Feier ohne Prinz
Die deutschen Frauen ziehen ohne ihre Rekordspielerin, aber mit dem 4:2-Sieg gegen Frankreich als Gruppensieger ins Viertelfinale ein.
Im dritten Vorrundenspiel der Frauenfußball-Weltmeisterschaft hat die deutsche Mannschaft endlich spielerisch und kämpferisch überzeugt. Mit 4:2 (2:0) bezwang das personell stark veränderte Team in einem hochklassigen und mitreißenden Spiel Frankreich und sicherte sich Platz eins in der Gruppe A. Die Tore für Deutschland erzielten Kerstin Garefrekes (25.), Inka Grings (32./69. per Elfmeter) und Okoyino da Mbabi (89.), für die Französinnen waren Delie (56.) und Georges (72.) erfolgreich. Damit trifft Deutschland im Viertelfinale am Samstag in Wolfsburg (20.45 Uhr) auf Japan, den Zweiten der Gruppe B. Die Asiatinnen hatten Stunden zuvor gegen England mit 0:2 verloren. Bundestrainerin Silvia Neid strahlte hinterher vor Glück. „Toll, wie unsere Mannschaft von Anfang an im Spiel war. Das war heute Fußball für mich. Wir sind jetzt im Turnier angekommen“, freute sich Neid.
Lange war im Vorfeld der Partie über die Aufstellung diskutiert worden – und trotz vieler Spekulationen überraschte die Bundestrainerin am Ende alle, denn sie hatte ihre Startformation gleich auf vier Positionen verändert. Wie schon erwartet verzichtete sie auf ihre formschwache und mental angeschlagene Mannschaftsführerin Birgit Prinz und brachte stattdessen Inka Grings, die Rekordtorschützin der Bundesliga. Auf der linken Außenbahn ersetzte sie Melanie Behringer durch Publikumsliebling Fatmire Bajramaj, die von den jungen Fans an ihrem ehemaligen Wohnort Mönchengladbach frenetisch begrüßt wurde. Die an einer Magenverstimmung leidende Linda Bresonik wurde in der Abwehr erwartungsgemäß von Bianca Schmidt vertreten.
WM-Premiere für Lena Goeßling
Für die größte Überraschung aber sorgte Silvia Neid im Mittelfeld. Eine personelle Veränderung hatte sie schon am Vorabend angedeutet, weil ihre beiden Spielmacherinnen Kim Kulig und Simone Laudehr jeweils mit einer Gelben Karte vorbelastet waren. Also verzichtete sie auf Kulig und gab stattdessen Lena Goeßling den Vorzug, die damit ihre WM-Premiere feierte.
Die deutsche Mannschaft begann druckvoll, was das Publikum mit Szenenapplaus belohnte. Aber auch die Französinnen ließen ihre Gefährlichkeit bei manchem Vorstoß aufblitzen, wenn sie pfeilschnell vor der deutschen Torhüterin Nadine Angerer auftauchten.
Aus einer Standardsituation fiel dann urplötzlich die 1:0-Führung. Bei einem von Babett Peter getretenen Freistoß entkam Kerstin Garefrekes ihrer Bewacherin Wendie Renard, umkurvte die komplette französische Abwehr und war passgenau zur Stelle, um den Ball per Kopf in die Maschen zu drücken (25.). Schon ihr zweites WM-Tor dieser Art und ein Wachmacher für das deutsche Team. Gleich darauf wirbelten Okoyino da Mbabi und Inka Grings die französische Abwehr gehörig durcheinander, Sekunden später bediente Simone Laudehr Inka Grings so genau, dass diese die Vorlage gleich mit ihrem ersten WM-Tor krönte (32.). 2:0 für Deutschland und gerade mal eine halbe Stunde gespielt – die 45 867 Zuschauer waren aus dem Häuschen. In der zweiten Halbzeit ersetzte Ariane Hingst Simone Laudehr.
Doch statt Stabilität zu bekommen, kassierte Deutschland den Anschlusstreffer zum 2:1, wieder mal durch eine Standardsituation. Nach einer Ecke sprang Delie am höchsten und machte per Kopf das Tor für die Französinnen (54.). Die beste deutsche Chance folgte kurze Zeit später, als Inka Grings kurz vor der Strafraumgrenze von Wendie Renard gelegt wurde. Sie schoss den Freistoß aus 20 Metern selbst – allerdings war Torhüterin Berangere Sapowicz zur Stelle (60.).
Die wurde Minuten später zur Hauptfigur in einer spielentscheidenden Szene. In der 65. Minute senste sie die allein auf sie zulaufende Fatmire Bajramaj um, Schiedsrichterin Heikkinen zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt und stellte Sapowicz zudem mit der Roten Karte vom Platz.
Erster Elfmeter und erste Rote Karte
Inka Grings drosch den Ball an Ersatztorhüterin Celin Deville zur 3:1-Führung ins Tor. Aber es war noch nicht Schluss. Georges gelang das 3:2 (72.). Schlag auf Schlag ging es nun weiter, Bajramaj, Grings und Peter hatten in einer druckvollen Schlussphase beste Gelegenheiten. Die verdiente Belohnung für den glanzvollen Auftritt machte Okoyino da Mbabi mit dem 4:2-Erfolg perfekt.
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