Wie das Kultusministerium spricht sich auch Münichsdorfer für mehr Ganztags-Angebote aus. Er und die 18-jährige Gymnasiastin Amrei Stöckel vom Landschulheim Marquartstein fordern mehr gebundene Ganztags-Gymnasien mit rhythmisiertem Unterricht. Schüler verlassen die Schule erst am späteren Nachmittag. Dann aber ohne Hausaufgaben.
Das Kultusministerium stellt bis zum 31. Juli eine Präzisierung seines Planes in Aussicht. Bis dahin sollen alle Gesprächsbeteiligten gehört werden, heißt es. Dann wird das Konzept im Kabinett beraten.
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