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Exklusiv
29.03.2018

Warum SPD-Chef Martin Schulz scheiterte

SPD-Politiker Martin Schulz: „Man kann sagen, dass ihm die nötige Härte oder gar Brutalität fehlte.“
Foto: Jens Jeske, Imago

Kein Journalist verfolgte den Fall von Martin Schulz so nahe: Spiegel-Reporter Markus Feldenkirchen erzählt, was er im Innersten der SPD-Wahlkampagne erlebt hat.

Sie durften als Spiegel-Reporter ein Jahr lang Martin Schulz im Innersten der SPD-Wahlkampagne begleiten, wo Journalisten sonst nie Zutritt haben. Kaum hat Deutschland je in so rasantem Tempo Aufstieg und Fall eines Politikers erlebt. Was sagt der Fall Schulz über unsere Gesellschaft aus?

Markus Feldenkirchen: So einzigartig das Schicksal von Martin Schulz ist, es sagt doch viel über die Zeit, in der wir leben. Es gibt große Erregungswellen in die eine und andere Richtung. Menschen werden übertrieben hochgejubelt, wie es bei Schulz geschah und auf der anderen Seite werden sie umso gnadenloser fallengelassen. Bei allen Fehlern, die Schulz gemacht hat – der Umgang mit ihm war schon extrem.

Sie kennen nun beide Seiten: Wie Journalisten Politiker als „Hoffnungsträger“ hochschreiben und beim Absturz niederschreiben. Nun wissen Sie, wie ein Politiker dies miterlebt. Was lernen Sie aus dieser Erfahrung?

Feldenkirchen: Ich sehe manches an unserer Arbeit als Politikjournalisten kritischer. Hautnah mitzubekommen, was die eigene Arbeit bei Betroffenen auslöst, hat etwas Augenöffnendes. Man kann Martin Schulz und die SPD für vieles kritisieren. Aber das Ausmaß der Häme und Schärfe die auf Schulz eintraf, war brutal. Mitanzusehen, wie ihm das an die Nieren ging, hat mich nachdenklicher werden lassen: Man muss alles kritisch hinterfragen – aber in unserer nervösen Zeit ist es manchmal klüger, einmal durchzuatmen und Maß zu halten.

Was hat Sie beim Blick tief in das Innere der SPD am meisten überrascht?

Feldenkirchen: Überraschend war, wie sehr Politiker auf die Arbeit von uns Journalisten starren. Während vieler internen Runden ging es weniger um die eigentliche Wahlkampfarbeit, als um das Echo in den Medien. Ebenso überrascht mich die übertriebene Fixierung auf die Meinungsforschung. Zum Beispiel verwarf Schulz sein geplantes Wahlversprechen, dass es mit der SPD keine Steuersenkungen geben solle, nachdem es beim Umfragen-Test durchgefallen war. Auch Angela Merkel macht so Politik. Doch das verhindert am Ende eine authentische Politik, die auf Überzeugungen basiert. Auch Medien vertrauen oft mehr auf Umfragen statt auf eigene Beobachtungen und Analysen. Daraus ergibt sich ein Kreislauf, der insgesamt der Politik nicht guttut.

Zum „Journalist des Jahres gewählt“ - Spiegel-Reporter Martin Feldenkirchen.
Foto: Karlheinz Schindler, dpa

Wenn man Ihr Buch liest, das Sie nun geschrieben haben, hat man den Eindruck, Martin Schulz hat das Talent, sich zwischen zwei Alternativen stets für die falsche zu entscheiden...

Feldenkirchen: Schulz hat viele falsche Entscheidungen getroffen. Das hatte aber unterschiedliche Gründe: Dass er in den ersten Monaten unkonkret blieb und wenig angreifbare Inhalte liefern wollte, hatten ihm Meinungsforscher geraten. Später ärgerte er sich, dass er auf seine Zuflüsterer statt auf seinen Instinkt gehört hat. Aber ab dem Moment, als es bergab ging, hat auch er immer mehr seinen Kompass verloren.

Das ist interessant, weil die Analysen, die Schulz im Buch von sich gab, etwa zum Vertrauensverlust der Politiker oder seiner hoffnungslosen Lage im Wahlkampf, sehr klug klingen. Warum zog er nie richtige Konsequenzen?

Feldenkirchen: Ein Problem war, dass Schulz im Laufe des Wahlkampfes immer mehr ins Schwimmen geriet und am Ende oft nicht mehr wusste, was richtig und was falsch ist. Es hatte etwas Tragisches: Er geriet immer stärker in einen Strudel der Verunsicherung. Verunsicherte machen mehr Fehler, als Menschen die an sich glauben. Dazu kommt, dass Schulz ungern Leute vor den Kopf stößt. Er hielt trotz Zweifeln an Mitarbeitern und Beratern fest. Man kann sagen, dass ihm die nötige Härte oder gar Brutalität fehlte, um erfolgreicher zu sein. Das ist menschlich ehrenwert, wird aber in der Politik nicht belohnt.

Die SPD trägt den Leitbegriff der Solidarität vor sich her, aber man hat den Eindruck, dass es in der Partei besonders brutal und intrigant zugeht. Ist das ein Hauptproblem der SPD?

