Wie ergeht es den Frauen in der Kommunalpolitik?
Die meisten Aktiven im Landkreis fühlen sich akzeptiert und gleichberechtigt, aber nicht alle. Was sie sich wünschen würden
Selbst wenn sie hochqualifiziert sind, haben Frauen nach Ansicht von Landtagspräsidentin und CSU-Parteivizechefin Barbara Stamm zu wenig Chancen auf eine politische Karriere. Dies sagte sie vor Kurzem im Bayerischen Rundfunk. Wir haben bei einigen aktiven Politikerinnen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen nachgefragt, wie sie ihre Rolle als Frau in der von Männern dominierten Branche sehen.
„Eine Frau, die in der Politik vorankommen will, schafft das auch“, sagt Mathilde Ahle, Bürgermeisterin von Langenmosen. Sie engagiert sich seit 20 Jahren in der CSU, war zunächst Gemeinderätin, dann zweite und nun erste Bürgermeisterin. Außerdem sitzt sie seit 2008 im Kreistag. „Ich habe keine nachteiligen Erfahrungen gemacht, weil ich eine Frau bin“, erzählt die 59-Jährige. Ihre Kinder hätten allerdings schon zurückstecken müssen, vor allem, als sie nebenbei noch als Kreisbäuerin aktiv war, gibt sie zu. Bereut habe sie es aber nie, in die Politik gegangen zu sein. „Es macht sehr viel Spaß.“ Auch Sabine Schneider hat viel Freude an ihren Aufgaben. Die 50-jährige Neuburgerin ist bei der SPD und seit 2014 weitere Stellvertreterin des Landrats. Sie ist der Ansicht, dass in ihrer Partei Männer und Frauen die gleichen Chancen haben. „Aber man muss schon Engagement mitbringen. Information ist alles.“ Wer etwas erreichen will, dem rät Schneider dazu, sich genau mit den Entscheidungsprozessen auseinanderzusetzen und die Köpfe der Fraktion direkt anzusprechen. Maria Lang von den Freien Wählern kann auf 24 Jahre im Gemeinderat Ehekirchen zurückblicken, davon war sie 18 Jahre (bis 2014) zweite Bürgermeisterin. Seit 2008 sitzt die 63-Jährige im Kreistag. „Ich bin noch nie benachteiligt worden“, betont sie mit voller Überzeugung. „Fleiß sowie fachliche und persönliche Kompetenz sind wichtig.“ Obwohl voll berufstätig, sei sie in ihrer gesamten Karriere kein einziges Mal unvorbereitet in eine Sitzung gegangen und deshalb auch immer von ihren männlichen Kollegen akzeptiert worden. Ihr Mann und ihre Tochter hätten sie stets unterstützt, sagt sie. „Miteinander haben wir das gut hinbekommen.“ Die alleinerziehende Mutter Karola Schwarz sieht die Situation von Frauen in der Politik allerdings etwas anders. Die 44-jährige Neuburgerin ist bei der Partei Bündnis 90 / Die Grünen, war von 2008 bis 2014 im Kreistag und ist seit 2014 Stadträtin. Ab Oktober wird sie voraussichtlich wieder in den Kreistag nachrücken, da Silvia Dirsch aus beruflichen Gründen ausscheidet. Im Vergleich zu anderen Parteien hätten Frauen bei den Grünen relativ gute Chancen, sagt die Neuburgerin – und kritisiert damit indirekt die Konkurrenz. Laut Schwarz ist es in der Satzung ihrer Partei festgelegt, dass Ämter wie Ortsvorstand und Kreisvorstand jeweils von einer Frau und einem Mann besetzt sein müssen. Das sei bei anderen Parteien nicht zwingend vorgeschrieben. Das Hauptproblem sieht die 44-Jährige jedoch darin, dass Frauen häufig gar nicht auf die Idee kämen, sich für ein Amt zur Verfügung zu stellen, sie seien zu selbstkritisch, bräuchten fast immer „einen Stups“. An ihren männlichen Kollegen bemängelt sie, dass deren Gesprächsbeiträge grundätzlich länger dauerten, beim Zuhören hätten sie dagegen weniger Ausdauer. „Ich habe oft das Gefühl, dass sie mir, wenn ich ein Mann wäre, noch zwei Sätze mehr zugehört hätten.“
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