Ein Treffer gegen die Torwartlegende
ERC IngolstadtNR-Mitarbeiter Fabian Huber nimmt an Pressetraining mit Panther-Trainer Larry Huras teil. Wie er Ikone Peppi Heiß bezwingt
Ingolstadt „Guten Morgen Jungs!“, ruft Larry Huras mir und den restlichen Journalisten im Kabinentrakt des ERC Ingolstadt entgegen. Der Panther-Coach ist gut gelaunt, wie immer eigentlich. Doch am heutigen Tag ist etwas anders. Anstatt der üblichen zwei Redakteure der regionalen Tageszeitungen, die bei einem Abschlusstraining anwesend sind, finden sich diesmal ein knappes Dutzend Pressevertreter in den Katakomben der Saturn-Arena wider, darunter Radio-IN-Legende Hans Fischer, Mitarbeiter der ERCI-Presseabteilung sowie auch überregionale Kollegen vom Sportsender Sky. Sie alle sind der Einladung eines exklusiven Pressetrainings unter Panther-Trainer Huras gefolgt.
Für die meisten sollte es die erste Erfahrung mit Brustpanzer, Schläger und Co. auf der glatten Spielfläche werden, für mich wiederum ein spaßiger Trainingstag unter veränderten Voraussetzungen. Seit meiner frühen Kindheit bin ich in der Jugend des ERC Ingolstadt als Verteidiger aktiv. Eine Übungseinheit mit einem renommierten und international erfolgreichen Trainer wie Huras (viermal französischer, dreimal Schweizer Meister) steht dann aber doch nicht alle Tage an, so dass meine Vorfreude ziemlich groß war.
Bevor es ernst wird, ist allerdings noch eine Videoanalyse geplant. Ein neu zusammengewürfeltes Team muss schließlich erst einmal instruiert und über die taktischen Feinheiten aufgeklärt werden. So geht es nach kurzem Small-Talk in einen kleinen Raum neben der Trainerkabine. Dort zeigt Huras seinen Schützlingen – und nun auch uns Journalisten – regelmäßig einzelne Spielausschnitte von eigenen Partien, aber auch von jenen des kommenden Gegners, um sie bestmöglich vorzubereiten. „Für mich als Trainer ist es das beste Werkzeug, das ich habe“, meint Huras.
Der Kanadier geht auf verschiedene taktische Finessen des Eishockeys ein. Forechecking – also das frühe Angreifen des Gegners in seiner eigenen Zone –, Defensivverhalten, Umschaltspiel. Wie bei einer Spielvorbereitung erklärt uns Huras das System der Hamburg Freezers (letzter Kontrahent des ERCI). Konkret: Die Hamburger greifen den Gegner in Puckbesitz früh mit zwei Stürmern an, lassen den dritten Angreifer hoch im Drittel lauern, während die beiden Verteidiger an der blauen Linie Druck ausüben – das sogenannte 2-1-2-System.
Gleichzeitig betont unser Lehrer aber auch, dass es wichtig sei, sich vordergründig auf sich selbst zu konzentrieren. Anhand des Bildmaterials zeigt Huras seinen Akteuren, was gut gelang und was noch verbessert werden muss. Der Schwerpunkt dabei sollte aber laut dem 59-Jährigen klar auf den gelungenen Aktionen liegen. „Gegen Hamburg (3:4 nach Penaltyschießen) ist mir das nicht so leicht gefallen“, sagt Huras mit einem Augenzwinkern.
Bis zu vier Stunden sitzen er und sein Assistent Manny Viveiros nach Spielen zusammen und analysieren die Leistung ihrer Mannschaft bis aufs Genaueste. Und das alles für eine halbe Stunde Videoinstruktion. Besonderen Anklang bei uns fand die Aufarbeitung der Gegentore aus dem vergangenen Duell mit den Freezers: Warum fiel dieser Treffer? Wer war Schuld? Was hätte man besser machen können? Fragen, auf die uns Huras stets detaillierte und amüsante Antworten gibt und dabei auch seine eigenen Spieler etwas aufs Korn nimmt.
Nach einer kurzen Fragerunde heißt es dann auch schon: Ab auf’s Eis. Während sich die Kollegen etwas gemächlicher umziehen und scheinbar erst mit ihrer neuen Ausrüstung vertraut werden müssen, stehe ich nach 15 Minuten Klamottenwechsel als erster in voller Montur auf der Eisfläche und drehe gemütlich meine Kreise. Zu meiner Überraschung wartet an der Bande bereits ein weiterer Trainingsgast: Peppi Heiß, Goalie-Legende und aktueller Torwarttrainer der Panther, soll während der knapp einstündigen Eiseinheit das Tor hüten. Nach dem standesgemäßen Einschießen und Warmlaufen, das den einen mehr, den anderen weniger gelang, pfeift Huras auch schon, um seine neue Mannschaft zu versammeln und ihr auf der Taktiktafel die Übungen zu erläutern, die aus verschiedenen Grundelementen des Eishockeys bestehen: vor- und rückwärts Laufen (vor allem letzteres ist für ungeübte Schlittschuhfahrer eine Herausforderung), Passen, Puckkontrolle und schließlich der Abschluss. Bei so manchem Eishockeyneuling sah das schon ziemlich lustig aus.
Danach ging’s ans Eingemachte: Sechs gegen sechs quer im Drittel. Auf der einen Seite Peppi Heiß im Tor, auf der anderen Seite, in meinem Team, der vergleichsweise eher unerfahrene Huras zwischen den Pfosten – wahrlich keine guten Voraussetzungen. So kommt es, dass wir schnell mit zwei Toren hinten liegen. Dem Kollegen des Donaukurier rutscht ein Pass über den Schläger in den eigenen Kasten und auch Huras sieht einmal nicht gut aus, als er sich nach einem Konter tunneln lässt.
Nach den etwas eigenen Regeln unseres Übungsleiters soll allerdings das letzte Tor über Sieg und Niederlage entscheiden. Und dann kam der entscheidende Moment: Ich nehme die Scheibe hinter dem Tor und lupfe sie Heiß mit der Rückhand ins kurze Kreuzeck. Eine besonders gute Figur machte der gebürtige Garmischer – die meiste Zeit knieend – dabei nicht. Unserem Team konnte das egal sein, Shakehands mit den Verlierern, das obligatorische Siegerfoto und nach belegten Semmeln und Apfelschorle die Erkenntnis, einen abwechslungsreichen Trainingstag unter den Fittichen von Larry Huras erlebt zu haben.
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