Es besteht Gesprächsbedarf
Die Münchner haben gegen Leverkusen große Schwierigkeiten in der Defensive. Trainer Carlo Ancelotti dürfte daher der Spielplan sehr gelegen kommen
Carlo Ancelotti hatte ein gesteigertes Interesse, Schiedsrichter Tobias Stieler zu verstehen. Also nahm er die Kapuze ab, stellte sich unbeeindruckt ins Unwetter und hörte dem Unparteiischen zu. Der Münchner Coach wollte wissen, warum der Referee die Partie denn nicht unterbrochen habe, obwohl Franck Ribéry einen Stoß gegen den Kopf bekommen hatte und am Boden lag. Nachdem ihm der Schiedsrichter mitgeteilt hatte, dass der Franzose lediglich an der Brust getroffen wurde und somit eine Unterbrechung nicht nötig gewesen sei, setzte sich der Italiener wieder anstandslos auf seine Bank.
Dass sich der Bayern-Coach wegen einer Nichtigkeit Wind und Wetter aussetzte, spricht für die Vorstellung der Leverkusener. Die setzten den Münchnern phasenweise erheblich zu. Ancelotti gelang es mit seinem Zwiegespräch zumindest kurze Zeit, seinem Team Momente des Verschnaufens zu verschaffen. Denn obwohl die Münchner zu diesem Zeitpunkt mit 2:0 führten war die Bayer-Mannschaft zumindest ebenbürtig.
Letztlich sicherten sich die Münchner den 3:1-Erfolg zum Auftakt, weil sie in letzter Instanz dann eben doch die höhere individuelle Qualität in ihren Reihen verbuchen können. Energisches Pressing wie das der Leverkusener lässt sich ebenso trainieren wie jene Laufwege, die Bayerns Verteidiger ratlos erscheinen ließen. Den Ball aber schnöde im Tor unterzubringen, ist einem Spieler nur schwer beizubringen. Und so scheiterten die Leverkusener Kevin Volland, Karim Bellarabi und Dominik Kohr auf teilweise mitleidserregende Weise an Keeper Sven Ulreich, während auf der Gegenseite Niklas Sühle und Corentin Tolisso den Ball schmucklos ins Tor köpften. Am Ende der Partie hatten die Leverkusener 19 Mal in Richtung des Münchner Tores geschossen, während die Bayern lediglich 13 Schüsse abgaben. Leverkusens Coach Heiko Herrlich war dementsprechend grundsätzlich mit dem Auftritt einverstanden. „Aber zufrieden darf man natürlich nie mit einer Niederlage sein. Wir müssen effektiver werden.“ Mit der Chancenverwertung haderten die Münchner nicht. Viel mehr beklagte sich Ancelotti, über die laxe Defensivleistung seiner Mannschaft. „Da müssen wir uns verbessern. Ich bin nicht beunruhigt, aber 19 Schüsse sind zu viel.“
Vor allem, dass trotz eines verstärkten Mittelfeldzentrums die Leverkusener Angriffe auf das Münchner Tor zuschwappten, überraschte. Tolisso, Sebastian Rudy und Arturo Vidal mussten sich teilweise vorkommen wie Nichtschwimmer im Wellenbad. Dem Münchner Team kommt nun der Spielplan gelegen. Nach der kommenden Partie gegen Bremen, steht eine Länderspielpause an. Dann können etliche Spieler ihre sichtbaren konditionellen Defizite aufarbeiten. Außerdem stehen die verletzten Manuel Neuer, Jerome Boateng, Thiago und Javi Martinez vor ihrer Rückkehr in die Mannschaft.
Dem Rest der Liga dürften diese Aussichten kaum gefallen. Die verwundbaren Münchner des ersten Spieltages würden in der Tat viel mehr Spannung versprechen. Allerdings gelang es den Teams auch in den vergangenen Jahren zu selten, den Münchnern dann eine Niederlage zuzufügen, wenn sie nicht gerade in Topform sind.
Tore 1:0 Süle (9.), 2:0 Tolisso (19.), 3:0 Lewandowski (52./Foulelfmeter), 3:1 Mehmedi (65.) Zuschauer 75000
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