Beim Thema Flexibus wird der Ton schärfer
Diskussion um die Kosten des Transportsystems. Trotzdem gibt es in Ichenhausen einen einstimmigen Beschluss
Ichenhausen Waren das tatsächlich schon Vorboten des Wahlkampfs? Gut eineinhalb Jahre bevor die Bürger wieder Stadt- und Gemeinderäte, Bürgermeister und Kreistag wählen? Bei der Stadtratssitzung in Ichenhausen jedenfalls wurde am Dienstagabend der Ton für Momente schärfer als üblich. Reinhard Dauer (Freie Wähler) hatte sich „ein bisschen schockiert“ über die tatsächlichen Preise gezeigt, die für den Betrieb des Flexibusses entstehen. Markus Spengler (CSU) forderte Dauer auf, „nicht irgendwo anzufangen zu politisieren und einen vorgezogenen Wahlkampf zu starten“. Der Bürgermeister bemühte sich, die Wogen zu glätten.
Start soll am 15. Oktober sein
So viel vorweg: Der Flexibus soll auch im Raum Ichenhausen rollen, ab 15. Oktober, und alle Bürgervertreter sind angetan von dem neuen Angebot. Als „ein sehr, sehr positives Signal“ wertete Bürgermeister Hans Klement (CSU) den einstimmigen Beschluss des Stadtrats über die vorgeschlagene Wabeneinteilung, die Tarife und die Ermächtigung für den Rathauschef, den Vertrag mit der Arbeitsgemeinschaft (AG) Flexibus zu unterzeichnen. Das sind, wie es Klement salopp formulierte, „der örtliche Platzhengst Probst, die Firma Brandner und die RBA“ (Regionalbus Augsburg).
Diese AG bündelt die Region der Verwaltungsgemeinschaft Ichenhausen (mit Waldstetten und Ellzee) mit dem Kammeltal zu einem Flexibusknoten. Um die Kleinbusse innerhalb der Kernstadt zu nutzen, müssen die Fahrgäste den Preis für eine Wabe (1,95 Euro für Erwachsene, 1,45 für Kinder und Senioren) bezahlen, Fahrten aus den Stadtteilen, aus Waldstetten und Wettenhausen gehen durch zwei Waben, was 2,95 Euro für Erwachsene (2,20 ermäßigt) kostet. Wer von Behlingen, Ried, Hammerstetten, Kleinbeuren, Goldbach oder Hausen und Stoffenried nach Ichenhausen will, zahlt 3,90 Euro (2,90) für die Fahrt durch drei Waben. An dieser Aufteilung hatte man im Stadtrat nichts auszusetzen, ebenso wenig an den 138 vorgeschlagenen Haltestellen, zu denen je nach Bedarf auch weitere kommen können.
Die Diskussion kam in Fahrt, als Reinhard Dauer mit Blick auf die in den Sitzungsunterlagen angegebenen Vollkosten „Bedenken“ anmeldete. Bei tatsächlichen Kosten von 6,80 Euro (Erwachsene, eine Wabe) werde ihm klar, dass der Flexibus nur mit Subventionen machbar sei, sagte er. Angesichts der Zahlen sei er „ein bisschen schockiert“. Grundsätzlich befürworte er das Projekt, versicherte Dauer, aber man müsse der Bevölkerung deutlich machen, dass es nach dem Ablauf der dreijährigen Probezeit so wohl kaum weitergeführt werden könne. „Ohne Subventionen geht’s nicht“, sagte Dauer. Die fließen vorerst reichlich, Freistaat, Landkreis und Kommunen teilen sie sich. Im Knoten Ichenhausen rechne man mit einem Defizit von 12 096 Euro, sagte Klement, umgerechnet nach Einwohnerzahl bedeutet dies für die Stadt, dass sie gut 7200 Euro drauflegen muss, wenn der Flexibus wie vorgesehen genutzt wird.
Aber diese Nutzung sah Stadtrat Markus Spengler in Gefahr, wenn schon vor dem Start Bedenken verbreitet werden. Genau das solle man jetzt eben nicht tun, forderte Spengler, sondern „dem Projekt eine faire Chance geben“. Bürgermeister Klement hieb in dieselbe Kerbe. Das Angebot sei „fantastisch“. Der Fortbestand nach der Pilotphase hänge wesentlich von der Nutzung in den kommenden drei Jahren ab. Auch Zweiter Bürgermeister Franz Zenker (Freie Wähler), Geschäftsführer der Probst-Bus GmbH, forderte: „Jetzt müssen wir die Bevölkerung ermutigen, den Flexibus anzunehmen.“
Für diese Meinung gab es Zustimmung querbeet. Eine gute Frequentierung senke letztendlich die Kosten und stärke die Bedeutung des Flexibusses, so Georg Abt (SPD). „Absolut toll, weil auch Randgruppen bedient werden“, sagte CSU-Rat Stefan Riederle als Referent für Senioren und Behinderte. Dass nach der Testphase die „schwierigere Entscheidung“ über Aufrechterhaltung und mögliche Fortsetzung des Angebots kommen wird, habe jeder gewusst, sagte Klement. Von einem „schwachen Zeichen, wenn man als Stadtrat nicht mal Bedenken anmelden darf“, sprach hingegen Reinhard Dauer.
„Flexibusknoten VG Ichenhausen und Gemeinde Kammeltal“ heißt das Angebot, das am 15. Oktober starten soll. Eine Vernetzung mit anderen Knoten sei nicht erwünscht, erfuhr CSU-Rätin Manuela Linder, denn man wolle den konzessionierten Linien und der Mittelschwabenbahn keine Konkurrenz machen, wie Josef Brandner (BBS-Reisen) sagte.
Vor allem für die Verbindung von Oxenbronn nach Großkötz sah Linder Bedarf, Großkötz gehört allerdings zum Knoten Günzburg. Ebenso wenig Hoffnung auf eine Flexibusverbindung nach Krumbach machte Bürgermeister Klement auf Nachfrage von Reinhard Dauer: „Wir wollen unser Zentrum stärken. Nicht andere.“
Die Diskussion ist geschlossen.