18 Millionen Kürzung bei Abstieg
Gestern brachte der FC Augsburg seine Lizenzierungsunterlagen nach Frankfurt. Im Falle des Abstiegs drohen finanzielle Einschnitte. Der Etat würde um rund 18 Millionen Euro sinken
Die wichtige Fracht brachte der Leiter Finanzen und Organisation, Michael Ströll, gestern höchstpersönlich in die Zentrale der Deutschen Fußball–Liga (DFL) nach Frankfurt. In drei dicken Leitz-Ordnern, die er im vereinseigenen Auto Richtung Hessen fuhr, waren die Lizenzierungsunterlagen des FC Augsburg für die kommende Saison abgeheftet. Heute, Punkt 15.30 Uhr, müssen die Unterlagen in Frankfurt sein, ansonsten droht der Ausschluss.
„Danach ist Deadline, dann geht nichts mehr“, sagt Finanz-Vorstand Jakob Geyer. In seiner Steuerkanzlei in Gersthofen wird schon seit Jahren das wichtige Zahlenwerk zusammengestellt. Bis Donnerstag hat er an wirtschaftlichen, technischen und organisatorischen Unterlagen gearbeitet. Oft auch in zweifacher Ausfertigung, denn der FCA fährt als derzeit Tabellen-16. natürlich zweigleisig. Für Geyer ist das nichts Neues, das war auch in den vergangenen Jahren als Auf- und Abstiegskandidat so.
39 Millionen für die Bundesliga, 21 Millionen Euro in Liga zwei
Nicht nur als FCA-Fan, sondern noch mehr als Finanzvorstand hofft er auf den Klassenerhalt. Denn ein Abstieg hätte drastische finanzielle Einschnitte zur Folge. „Als Bundesligist planen wir in der kommenden Saison mit einem Gesamtetat von rund 39 Millionen Euro. In der zweiten Liga wären es nur 21 Millionen“, sagt Geyer. In dieser Saison liegt der Etat bei rund 38 Millionen Euro. Der Etat der Lizenzspieler-Abteilung beläuft sich auf rund 17,4 Millionen Euro.
Sollte der FCA absteigen, müsste man den Gürtel deutlich enger schnallen. Dann stünden nur noch rund zehn Millionen Euro für den Profikader, das Funktionsteam und die Mitarbeiter darum herum zur Verfügung.
Die größten Einbußen gebe es beim Fernsehgeld. Derzeit sind rund 15 Millionen Euro eingeplant, im Falle des Klassenerhalts rechnet der FCA mit einem Anstieg auf 21 Millionen Euro. Geht es nach unten, würden nur noch 10,5 Millionen Euro zur Verfügung stehen.
Doch bei allen Einschnitten im Fall des Falles wird es keine Entlassungen geben, sagt Geschäftsführer Peter Bircks. „Eine dünnere Geschäftsstelle als unsere gibt es nicht.“ Um dies zu verdeutlichen, erzählt er gerne eine Anekdote aus dem Vorjahr. Als Hertha abgestiegen war, habe er seinem Chef, Walther Seinsch, einen Artikel geschickt, in dem stand, dass Hertha sein Personal in der Geschäftsstelle von 60 auf 46 Leute reduziert habe. „Ich habe ihm dazu geschrieben, wenn wir 14 Leute entlassen würden, haben wir minus zwei.“
FC Augsburg rechnet mit Lizenz ohne Auflagen
Bircks nimmt die ganze Sache humorvoll, in dem Wissen, dass der Abstieg zwar ein Rückschritt, aber kein Absturz wäre. „Wir haben keine Schulden und planen konservativ nur mit dem, was wir einnehmen.“ Er geht davon aus, dass der FCA die Lizenz für beide Ligen ohne Auflagen erhalten wird. Bircks sagt: „Da brennt nichts an.“
Zumal der FCA seine Hausaufgaben gemacht hat. Der Verein steht auf einem gesunden Fundament. Hauptsponsor AL-KO hat erst vor wenigen Wochen seinen Vertrag verlängert, die Verträge der Logen sind unabhängig der Ligenzugehörigkeit gestaltet. Auch sportlich ist der FCA auf alles vorbereitet. Noch hat man alle Chancen in der Bundesliga zu bleiben. Und im Falle eines Abstiegs würde man sofort den Wiederaufstieg angreifen. Denn ein Großteil der Mannschaft hat Verträge, die auch für die 2. Liga gelten.
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