Jugendsünden einer Kanzlerin
Dieser Text ist nichts für schwache Gemüter. Es geht um Jugendsünden. Um Unerhörtes. Um die Kanzlerin.
Da haben wir uns nun jahrelang gemütlich eingerichtet in dem wohligen Gefühl, von einer braven Pfarrerstochter regiert zu werden. Und dann das: Angela Merkel ist gar nicht brav. Oder zumindest war sie es als Kind nicht.
Dem Magazin der Süddeutschen Zeitung hat die CDU-Politikerin in schonungsloser Offenheit ihre größte, schlimmste Jugendsünde gebeichtet. Und zwar ist sie – Achtung, jetzt kommt’s – „mit einem neuen Trainingsanzug aus einem Westpaket in eine harzige Baumhöhle“ gekrochen. Muss man mehr sagen?
Die junge Angela eine ungezogene Draufgängerin, die – eine drohende Befleckung der nagelneuen Ballonseide aus dem Westen billigend in Kauf nehmend – durch die uckermärkischen Wälder streunte? Der Trainingsanzug als früher Vorläufer des Merkel’schen Hosenanzugs? Womöglich muss die Geschichte dieser Kanzlerin, die vor ihrer Baumhöhlen-Beichte bereits Zigarettenkonsum im Alter von 14 Jahren und undurchsichtige Geschäfte mit selbst gepflückten Blaubeeren zulasten des sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaates gestanden hatte, neu geschrieben werden.
Es ist nicht die erste Jugendsünde, von der die Union in ihren konservativen Grundfesten erschüttert wird. Man denke nur an den kreuzbraven Schwaben Günther Oettinger. Der frühere baden-württembergische Ministerpräsident schockierte seine Parteifreunde, als er zugab, als Schüler „einmal eine Marihuanazigarette“ geraucht zu haben. Gottlob verzichtete er wenigstens auf die Worte Hasch, Kiffen und Joint.
Dafür hätte in der CDU allenfalls noch Friedrich Merz Verständnis gehabt. Der war bekanntlich ein ganz ein Wilder. Um der natürlich absolut haltlosen Unterstellung der Frühverspießerung entgegenzutreten, erzählte Merz einmal, wie er als Jugendlicher langhaarig mit dem Mofa durch das Sauerland heizte. Dass frühere Freunde später behaupteten, der Friedrich habe das Haupthaar niemals lang getragen, fügte der Legende zwar ein paar Kratzer zu. Aber was soll’s.
Unbestritten, weil auf Zelluloid gebannt, ist eine Jugendsünde von Dagmar Wöhrl. Die fränkische CSU-Politikerin war nicht nur Miss Germany, sondern vor ihrer politischen Karriere auch eine mitteltalentierte Nebenrollen-Schauspielerin. Aufsehen erregte ihr weitgehend hüllenloser Auftritt in der Erotikkomödie „Die Stoßburg – Wenn nachts die Keuschheitsgürtel klappern“ aus dem Jahr 1973.
Lange wurde diese schauspielerische Leistung unterschätzt. Dann entdeckte angeblich ein Politikerkollege die CSU-Frau in dem Film und alle riefen „Skandal“. Skandal? Na ja, damals wusste ja noch niemand etwas von Frau Merkel und der harzigen Baumhöhle.
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