Eric kann mehr als nur Boxen
Termin mit einem "tough guy". So werden in Nordamerika Spielertypen genannt, die besser eine rechte Gerade am Kinn des Gegners als den Puck im Eishockey-Tor platzieren. Wer ist Eric Dandenault? Kommt da ein Hillbilly aus den kanadischen Bergen, der nur das Notwendigste zwischen den Kaugummikauenden Zähnen hervorpresst? Weit gefehlt. Mit einem freundlichen Lachen grüßt der Panther-Verteidiger und gleicht mit der Nickelbrille auf der Nase eher dem Klischee eines College-Studenten. "Sieht fast ein bisschen intellektuell aus. Oder?", scherzt der Frankokanadier und nimmt die Gläser ab, bevor das Foto geschossen wird.
Von unserem Redaktionsmitglied Milan Sako
Der erste Eindruck täuscht nicht, denn der 31-Jährige wirkt alles andere als ungehobelt und erzählt ganz nüchtern von seinem Job als Raufhansel. "In Kanada gibt es in jeder Mannschaft zwei oder drei Spieler wie mich, die aufs Eis kommen, wenn es zum Kampf kommt. Ich mache das seit zehn Jahren. Meine Aufgabe ist es, dann einzuschreiten, wenn die Gegner auf unsere besten Spieler losgehen, wie zum Beispiel auf Sergej Vostrikov."
So geschehen im Freundschaftsspiel gegen Krefeld, als KEV-Stürmer Jeff Christian sich mit dem DEL-Topscorer im Team der Panther anlegte und schließlich von Dandenault k.o. geschlagen wurde. "Ich habe ihn am Kinn erwischt. Dann ist er mit den Beinen leicht eingeknickt. Dann war die Sache vorbei", berichtet der Kanadier und schiebt sich genüsslich ein Stück Sahneschnitte in den Mund.
Spätestens seit dieser Straf-Aktion zählt der Spieler mit der Rückennummer 17 zu den Lieblingen der AEV-Fans. In seiner Karriere als Boxer auf Kufen hat der Eishockey-Profi mehrere K.o.-Siege gefeiert. Doch Eric kann mehr als nur die Fäuste fliegen lassen. Während viele seiner Rauf-Kollegen mit Ausnahme ihrer Muhammad-Ali-Einsätze nur selten aufs Eis kommen, kann Dandenault richtig gut Eishockey spielen. Deshalb wechselte er vor einem Jahr aus Nordamerika zu den Berlin Capitals und in dieser Saison zu den Panthern in die Deutsche Eishockey-Liga. "Ich werde weiter meine Rolle als Leibwächter für Vostrikov oder andere spielen, aber insgesamt gefällt mir das Eishockey hier in Europa und in der DEL besser. Ich hätte schon viel früher hierher kommen sollen", sagt Dandenault, der sich von einem unbefriedigendem, Kurzgastspiel von November 1994 bis März 1995 im italienischen Fassa zunächst abschrecken ließ. "Das ist ein kleiner Ort, nichts los, keiner spricht Englisch. Ich und zwei andere Kanadier sind in unserer Freizeit nur herumgehangen, haben Videospiele und Karten gespielt. Es war langweilig."
In Berlin sei das ganz anders gewesen und auch Augsburg hat viel zu bieten. Mit seinen besten Freunden im Team, Rob Guillet und Quinn Hancock, geht Eric Dandenault ins Kino oder zum Billiard spielen. Wenn ihn seine Freundin Brigitte besucht, die in Kanada einen Kosmetik-Salon betreibt, sind Ausflüge in die Schweiz oder nach Füssen zu den Königsschlössern geplant. "Vergangene Saison waren wir in Garmisch und auch in Prag, was uns besonders gut gefallen hat", zeigt sich der in Sherbrooke (Quebec) geborene Kanadier von Europa begeistert.
Nach seiner Zeit als Juniorenspieler versuchte er drei Jahre lang sein Glück bei den Hershey Bears, dem Farmteam des NHL-Klubs Philadelphia Flyers. Es folgten sechs Spielzeiten bei den Cincinnati Cyclons inklusive der Stippvisite in Italien. Nachdem der 31-Jährige in der DEL Fuß gefasst hat, schließt er eine Rückkehr nach Kanada aus. "Eishockey spielen werde ich dort nicht mehr" sagt Dandenault entschlossen, der Golf und Wasserskifahren als Hobby angibt.
Auch den Capitals, die mit rund 22 Millionen Mark hoch verschuldet waren, wird er sich nicht mehr anschließen. "Es nervt, ständig seinem Geld hinterher laufen zu müssen. Außerdem waren in der Mannschaft zu viele Stars. Als es nicht lief, hat einer auf den andeen mit dem Finger gezeigt. Das hat keinen Stil." In Berlin war Dandenault nur einer von vielen, in Augsburg zählt der kräftige Verteidiger zu den herausragenden Spielern und wurde von Trainer Daniel Naud auch deshalb neben Tommy Jakobsen zum Assistenten von Kapitän Duanne Moeser ernannt. "Ich wusste, dass ich nicht zu einem Spitzenteam komme, die Panther waren ja nur 14. in der vergangenen Saison. Der einzige Star, der sich aber nicht wie ein Star benimmt, ist Sergej Vostrikov. Ansonsten müssen wir alle hart zusammenarbeiten, wenn wir Erfolg haben wollen", meint Eric Dandenault und fügt an: "Aber deshalb sind wir auch so erfolgreich und haben noch kein Spiel verloren."
Seine ganz persönliche Serie will der Leibwächter ebenfalls nicht reißen lassen: "Mich hat noch keiner k.o. geschlagen." Das soll so bleiben.
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