Süd- und Nordkorea überraschen mit Ankündigungen
Süd- und Nordkorea beschleunigen ihren Annäherungskurs. Nun ist sogar eine gemeinsame Olympia-Bewerbung im Gespräch.
Mit einem Bündel spektakulärer Ankündigungen haben der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un und der Präsident von Südkorea, Moon Jae In, die Weltöffentlichkeit überrascht. So hat Kim zugestimmt, seine Anlagen zur Produktion von Atomwaffen stillzulegen. „Dazu müssen die USA allerdings äquivalente Maßnahmen ergreifen“, sagte Südkoreas Präsident am Mittwoch in Pjöngjang.
Kim habe sowohl eine nachprüfbare Aufgabe des Raketentestgeländes Tongchang-ri als auch den Abbau des Kernreaktors Yongbyon in Aussicht gestellt. „Wir sind übereingekommen, der koreanischen Halbinsel die Kriegsangst zu nehmen“, sagte Moon, der zudem ankündigte, dass sich beide Staaten gemeinsam um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2032 bewerben würden.
Südkorea und Nordkorea wollen Eisenbahnnetze wieder verbinden
Das gesamte Treffen verlief in freundlicher Atmosphäre. Moon lud Kim sogar nach Seoul ein. Dieser nahm die Einladung an, sodass in den kommenden Monaten der erste Besuch eines nordkoreanischen Führers in der südkoreanischen Hauptstadt ansteht. Der nordkoreanische Machthaber bot Moon im Gegenzug einen gemeinsamen Ausflug zum Paektu-Gebirge am Donnerstag an. Auch dieses Reiseziel steckt voller Symbolik: Die Koreaner sehen den Vulkan als ihren heiligen Berg.
Die Staatsführer unterschrieben auch Wirtschaftsvereinbarungen. Beide Länder wollen ihre Eisenbahnnetze wieder verbinden und den gemeinsamen Industriepark Kaesong wiedereröffnen. Der Industriepark ist seit zwei Jahren geschlossen. Allerdings bedarf es dazu zunächst der Aufhebung von Sanktionen durch den Sicherheitsrat der UN, die einen Handelsstopp mit dem Norden vorsehen.
Getrennte Familien sollen zusammengeführt werden
Auf menschlicher Ebene gab es ebenfalls gute Nachrichten für die Koreaner: Die Familienzusammenführungen sollen zu einer permanenten Institution werden. Geschwister, die sich nach der Teilung des Landes in den fünfziger Jahren auf verschiedenen Seiten der Grenze wiedergefunden haben, konnten sich bisher nur auf Antrag und zu seltenen Gelegenheiten für je 20 Minuten sehen. Künftig soll es dafür feste Räumlichkeiten und zusätzlich die Möglichkeit für Videogespräche geben, vereinbarten Kim und Moon.
Experten raten jedoch vorerst zur Skepsis gegenüber allzu ehrgeizigen Plänen. Eine weitreichende Zusammenarbeit von Nord- und Südkorea wäre bereits ein großer Erfolg, sagt Narushige Michishita vom Graduate Institute for Policy Studies in Tokio.
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