Ohne Zukunft
Nach dem Tiroler „Nein“ sind Winterspiele in Mitteleuropa unwahrscheinlich
Nach der bitteren Watschn aus dem Herzen der Alpen ist eine baldige Olympia-Rückkehr in die Kernregion des Wintersports wieder etwas unwahrscheinlicher geworden. Ausgerechnet im Vorfeld der von Athleten und Fans kritisierten Winterspiele im fernen Südkorea hat sich Tirol gegen eine Bewerbung für das größte Schnee- und Eisevent der Welt im Jahr 2026 ausgesprochen.
Das klare Nein der Bevölkerung zu den Olympia-Plänen von Innsbruck sorgt auch in Bayern für Enttäuschung, wo Inzell mit seiner Eisschnelllaufbahn und Garmisch-Partenkirchen als Eishockey-Standort von Wettkämpfen in gut acht Jahren träumten. Aber die Olympia-Idee zieht nicht mehr. Just in Gegenden voll mit legendären Alpin-Rennstrecken, Sprungschanzen und Biathlonstrecken scheinen Winterspiele nicht mehr vermittelbar. Tirol scheiterte zum dritten Mal nach 1993 und 1997 mit Volksbefragungen. München und Garmisch bekamen nach der missglückten Bewerbung für 2018 zuletzt keine Zustimmung der Bevölkerung mehr zustande, sich überhaupt noch um die Winterspiele zu bemühen.
Nach den Winterspielen in Nordamerika (Vancouver 2010), Russland (Sotschi 2014) und Asien (Pyeongchang 2018, Peking 2022) schien eine Vergabe nach Europa als gesichert. Das Internationale Olympische Komitee hätte gern weiter mit Innsbruck sondiert, sagte ein Sprecher. 33 Tage nach der Doppelvergabe der Sommerspiele an Paris (2024) und Los Angeles (2028) muss IOC-Präsident Thomas Bach einmal mehr erkennen, wie wenig Rückhalt die olympische Idee in Europa hat – zumindest bei Winterspielen, mit denen exorbitante Kosten, kaum Nachhaltigkeit und grobe Eingriffe in die Natur verbunden waren.
In der derzeit informellen Sondierungsphase sind die schwedische Hauptstadt Stockholm, das kanadische Calgary und die Schweizer Region um Sion als Bewerber im Rennen. (dpa)
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