Feldenkirchen: Ganz sicher. Es gibt kaum eine andere Partei, in der das Spitzenpersonal weniger solidarisch miteinander umgeht. Um gemeinsam erfolgreich zu sein, darf nicht jeder nur an den eigenen Vorteil denken. Diesen Eindruck erhielt man aber im Wahlkampf, gerade was die ehemaligen SPD-Größen betrifft: Gerhard Schröder torpedierte die Kampagne mit seinem Aufsichtsratsposten bei Rosneft, Peer Steinbrück ging mit Lästereien über die SPD auf Kabaretttour. Außenminister Sigmar Gabriel stahl Schulz mit Vorstößen zur Europapolitik die Schau. Das sind verstörende Rahmenbedingungen, die es jedem Kandidaten schwer machen, egal ob er Schulz, Meier oder Scholz heißt.

Warum wirken die jüngeren SPD-Wahlkämpfe im Vergleich zur Ära Gerhard Schröder heute weniger professionell?

Feldenkirchen: Wahlkämpfe sind eine Sonderdisziplin. Da geht es für die Parteien ums Ganze. Die Mitarbeiter der SPD-Zentrale im Willy-Brandt-Haus machen sicher eine gewissenhafte Arbeit in ihren Abteilungen und Referaten, aber sie sind keine Wahlkampf- und Kampagnenprofis. Deshalb hatte 1998 Franz Müntefering als damaliger SPD-Generalsekretär ein halbes Jahr vor der Wahl mit seiner „Kampa“ außerhalb der Parteizentrale bewusst eine eigene Struktur aufgebaut. Nach allem, was ich im Wahlkampf von Schulz beobachtet habe, kann ich sagen: Das war sehr klug von Müntefering.

Nun erscheint die Langfassung von Feldenkirchens Ausnahme-Reportage als Buch „Die Schulz Story - Ein Jahr zwischen Höhenflug und Absturz“ (DVA, 314 S., 20 Euro)
Foto: DVA

Hätte Schulz unter anderen Bedingungen mehr holen können?

Feldenkirchen: Es wäre sicher mehr drin gewesen, aber die SPD hat ein viel tiefer sitzendes Problem: Wie ihre europäischen Schwesterparteien hat sie keine Erzählung mehr für die Gegenwart, die attraktiv für die Menschen von heute ist. Vielleicht wird man in einigen Jahren sogar sagen: Der Schulz hat noch ein starkes Ergebnis geholt. Die SPD hat noch ein Sonderproblem: Egal ob Schröders Agenda richtig war – für die SPD war sie halbtödlich. Die Hartz-IV-Reform wurde von großen Teilen der SPD-Klientel als Verrat empfunden. Das ist ein bisschen wie Fremdgehen: Egal, was die Partei seit diesem Verrat getan hat, um ihn wieder gutzumachen: es ist irre schwer so etwas zu verzeihen.

Martin Schulz geht es nicht gut. Er bezeichnet in ihrem Buch das vergangene Jahr wörtlich als das „beschissenste“ seiner Karriere. Muss man sich Sorgen um ihn machen?

Feldenkirchen: Nach so einem dramatischen Absturz müsste man sich um viele Menschen Sorgen machen. Aber bei Martin Schulz glaube ich das weniger, weil er in seinem Leben schon ganz andere Tiefschläge verkraftet und sich am Boden liegend wieder aufgerappelt hat. Er ist aus früheren Krisen in der Lage zur Selbstreflektion. Und es hilft ihm, dass er neben der Politik viele andere Interessen hat. Er ist sehr belesen und freut sich seit langem darauf, ein Buch über Kaiser Karl V. zu schreiben - einer der wenigen Herrscher die freiwillig die Macht abgegeben haben. Ob es in der Politik noch einmal mit Martin Schulz weiter geht, weiß ich nicht.

Ihre Reportage knüpft an die großen alten Zeiten des Spiegels an. Ist es heute schwieriger mit investigativem Journalismus aus der Medienflut herauszuragen?

Feldenkirchen: Die Schulz-Story war ein absolutes Ausnahmeprojekt, das ich allein der Bereitschaft von Martin Schulz zu verdanken habe. Er hat sich darauf eingelassen und hat sich bis zum Schluss an sein Wort gehalten. Die Geschichte ist also kein Maßstab. Wenn es um investigativen Journalismus im Sinne des Aufdeckens von Skandalen geht, die Mächtige unter Verschluss halten wollen, hat insbesondere der Spiegel alle Chancen zur Profilierung. Da mache ich mir wenig Sorgen.

Zur Person: Markus Feldenkirchen studierte in Bonn und New York und absolvierte die Deutsche Journalistenschule in München. Seither arbeitet der 43-Jährige als Reporter in Berlin und Washington, seit 2004 ist er beim Spiegel. Für seine Schulz-Reportage wurde er 2017 zum „Journalisten des Jahres“ gewählt. Nun erscheint die Langfassung als Buch „Die Schulz Story - Ein Jahr zwischen Höhenflug und Absturz“ (DVA, 314 Seiten, 20 Euro)

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