Wer zahlt, wird gewählt: Wie das absurde System Blatter funktioniert
Von den 209 Verbänden der Fifa kommen nur 53 aus Europa. Die Brennzelle des Fußballs hat beim Weltverband weniger Stimmen als Afrika oder Asien. Einblick in das System Blatter.
Fußball wird rund um den Globus gespielt. Nahezu überall ist er Volkssport Nummer eins und begeistert die Massen. Nirgends aber ist mehr Geld im Spiel als in Europa. Die 20 umsatzstärksten Vereine der Welt kommen aus England (8), Italien (4), Deutschland, Spanien (je 3), Frankreich und der Türkei (je 1). Spitzenreiter Real Madrid setzt pro Jahr knapp 550 Millionen Euro um, alle Top-Klubs zusammen bringen es auf über sechs Milliarden Euro.
In Südamerika mag der Fußball am emotionalsten gelebt werden, in Afrika und Asien die meisten Menschen erreichen – die wirtschaftliche und sportliche Brennzelle ist Europa. Hier werden die höchsten Gehälter gezahlt, hier spielen die besten Profis in den besten Mannschaften der Welt. Die Top-Duelle der europäischen Champions League werden weltweit verfolgt. Im knallharten Wettbewerb mit einem extrem professionellen Umfeld läuft der Fußball zur Höchstform auf.
Das System Blatter: Wer zahlt, wird gewählt
Auf den ersten Blick hat es durchaus Charme, wie sich der Fußball-Weltverband über all den schnöden Mammon hinwegzusetzen scheint. Denn wird bei der Fifa gewählt, hat jeder nationale Verband eine Stimme – ganz egal, wie arm oder reich er ist. Was Demokratie-Fans verzückt, macht es allerdings so schwer, den Fifa-Präsidenten Sepp Blatter abzuwählen.
Von den 209 Verbänden, die der Fifa angehören, kommen nur 53 aus Europa. Fast alle anderen stehen zu Blatter. Daran dürfte sich auch bei der Wahl heute nichts ändern. Blatters Netz aus Abhängigkeiten und Gefälligkeiten wird nicht reißen. Dafür sind zu viele „Fördermittel“ in die kleinen Verbände geflossen. Wer zahlt, wird gewählt – so funktioniert Blatters System.
Die allermeisten europäischen Verbände sind auf solche Zuwendungen nicht angewiesen und wollen einen Neuanfang ohne Blatter. Uefa-Präsident Michel Platini ist ein Gegner des Schweizers. Mehr als eine Rücktrittsforderung brachte er gestern nicht zustande. Das einzige Anti-Blatter-Mittel der Europäer wäre ein WM-Boykott. Das Turnier ist eine der wichtigsten Einnahmequellen der Fifa und verkäme ohne Europa zur Farce. Realistisch ist dieses Szenario nicht.
Am Ende wird trotzdem das Geld entscheiden. Verliert der Fußball weiterhin so dramatisch an Glaubwürdigkeit, steigen Sponsoren aus, die „Fördermittel“ würden versiegen. Wer nicht zahlt, wird abgewählt – so kann Blatters System auch funktionieren.
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