"FC Augsburg versteht es, die Situation zu genießen"
Der ehemalige Bayer-Profi und Nationalspieler Jens Nowotny spricht über den FCA, seine acht Roten Karten, seine vier Kreuzbandrisse und über „Vizekusen“.
Herr Nowotny, zuerst das Unangenehme. Mit acht Roten Karten sind sie noch der Rekordhalter in der Bundesliga. Wie viel von den acht waren denn berechtigt?
Zwei. Ich war mal im Fernsehstudio bei Sport1, da haben wir das aufgelöst.
Ein weiterer Rekord auf den sie wohl auch gerne verzichtet hätten, sind ihre vier Kreuzbandrisse während ihrer Bundesliga-Karriere. Wie geht es Ihnen heute?
Ich kann schon moderat ein bisschen Sport betreiben. Ich muss auch ein gewisses Level halten und tue deshalb auch ab und zu was für den Muskelaufbau. Ich bekomme von den Ärzten auch viele wichtige Tipps.
Im Jahr 2001 wurde der Begriff „Vizekusen“ geprägt. Bayer wurde in den drei Wettbewerben deutsche Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League jeweils nur Zweiter...
In der Situation überwog natürlich zuerst immer die Enttäuschung, aber mit etwas Abstand habe ich mir immer gesagt: Lieber werde ich fünfmal Zweiter, als einmal aufzusteigen. Denn das würde voraussetzen, dass ich auch einmal abgestiegen wäre. Ganz bitter war dennoch der zweite Platz in der Saison 1999/2000, als wir das letzte Spiel bei der SpVgg Unterhaching verloren haben. Das haben wir regelrecht versemmelt und uns damals von links und rechts beeinflussen lassen. Nach dem Eigentor zum 0:1 waren wir wie gelähmt.
Wie sehen sie den FC Augsburg aus der Ferne?
Dort macht nicht nur der Trainer oder der Manager einen tollen Job sondern das ganze Umfeld. Man erkennt eine sehr große Spielfreude und Augsburg versteht es, diese Situation zu genießen. Es werden ja auch wieder andere Zeiten kommen, wo es schwer wird, sich zu behaupten.
Leverkusen ist allerdings noch der einzige Bundesligaklub, der gegen den FCA alle Spiele gewonnen hat. Können Sie dem Augsburger Anhang Mut machen?
Das ist schwierig. Tendenziell bin ich ja für Leverkusen, aber ein Spiel fängt immer bei Null an. Augsburg sollte nicht versuchen, das Spiel zu machen, dann könnte es problematisch werden. Dann wäre die Gefahr groß, dass sie in die überfallartigen Angriffe der Leverkusener laufen.
Teamchef: Wer soll gegen Leverkusen spielen?
Sind sie in dieser Saison von Leverkusen enttäuscht?
Enttäuscht wäre ich nur, wenn die Mannschaft in keinen internationalen Wettbewerb kommt. Leverkusen hat in dieser Saison mit einem Hurra-Stil begonnen. Jetzt spielen sie einen komplett anderen Stil. Ich denke, die Mannschaft befindet sich derzeit in einer Findungsphase.
Sie engagieren sich sehr für Kinder. Sie sind Botschafter des Deutschen Kinderhospizvereins und Schirmherr von Kidshelp Kambodscha...
Der Kontakt kam nach der Weltmeisterschaft 2006 zustande. Seit dieser Zeit engagiere ich mich dafür. Ich mache das auch gern. Ich habe selbst drei Kinder und jetzt klopfe ich dreimal auf Holz, die sind alle gesund.
War eine Trainertätigkeit nach ihrer Spielerkarriere nie ein Thema?
Ich trainiere in Kürten (Nordrhein Westfalen, Anm. d. Red.) die Jugend. Dort spielt auch mein Sohn. Es macht Spaß, den Jungs etwas über Fußball zu vermitteln. Ansonsten war ein Trainerjob nie ein Teil meiner Lebensplanung.
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