Diese Welt macht einen nachdenklich
Kabarettist Hagen Rether wundert sich über Widersprüche der Gesellschaft – und einige seltsame Zeitgenossen
Zeitdruck ist sein Thema eigentlich nicht: Hagen Rether ist wohl derjenige unter den deutschen Kabarettisten, dessen Auftritte am längsten dauern. Und seit 2005 heißt sein Programm „Liebe“, obwohl es sich natürlich über das Jahrzehnt hin ständig verändert hat. Auf andere Weise aber machte der in Bukarest geborene Globalisierungskritiker den der Gesellschaft innewohnenden Zeitdruck doch zu seinem Thema: Rether philosophierte intellektuell im ausverkauften Zelt über eine Gesellschaft, in der 17-Jährige Abitur machen müssen, obwohl sie noch zu jung sind, den Mietvertrag für ein WG-Zimmer zu unterschreiben, während 60-Jährige aus ihrer Arbeit gekickt werden und noch 30 Jahre lang mit Stöcken durch den Wald walken müssen. Stress, der schon den Fötus im Mutterleib zum Nägelkauer macht.
Vier Jahre älter ist Rether geworden seit seinem letzten Besuch im Zelt, und er trägt jetzt Bart und weiße Kniestrümpfe zum eleganten Anzug. Der Pferdeschwanz zeigt deutlich graue Ansätze. Die obligatorischen Bananen auf dem Flügel sind sicher frisch, aber unaustauschbar. Was sich sonst noch geändert hat: Die Bitterkeit, in die der engagierte Menschenrechtler abzugleiten drohte, hat sich wieder aufgelöst. Stattdessen hält der 45-Jährige einer widersprüchlichen Gesellschaft scharfzüngig und geistvoll den Spiegel hin – denen, die zum Ayurveda-Urlaub nach Indien fliegen und hinterher über die schlechte Ökopolitik der deutschen Regierung schimpfen. Denjenigen, die sich über Pelzmäntel aufregen, aber Daunenjacken tragen, „weil Daunen ja am Daunenbaum wachsen“. Denjenigen, die sich über die aggressive Lobbypolitik von Unternehmen wie Monsanto und Nestlé empören, deren Produkte aber kaufen.
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