Schönheitssalon mit Trophäen
Bei Sinje Dillenkofer verschmelzen fotografiertes Objekt und Bild zum Wahrnehmungsmodell einer konzeptuellen Mehrdeutigkeit. Die Doppelausstellung der gebürtigen Neustädterin in den BEGE Galerien Ulm und Neu-Ulm markiert mit dem hintergründigen Titel „vogelfrei“ bis 25. Februar die malerische Gebildekraft einer mit organischen Materialien arbeitenden Fotografin.
Neu-Ulm/Ulm „Vogelfrei“ als Untertitel versteht die Künstlerin nicht im Sinne von Outlaw, sondern als vermeintliche Freiheit, die zur Eigenverantwortung zwinge. „Das eigentlich Sichtbare findet doch nur im Auge des Betrachters statt“, stärkt Sinje Dillenkofer ohne Wahrnehmungszwänge die Fantasie des Ausstellungsbesuchers. Das Wesen ihrer ebenso detail- wie kontrastreich inszenierten Schöpfungen berühren mit gegenständlichen Konfigurationen zentralperspektivisch-abstrakte Sphären. „Dein Bild trage ich im Herzen, mein Trost in allen Schmerzen“, ist als Trostspruch in die blumenbekränzte Cibachrom-Assemblage von 1993 („Von Märchenbeißern und Blutstropfen“) eingeflochten, in deren Mitte ein durchbohrtes Herz an Vanitasbilder vergangener Epochen erinnert.
Bei einer weiteren großformatigen Cibachrom-Komposition in der Galerie im Venet-Haus wird Pathos, Kitsch und deren Brechungen noch deutlicher: Pinup-Girl-Spielkarten flattern um Fischleiber und einen zähnebleckenden Drachen, Spieße und Wäscheklammern gehören ebenso zum fotografischen Arsenal wie Erdbeeren oder die Campbell-Suppendose, die Andy Warhol Anfang der 1960er Jahre zur Manufaktur-Ikone seiner Pop-Art-Siebdrucke stilisierte. Der Joker von „Deli’s Best“, 1990 in New York entstanden, ist, wie kann es anders sein, eine barbusige Schönheit mit Reklamedrive. In einer weiteren Arbeit sind Designerschmuck und Blumenfloor wie zu einem perforierten Schönheitssalon gruppiert. „Für drei Dollar ein Stück“ ist Dillenkofers farbüppig angerichtete Fotokunst natürlich nicht zu haben. Doch „The Berlin Wall“ erinnert mit Sternenbanner und Ketten-Ornamenten an den deutsch-deutschen Mauerfall, den die Künstlerin in New York erlebt hat.
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