FCA gegen FCB: Derby-Diskrepanz
Wenn der FC Bayern beim FCA antritt, prallen zwei Welten aufeinander. Die Unterschiede zeigen sich nicht nur auf dem Platz. Ein Besuch bei den beiden Vereinen.
Sogar das Wetter ist besser. Während die Journalisten in Augsburg durch eine Nebelsuppe zur SGL-Arena schleichen, sonnt sich die Reporterschar in München vor dem Vereinsgelände des FC Bayern. Pressekonferenz. Hie wie da. Wie vor jedem Bundesligaspiel – und doch griffiger als der Vergleich der Spieler oder der Verweis auf die gut oder eher weniger gut gefüllten Vereinskonten.
Der Rekordmeister bittet zum Frage-Antwort-Spiel an die Säbener Straße. Gemeinhin die „erste Adresse im deutschen Fußball“ genannt. Die Residenz der Münchner zeugt von ihrem Selbstverständnis. Ein halbes Dutzend Trainingsplätze (inklusive Kunstrasen) liegt hinter der rund 200 Meter langen Zentrale der Macht. Geschäftsstelle, Servicecenter, Fanshop und Kabinentrakt machen sich hinter der Glasfassade breit. Über allem thront das Emblem des FC Bayern. Die Journalisten nehmen während der Pressekonferenz in einem circa 30 Quadratmeter großen Raum vor Jupp Heynckes Platz.
Neues Trainingsgelände noch eine Baustelle
Das Vereinsgelände des FC Augsburg liegt im Arbeiterviertel Oberhausen. Optisch passt sich die Geschäftsstelle gut ein. Ein in die Jahre gekommener Zweckbau, der morbiden Charme verströmt. Mittlerweile sind die Augsburger dazu übergegangen, die Reporter vor den Spielen in die SGL-Arena zu bitten. Davor wurde die Gaststätte am Trainingsgelände kurzerhand zum Medientreffpunkt umfunktioniert. Das neue Gelände der Profis ist noch in der Entstehungsphase. Man zieht vor die Tore Augsburgs zum Stadion. Bisher eine große Baustelle.
Jupp Heynckes präsentiert sich den sieben Kamerateams und rund 30 Journalisten gesprächig. 40 Minuten lang parliert er gut gelaunt. Über Bastian Schweinsteiger („Ihm geht es den Umständen entsprechend gut“). Über Joachim Löw, der „ein kluger Bundestrainer“ sei, weil er Philipp Lahm eine Pause gönnt. Über die Laufleistung der Bundesligamannschaften und die Diskussion darüber („Die führe ich nicht gerne“). Der FC Augsburg? Auch ein Thema. Am Rande. Selbstverständlich wolle man einen Sieg einfahren. Natürlich wird man die Augsburger nicht unterschätzen. „Die haben weder die Hosen voll noch die weiße Fahne gehisst“, diktiert Heynckes in die Blöcke. Er habe in seiner langen Karriere schon so einige unliebsame Überraschungen erlebt. Was man eben so sagt, wenn man als FC Bayern beim FC Augsburg spielt.
Hoffen auf ein Fußballwunder
Auch Heynckes Kollege Jos Luhukay kennt das Spielchen „David gegen Goliath“ und hofft natürlich auf ein Fußballwunder. Da kramt der Niederländer, der sich selbst nicht gerne in den Mittelpunkt stellt, sogar in den persönlichen Erinnerungen. Als Aktiver habe er mit seinem Klub VVV Venlo in der holländischen Ehrendivision gegen Ajax Amsterdam fast immer gut ausgesehen, „doch mehr möchte ich dazu nicht sagen, kucken Sie doch selbst mal nach“, lächelt er die Journalisten an. Es sind nicht so viele wie an der Säbener Straße, aber immerhin. Für Augsburger Verhältnisse ist der Medientalk sehr ordentlich besucht. Kein Wunder, auch für die örtliche Journaille ist das Gastspiel des großen Nachbarn aus der Landeshauptstadt etwas ganz Besonderes.
Fünf Kamerateams haben ihre Objektive auf Luhukay und Manager Andreas Rettig gerichtet. Was die beiden erzählen, hört sich gar nicht gut an: Neben dem zur Mittagszeit am Finger operierten Simon Jentzsch meldete sich in der Früh mit Axel Bellinghausen ein weiterer Leistungsträger krank. Ob der personellen Probleme fühlen sogar hartgesottene Schreiberlinge mit dem Augsburger Trainer, der allerdings nicht jammern will: „Das habe ich noch nie gemacht, seit ich hier bin.“ Auch in Augsburg wird über die Laufleistungen gesprochen. Für Rettig ein heikles Thema, „die Bayern liegen in dieser Tabelle ganz unten, Freiburg dagegen gehört zur Spitzengruppe“.
Münchner Kollegen sind ebenfalls nach Augsburg gekommen, wollen wissen, wie der FCA denn gedenke, die Bayern-Ballbesitzmaschine zu stoppen. „Mit unseren Tugenden“, antwortet Luhukay „Herz, Leidenschaft und Wille“, fügt er an. Ob’s reicht? Der Sonntag wird es zeigen.
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