Hadergjonajs Sprung ins Glück
Schweizer schießt den FC Ingolstadt mit einer verunglückten Flanke zum 2:1-Sieg gegen den FSV Mainz. Was er zu seinem wichtigen Tor und zum Saisonendspurt sagt.
Als Torjäger ist Florent Hadergjonaj wahrlich nicht bekannt. In den Aufgabenbereich des Außenverteidigers des FC Ingolstadt fallen andere Dinge. Defensiv gut zu stehen etwa. Oder sich gelegentlich ins Offensivspiel einzuschalten, um mit präzisen Flanken für Gefahr zu sorgen. Das gelingt dem Schweizer immer mal wieder. Manchmal aber eben auch nicht. Am Sonntag war es Hadergjonajs Glück und auch das des FC Ingolstadt, dass dem Schweizer eine seiner Flanken verunglückte und sich zum entscheidenden 2:1 gegen den FSV Mainz ins Tor senkte (73.).
Ob es denn Absicht war, den Ball so zu treffen, wurde Hadergjonaj später scherzhaft gefragt. „Ich würde lügen, wenn ich ja sagen würde“, antwortete der 22–Jährige lachend. „Ich wollte zu Dario Lezcano flanken und sehe dann, dass der Ball immer länger wird.“ Auf einmal, da hätten alle gejubelt, „dann habe ich gedacht, ich jubele auch mal.“
Nur wie, wusste der Schweizer zunächst nicht. „Ich bin ja nicht gerade der Torschützenkönig.“ Erst ein Treffer ist ihm bisher im Profibereich gelungen. Im Jahr 2014 war das. Noch in der Schweiz, für seinen ehemaligen Verein Young Boys Bern.
Bei einer solch geringen Ausbeute lässt sich leicht vom wichtigsten Tor in Hadergjonajs noch junger Karriere sprechen. Zumal der Zeitpunkt ideal war. Zwei Minuten zuvor hatte Marvin Matip einen Freistoß des Mainzers Levin Ötzunali unglücklich zum 1:1 ins eigene Netz geköpft (71.) und die Ingolstädter damit für einen großen Leistungsabfall in der zweiten Halbzeit bestraft. „Wir sind überhaupt nicht mehr unserem Plan gefolgt und haben zu passiv agiert“, haderte FCI-Trainer Maik Walpurgis, für den das Gegentor „nur eine Frage der Zeit war.“ Schon zuvor hatte Öztunali zwei Ausgleichsmöglichkeiten vergeben (47., 56.).
Daher ist es nicht verwunderlich, dass Walpurgis zwar „mit dem Ergebnis, nicht aber unbedingt mit dem Spiel“ zufrieden war. „Allerdings“, so der Trainer weiter, „war das auch schon oft genug andersrum.“
Der FC Ingolstadt überzeugte gegen Mainz lediglich in der Anfangsphase. 4:0 Ecken standen nach zwölf Minuten in den Statistiken. Eine von Markus Suttner köpfte Romain Brégerie zum 1:0 ins Netz (10.). Nie, so könnte man beinahe sagen, hat ein Tor einem Spiel schlechter getan. Es entwickelte sich eine zerfahrene, von vielen Fouls und Unterbrechungen geprägte Bundesligapartie. Ein Kampfspiel, um es mit einem Wort zu beschreiben. Oder, wie es Pascal Groß ausdrückte: „In unserer Situation ist das Spielerische nicht so wichtig. Wir müssen laufen, kämpfen und kratzen.“ Durch diesen Einsatzwillen rang der FC Ingolstadt letztlich Mainz nieder. Trotz des „Schocks“ des zwischenzeitlichen Ausgleichs, wie ihn Romain Brégerie bezeichnete, und dank des kuriosen Siegtreffers von Florent Hadergjonaj.
Durch den dreifachen Punktgewinn beträgt der Rückstand auf Mainz nun sieben Punkte. Der FC Augsburg, der Relegationsplatz 16 belegt, ist ebenfalls sieben Zähler vom FCI entfernt. „Wir glauben fest daran, dass wir es noch schaffen können“, sagte Brégerie.
Am Mittwoch steht für die Schanzer die richtungsweisende Partie in Augsburg an, am Sonntag ist dann der Tabellenletzte SV Darmstadt 98 zu Gast. Für Hadergjonaj ist nun „jede Partie ein Endspiel. Wir müssen gewinnen, um den Abstand zu verringern.“ Zu einem eigenen Tor, wie auch immer es zustande kommt, würde er wohl nicht Nein sagen.
FC Ingolstadt 04 Hansen – Matip, Roger, Brégerie – Hadergjonaj, Cohen, Morales, Suttner (84. Tisserand) – Groß, Lezcano (89. Hinterseer), Leckie (77. Kittel) FSV Mainz 05 Lössl – Balogun (46. Donati), Bell, Bungert (67. Serdar) – Ramalho – de Blasis, Gbamin, Latza (80. Quaison), Brosinski – Öztunali, Cordoba
Schiedsrichter Patrick Ittrich (Hamburg) – Zuschauer 14000 – Tore 1:0 Brégerie (10.), 1:1 Matip (71./Eigentor), 2:1 Hadergjonaj (73.)
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