Lieber Berlin als Bayern: Simone Thomalla im Interview
Bayern oder Berlin? Kleid oder Jogginganzug? Facebook oder Instagram? Wie Schauspielerin Simone Thomalla sich selbst sieht, wo sie lebt und was sie liebt.
Frau Thomalla, in Ihrem neuen Film „Doppelzimmer für drei“ spielen Sie eine Frau, deren Mann bei einem Unfall ums Leben kam. Sie selbst fährt mit ihren Freundinnen und einem abenteuerlichen Plan nach Amsterdam. Was war für Sie das Tolle an dem Film?
Simone Thomalla: Das ist ein Film über Freundschaft, Liebe, aber auch Verlust. Und die Rolle hat gerade deshalb eine große Bandbreite.
Die Hauptfigur Anne und ihr verstorbener Freund haben befruchtete Eizellen einfrieren lassen. Wie geht es Ihnen bei dieser Vorstellung?
Thomalla: Es geht doch nicht darum, wie es mir dabei geht. Es geht darum, dass die Medizin diese Möglichkeit geschaffen hat, die manche Paare in Anspruch nehmen, wenn sie sich sehnlichst ein Kind wünschen. Natürlich ist es ein Eingriff in die Natur, aber ich verstehe jedes Paar, das Eltern werden will, und es vergeblich auf natürlichem Wege versucht hat.
Hätten Sie sich eine künstliche Befruchtung auch vorstellen können?
Thomalla: Ich habe eine gesunde, tolle Tochter. Was soll ich mir da über befruchtete Eizellen Gedanken machen?
Bei der Fahrt nach Amsterdam wird die Freundschaft der drei Frauen im Film auf eine harte Probe gestellt. Haben Sie auch beste Freundinnen?
Thomalla: Natürlich. Ich habe zwar keinen ganzen Sack voll, aber eine knappe Hand voll. Und das reicht. Es gibt ja Frauen, die sagen: Ich lade zu einer Party nur meine besten Freunde ein, und dann kommt eine ganze Horde Menschen. Und es gibt diejenigen, bei denen sitzen dann nur wenige am Tisch. Ich gehöre eher zur zweiten Kategorie.
Was ist für Sie Freundschaft?
Thomalla: In jedem Fall mehr als eine nette Bekanntschaft. Eine Freundin kann ich Tag und Nacht anrufen, sie ist immer für mich da. Ihr erzähle ich wirklich alles. Und das trifft nicht auf 100 Leute zu.
Sie gelten als eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen der Republik. Gibt es ein Geheimnis, wie man einen langen Zeitraum in diesem schnelllebigen Geschäft so gut übersteht?
Thomalla: Wenn ich das wüsste, würde ich es mir patentieren lassen. Ich glaube, dass ich all die Jahre bei mir geblieben bin, sehr diszipliniert bin und mich nie verstellt habe. Der Zuschauer spürt, dass ich authentisch bin. Als Schauspieler ist man abhängig von so vielen Faktoren: Wird man besetzt? Genügt die Quote? Und wenn die Zuschauer nicht einschalten, kann es schnell ganz anders ausschauen. Insofern kann ich nur dem Leben danken und voller Demut sein. Es gehört viel Disziplin dazu, gerade beim Theater.
Gerade junge Schauspieler mögen es, sich auf dem roten Teppich zu präsentieren. Wie ist das bei Ihnen?
Thomalla: Wenn ich Lust habe, auszugehen, dann gehe ich auch gerne mit einem schönen Kleid über den roten Teppich. Es ist mir aber heute nicht mehr so wichtig wie früher. Da hätte ich vielleicht den ganzen Terminkalender umgeschmissen, um dabei zu sein. Aber man wird entspannter, und diese Leichtigkeit macht mein Leben schöner.
Sie haben ja auch dem sozialen Netzwerk Facebook den Rücken gekehrt, weil Ihnen dort viel zu viel gepöbelt worden ist...
Thomalla: Ich habe lediglich meine private Seite nicht mehr gefüttert! Dort tummeln sich viele unzufriedene Menschen, die ihren Hass auf andere übertragen. Ich war ständig dabei, vieles zu löschen, Personen zu blocken. Da ist es schlüssiger, sich einfach zurückzuziehen. Ich bin dafür auf Instagram aktiver, was ja aber auch mehr über das schnelle Bild und die Hashtags funktioniert.
Noch mal zurück zum Film: Am 22. April sind Sie wieder in der ZDF-„Herzkino“-Reihe zu sehen. Als Dorfhelferin. „Frühling – Mehr als Freunde“ wird im oberbayerischen Bayrischzell gedreht. Wie geht es Ihnen da als bekennender Stadtmensch?
Thomalla: Ich werde früh um sieben abgeholt und werde zwölf Stunden später wieder vor dem Hotel abgesetzt. An den Wochenenden bin ich in Berlin, schlafe in meinem eigenen Bett und treffe Menschen, die nichts mit meinem Beruf zu tun haben. Das baut mich dann auf, und dann fahre ich am Sonntagabend mit Freude wieder in die Berge.
Was mögen Sie an Bayern, was nicht?
Thomalla: Ich liebe das bayerische Essen, die deftige Küche. Was ich an Bayern nicht mag, kann ich gar nicht sagen. Das würde mir wahrscheinlich eher auffallen, wenn ich dort leben würde. Da ich aber grundsätzlich ein sehr toleranter Mensch bin: Soll doch jeder so sein, wie er mag.
Könnten Sie sich vorstellen, in Bayern zu leben?
Thomalla: Nein. Es ist wunderschön, dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen. Aber ich brauche die kulturellen Angebote einer Weltstadt. Und das habe ich mit und in Berlin gefunden.
Was mögen Sie an Berlin?
Thomalla: Berlin ist eine sehr tolerante Stadt. Da kannst du abends mit dem Jogginganzug rausgehen oder im wallenden Abendkleid. Keiner regt sich auf, keiner dreht sich um. Ich mag diese Lässigkeit von Berlin. Die Stadt ist immer wach, jung und wild!
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