Peter Cassalette: Der Neunte seit Wildmoser
Am Sonntag wurde Peter Cassalette zum Präsidentden des TSV 1860 München gewählt. Wo er sein Arbeitszimmer hat, weiß er noch nicht.
Irgendwann haben eben auch die Löwen-Mitglieder mal genug. Es ist ja schon verwunderlich, dass rund 20000 von ihnen alle zwei Wochen die ungeliebte Allianz-Arena besuchen, um dort Spiele von überschaubarer sportlicher Klasse zu sehen. Nun sollten die Mitglieder auch noch zum wiederholten Mal einen neuen Präsidenten wählen. Seit Karl-Heinz Wildmoser 2004 abtreten musste, standen bislang acht Männer dem Verein vor. Peter Cassalette sollte am gestrigen Sonntag bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zum neunten Präsidenten der Nach-Wildmoser-Ära gewählt werden. Er wurde es auch.
Allerdings nicht mit jenem eindeutigen Votum, das er sich erwünscht hatte. Lediglich 306 Mitglieder gaben ihm ihre Stimme. Allerdings waren auch nur 462 stimmberechtigte Personen in der ausgekühlten Konzerthalle Zenith zugegen, als es darum ging, den neuen Präsidenten zu wählen. „Da ist natürlich Luft nach oben, das könnte besser sein“, so Cassalette. Allerdings erhält er bereits im kommenden Sommer die Möglichkeit, sein Ergebnis zu verbessern. Dann steht die ordentliche Mitgliederversammlung samt Wahl für drei Jahre an.
Aber auch die 462 Mitglieder genügten, um die komplette Bandbreite von Bayern-Beleidigungen, Stadionauszugsplänen und latenter Zukunftsangst in gewohnt folkloristischer Art darzubringen. Cassalette ficht das freilich nicht an. Der 62-Jährige wurde vom Verwaltungsrat der Münchner nach einem Auswahlverfahren als geeignetster Kandidat für das Präsidentenamt empfunden.
Beziehung zu Ismaik als wichtigste Aufgabe
Neun Mitglieder hatten dem Gremium zuvor Interesse an dem Ehrenamt signalisiert. Das spricht entweder für ausgeprägten Masochismus oder tief verwurzeltes Interesse am Verein. Bei Cassalette ist wohl von Letzterem auszugehen. Der 62-Jährige empfahl sich dem Auditorium durch seinen löwengeprägten Lebenslauf, inklusive einer jugendlichen Fahrradfahrt hinter dem Meisterkorso 1966 sowie einen in Japan verfolgten Internetstream des verschossenen Elfmeters von Francis Kioyo im Mai 2004. Dem Mann ist Freud und Leid nicht fremd. Keine schlechte Voraussetzung für einen Löwen-Präsidenten.
Bevor er vergangenes Jahr in den passiven Teil der Altersteilzeit eintrat, war er unter anderem als Marketingchef bei der Allianz und als Geschäftsführer beim Tourismusunternehmen FTI tätig. Er bezeichnet sich als Teamplayer und kommunikativ. „Ich kann aber auch selbst Entscheidungen treffen, wenn es benötigt wird“, so Cassalette.
Diese Fähigkeiten sind auch künftig gefragt. Schließlich geht es darum, die fragile Beziehung zu Investor Hasan Ismaik zu stabilisieren und im besten Fall mehr als nur den Nutzen daraus zu ziehen, nicht zahlungsunfähig zu werden.
Von wo aus er das Telefonat mit Ismaik führt, ist noch nicht sicher. Das Präsidiumszimmer bei den Münchnern wird wohl von Sportdirektor Oliver Kreuzer besetzt. „Da hänge ich nicht dran. Ich werde gegen zehn Uhr kommen und dann wird sich schon ein Platz finden“, so Cassalette.
Die Diskussion ist geschlossen.