Israelische Armee fordert Menschen in Gaza per SMS zur Flucht auf
Vier Menschen wurden im Süden Israels durch Mörserbeschuss aus dem Gazastreifen getötet. Nun hat das israelische Militär die Bevölkerung zur sofortigen Flucht aufgerufen.
Kein Ende des Blutvergießens in Nahost: Nach dem Tod von vier Zivilisten im Süden Israels durch Mörserbeschuss forderte Israels Armee die palästinensische Zivilbevölkerung in mehreren Vororten von Gaza am Abend zur sofortigen Flucht auf. Im Gazastreifen gab es am Montag, dem ersten Tag des religiösen Fests zum Fastenbrechen, wieder mehrere Tote. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu schwor seine Landleute auf einen langen Militäreinsatz ein.
Vierjähriger Junge stirbt bei Beschuss eines israelischen Panzers
Zunächst hatte es am Montag so ausgesehen, als ob die Kämpfe zum Beginn des islamischen Fests Eid al-Fitr abnähmen, nachdem sowohl Israel als auch die radikalislamische Hamas im Gazastreifen in der Nacht zum Montag ihren Beschuss eingestellt hatten. Doch bereits wenige Stunden später eskalierte die Gewalt erneut, aus dem Gazastreifen wurden erneut Raketen abgefeuert, Israel griff ebenfalls wieder Ziele in dem Küstenstreifen an.
Durch den Beschuss eines israelischen Panzers in Dschabalija im Gazastreifen wurden nach palästinensischen Angaben zwei Menschen getötet, darunter ein vierjähriger Junge. Im Flüchtlingslager Schati an der Küste starben bei einem Angriff zehn Menschen, davon acht Kinder, mindestens 46 Menschen wurden verletzt. Auch auf dem Gelände des Schifa-Krankenhauses schlug eine Rakete ein, verletzt wurde niemand.
Israelischer Militärsprecher: Hamas für Beschuss verantwortlich
Die israelische Armee wies der Hamas die Verantwortung für den Beschuss des Lagers und der Klinik selbst zu. In "beiden Gegenden" habe die Hamas Raketen abgeschossen, nicht Israel. Ein Militärsprecher sagte dazu, seit Beginn des Konflikts vor drei Wochen hätten etwa 200 Raketen aus dem Gazastreifen ihr Ziel verfehlt und seien statt in Israel in dem Palästinensergebiet eingeschlagen.
Durch eine Mörsergranate der Hamas starben im Süden Israels an der Grenze zu dem Palästinensergebiet am Montag vier Israelis. Es war der schwerste Schlag gegen die israelische Zivilbevölkerung seit Beginn des Militäreinsatzes Anfang Juli. Bei dem Granatenangriff in der Region Eschkol wurden außerdem rund zehn Menschen verletzt, wie israelische Medien berichteten. Ganz in der Nähe gab es anschließend schwere Gefechte zwischen Hamas-Mitgliedern und der israelischen Armee, bei denen fünf radikale Kämpfer getötet wurden.
Israelisches Militär ruft Bevölkerung mit Telefonanrufen und SMS zur Flucht auf
Am Abend forderte das israelische Militär die palästinensische Zivilbevölkerung in mehreren Vororten der Stadt Gaza zur sofortigen Flucht auf. Die Einwohner von Schedschaija, Seitun und Dschabalija seien in Telefonanrufen und per SMS aufgerufen worden, sich "unverzüglich" in Sicherheit zu bringen und in Richtung des Stadtzentrums von Gaza zu fliehen, erklärte das Militär.
Netanjahu sagte am Montagabend im Fernsehen, Israel müsse zu einem "langen Feldzug" bereit sein. "Israelische Bürger können nicht mit der Bedrohung durch Raketen und aus Todestunneln leben - Tod von oben und von unten", sagte der Ministerpräsident. Die Offensive werde nicht beendet, bevor die Tunnel "neutralisiert" seien.
UN fordert "sofortige und bedingungslose humanitäre Waffenruhe"
Noch in der Nacht zum Montag hatte sich der UN-Sicherheitsrat des Konflikts angenommen und in einer Erklärung eine "sofortige und bedingungslose humanitäre Waffenruhe" gefordert. Beide Konfliktparteien wurden darin dazu aufgerufen, während des islamischen Fests Eid al-Fitr "und darüber hinaus" das Feuer einzustellen und zivile Einrichtungen zu schützen.
US-Außenminister John Kerry erklärte, seine Bemühungen um eine Waffenruhe fortsetzen zu wollen. Letztlich könne die Krise in der Region aber nur beigelegt werden, wenn die "Hamas und alle anderen Terrorgruppen entwaffnet" würden. Die französische Präsidentschaft erklärte am Montagabend, die politischen Führungen der USA, Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und Italiens hätten sich darauf geeinigt, ihre "Anstrengungen zu verdoppeln", um eine Waffenruhe zu erreichen. Demnach telefonierten die Staats- und Regierungschefs der Länder zuvor miteinander. AZ/afp
dpa, afp
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