FCA-Gegner: Bonhof: „Mich hat Augsburg nicht überrascht“

In der 50. Bundesliga-Saison ist die Meisterschaft ziemlich früh entschieden worden. Irgendwie doch langweilig, oder?

Bonhof: Nein, überhaupt nicht. Das ist zunächst einmal ein großer Verdienst des FC Bayern. Man muss einmal akzeptieren, dass die in dieser Saison alle Statistiken vernichten, die bis dahin existiert haben. Aber insgesamt ist es nicht langweilig. Es gibt weiterhin Platzierungsspiele um die internationalen Plätze und den Abstiegskampf.

Befürchten Sie aufgrund der Dominanz der Bayern und der Dortmunder keine spanischen Verhältnisse?

Bonhof: Da gehe ich überhaupt nicht konform. Jedes Jahr haben wir eine andere Situation. In dieser Spielzeit haben sich Frankfurt und Freiburg oben festgebissen. Das ist ja auch eine Überraschung. Bayern war ja fast immer dominant. Diese Phalanx hat Dortmund jetzt zweimal zerschlagen. Dass sich Bayern das nicht gefallen lässt, war doch jedem klar.

Von der Distanz aus, scheint es in Gladbach derzeit etwas unruhig zu sein. „Viel Ausreden, wenig Glanz – Fans fordern mehr von Favre“, stand kürzlich in der Bild-Zeitung. Steht Trainer Lucien Favre derzeit in der Kritik?

Bonhof: Nein. Es ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen, dass wir in jüngster Vergangenheit nicht hochattraktiv gespielt haben, aber wir haben dennoch unsere Punkte geholt. Außerdem haben wir in dieser Saison erstmals seit 16 Jahren wieder international im Europa-Cup gespielt. So schlecht war das nicht. Dann gibt es auch noch einen Gegner, der auf dem Platz steht. Ich denke aber, dass wir derzeit in einer Phase sind, wo wir uns konsolidieren und wieder an die Form der Hinrunde und der ersten Spieltage der Rückrunde anknüpfen.

Waren die Erwartungen nach der starken letzten Saison zu groß? Manche zählten Gladbach zum Favoritenkreis...

Bonhof: Nein, von uns war keiner dieser Meinung. Wir wussten, dass wir eine außergewöhnliche Saison gespielt hatten und waren froh, dass wir uns wieder einmal für den Europa-Cup qualifiziert haben. Um ein Haar hätte es ja noch für die Champions League gereicht. Und die Auswirkungen dieser hohen Belastung, die haben sich jetzt doch vielleicht ein bisschen bemerkbar gemacht. Aber die Mannschaft arbeitet hart an diesen Defiziten.

Die Euro-League ist aber sicher auch ein Thema für die kommende Saison?

Bonhof: Es ist für uns überhaupt kein Thema, aber es wird natürlich von den Medien immer angeschoben. Aufgrund vieler anderer Ergebnisse können wir derzeit lediglich noch an der Euro-League riechen. Natürlich würden wir es dankend annehmen, wenn wir uns qualifizieren könnten, aber momentan denken wir nur von Spiel zu Spiel. Am Schluss sehen wir dann, wofür es gereicht hat.

Wie schätzen Sie Augsburg derzeit ein?

Bonhof: Die haben einen sehr guten Lauf seit der Rückrunde, aber auch die Erfahrung aus der vergangenen Saison. Das wird keine leichte Aufgabe, aber wir haben ein Heimspiel und müssen dagegenhalten.

Hat es sie überrascht, dass sich Augsburg nach dieser schwachen Vorrunde wieder so herangekämpft hat?

Bonhof: Mich persönlich nicht. Vielleicht die sogenannten Experten. Auch in der vergangenen Saison hatte man ja schon arge Befürchtungen um Augsburg und auch da haben sie sich aus den unteren Regionen herausgeschossen. Diese Erfahrung macht Augsburg für uns zu einem gefährlichen Gegner.

Haben Sie den Augsburger 2:0-Sieg gegen Frankfurt gesehen?

Bonhof: Nur die zweite Halbzeit. Die war hervorragend gespielt.

Sie waren als Spieler unglaublich erfolgreich und wurden mit der deutschen Nationalmannschaft 1972 Europameister und zwei Jahre später Weltmeister. Wie sehen Sie derzeit die Entwicklung der Nationalelf?

Bonhorst: Wir sind auf einem guten Weg. Die Situation hat sich durch die Reihe der außergewöhnlichen Fußballer, die wir in unseren Reihen haben, sicherlich nicht verschlechtert. Die Qualifikation zur WM werden wir wohl schaffen. Dann muss man abwarten, wo die Hebel angesetzt werden müssen, um das Ding in Brasilien in die richtige Richtung zu schieben.