Wenn Freundschaften ruhen müssen
Vier ehemalige Wolfsburger stehen im Kader des FC Augsburg. Drei davon wurden von Felix Magath aussortiert. Für sie ist es ein besonderes Spiel.
FC Augsburg gegen VfL Wolfsburg. Wenn sich diese beiden Vereine am Samstag (15.30 Uhr/SGL-Arena) in der ersten Bundesliga gegenüber stehen, dann wird Uwe Möhrle nicht an Bord sein, sondern dieses Spiel nur auf der Tribüne verfolgen. Ein Muskelbündelrisss setzt den Kapitän des FCA seit drei Wochen außer Gefecht. Möhrle ist einer von vier Augsburger Profis, die in der Vergangenheit schon dass Trikot der Niedersachsen trugen. Neben ihm spielten Simon Jentzsch, Daniel Baier und Akaki Gogia bereits für die Niedersachsen.
Verletzungen kommen für Fußballprofis immer zum falschen Zeitpunkt. Doch Uwe Möhrle (31) hat sehr daran zu knabbern, dass er nach seiner in Köln erlittenenschweren Blessur in diesen Wochen nicht kicken kann. Denn der Terminplan bescherte den Augsburgern zuletzt mit dem FC Bayern und dem VfB Stuttgart sehr attraktive Gegner. „Und jetzt kommt auch noch Wolfsburg, es ist bitter da nicht spielen können“, lamentiert der gebürtige Württemberger. In der Autostadt unterschrieb er 2006 einen Dreijahresvertrag. In seiner ersten Spielzeit absolvierte er 25 Pfllichtspiele. Doch dann kam Felix Magath als Trainer. Und legte dem Abwehrspieler nahe, sich einen anderen Arbeitgeber zu suchen. So wechselte der gebürtige Württemberger 2007 zum FC Augsburg. Groll gegenüber Magath verspürt er nicht. „So ist das Profigeschäft eben“, erklärt Möhrle lapidar.
Für Möhrle beginnt die Reha
Viel wichtiger ist für den Augsburger Innenverteidiger, dass er baldmöglichst wieder auf dem Spielfeld helfen kann. Denn in den vergangenen Wochen konnte er sich wegen seiner Verletzung körperlich nicht betätigen, diese Woche beginnt er mit der Reha. „Endlich“, atmet er kräftig durch. In vier Wochen ist die Vorrunde vorbei, sein Comeback wird Möhrle wohl erst nach der Winterpause feiern.
So lange möchte Simon Jentzsch (35) nicht warten. Aber das Spiel gegen seinen ehemaligen Klub kommt zu früh. Beim Schusstraining am Mittwoch rebellierte der operierte Ringfinger. „Es ist zwar nicht schlechter geworden, aber es nützt nichts, wenn ich nur 70 oder 80 Prozent geben kann. Ich habe eine Verantwortung gegenüber dem Verein und der Mannschaft. Deshalb haben wir entschieden, dass ich nicht spiele.“ Das Duell mit Felix Magath fällt also aus. Sechs Jahre, von 2003 bis 2009, stand er in Norddeutschland unter Vertrag, doch spielen durfte er ab der Winterpause 2007/2008 nicht mehr. Erst stellt ihn Magath nicht mehr auf und verpflichtete Diego Benaglio, dann wurde Jentzsch sogar ganz aussortiert. Eine schlüssige Begründung gab es damals von Magath nicht. Sein Ehrgeiz, spielen zu wollen, hat damit allerdings nichts zu tun: „Ich hätte auch gerne gegen Bayern gespielt“, sagt Jentzsch. Er habe sich damals nichts vorzuwerfen gehabt: „Ich kann in den Spiegel schauen“. Deshalb werde er auch Magath, so es denn zu einem persönlichen Treffen komme, die Hand schütteln. Jentzsch traut dem FCA gegen die „Wölfe“ den ersten Heimsieg der Saison zu. Obwohl der VfL seiner Meinung nach „vom Etat und dem Spielerkader“ weit hinter den Erwartungen zurück bleibt. „Für mich müssten sie zu den Titelaspiranten gehören“. In Augsburg läuft Jentzschs Vertrag am Saisonende aus. Verhandlungen mit dem Klub gab es bisher nicht, allerdings eine persönliche Tendenz. „Doch die behalte ich für mich“, sagt er.
Magath spielte Schicksal
Bei Daniel Baier endet in Augsburg der Kontrakt ebenfalls 2012. Auch für den Mittelfeldakteur spielte Magath Schicksal. 2007 holte der Fußball-Lehrer den als hochbegabt geltenden Baier von den Münchner Löwen nach Wolfsburg. Doch nach nur einem Jahr legte Magath dem in Aschaffenburg aufgewachsenen Baier nahe, den Verein zu wechseln.
Praktisch in letzter Sekunde wurde Baier im Sommer 2008 an den FC Augsburg ausgeliehen. Gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber hegt Baier aber keinen Groll. „Ich durfte dort im UEFA-Cup spielen, stand mit Weltstars wie Edin Dzeko oder Marcelinho in einer Mannschaft.“ Mit Marcel Schäfer, mit dem er einst zusammen aus Aschaffenburg zu den Münchner Löwen gewechselt war und der ihm später nach Wolfsburg folgte, verbindet Baier eine persönlich Freundschaft. Doch diese muss am Wochenende wohl ruhen. „Für uns ist die Situation nicht einfach, doch wir müssen endlich mal auch zu Hause gewinnen.“
Einen Heimsieg des FCA konnte Akaki Gogia bisher noch nicht feiern. Der gebürtige Georgier mit deutschen Pass ist mit 19 Jahren der Jüngst aus dem ehemaligen Wolfsburger Quartett. Im Sommer lieh ihn der Deutscher Meister von 2009 für zwei Jahre nach Augsburg aus. „Das war für mich der richtige Schritt“, zieht Gogia nach knapp einem halben Jahr im Süden für sich selbst eine positive Zwischenbilanz. Beim FCA bekommt er von Trainer Jos Luhukay Einsatzzeiten und hofft, dass er am Samstag gegen seinen Ex-Klub auch auflaufen kann. „Für mich ist das schon ein besonderes Spiel“, gibt er unumwunden zu. Kein Wunder, denn an der Aller besitzt er noch sehr viele Freunde und Bekannte. Und die sollen zumindest am Samstag keinen Grund zur Freude haben. Dann wäre das Wiedersehen tatsächlich wunderschön.
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