Sonnenenergie ist beliebt wie nie
Die Solarbranche setzt darauf, dass immer mehr Bürger ihren Sonnenstrom selbst nutzen.
Einfach anstecken. Und selbst Strom erzeugen. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach muss nicht immer groß sein. Vielleicht genügt schon ein einziges Modul? Heiner Gärtner aus Buttenwiesen im Kreis Dillingen hat gemeinsam mit seinem Kollegen Ove Petersen aus Schleswig-Holstein ein einfaches Solarmodul auf den Markt gebracht, das jeder selbst installieren kann. Die beiden ausgebildeten Landwirte sind die Geschäftsführer des Unternehmens GP Joule, das mit rund 100 Mitarbeitern eigentlich große Projekte für erneuerbare Energien plant und realisiert. Nun haben sie mit "Mini-Joule" aber auch ein Do-it-yourself-Kraftwerk im Angebot. "Viele Leute wollen ihren gar nicht ins Netz einspeisen, sondern selbst im Haus verbrauchen", sagt Petersen. Mit dem Minikraftwerk kann jeder bereits so viel Strom erzeugen, wie sein Kühlschrank im Jahr verbraucht.
Es gibt Überkapazitäten, der Wettbewerb ist hart
Die Solarwirtschaft befindet sich derzeit in einer paradoxen Situation. Noch immer fegt die Krise durch die Branche. Einst stark wachsende Unternehmen wie Solarworld schlitterten in die roten Zahlen. Das Bitterfelder Unternehmen Q-Cells musste zwischenzeitlich Insolvenz anmelden. Es gibt Überkapazitäten, der Wettbewerb ist hart. Das spiegelt sich auch auf der Branchenmesse Intersolar wider, die noch bis heute in München stattfindet: Die Zahl der Aussteller ist gegenüber dem Vorjahr um über 500 auf 1330 zurückgefallen. Viele Firmen sind einfach nicht mehr am Markt.
Gleichzeitig aber ist Sonnenenergie in Deutschland so beliebt wie nie: Derzeit wohnen 8,5 Millionen Bundesbürger in Häusern, auf deren Dächern Sonnenstrom oder Sonnenwärme produziert wird, wie der Bundesverband Solarwirtschaft berichtet. Jeder zehnte Bundesbürger nutzt damit die Kraft der Sonne.
Dabei geht es Privatleuten immer weniger darum, den Strom aus ihren Photovoltaikanlagen ins öffentliche Netz einzuspeisen. Stattdessen liegt der Fokus immer stärker darauf, den Sonnenstrom vom Dach des eigenen Einfamilienhauses auch selbst zu nutzen. Darauf setzt auch die Branche, wie auf der Intersolar deutlich wird. Je nachdem, mit welchen Herstellern man auf der Messe spricht, kostet eine Kilowattstunde an selbst produziertem Strom nur mehr zwischen 11 und 18 Cent. Das ist in jedem Fall billiger, als Energie von den meisten Versorgern zu beziehen, deren Grundversorgungstarife sich meist um die 28 Cent pro Kilowattstunde bewegen. Auch ein Elektroauto ließe sich so recht günstig aufladen.
Das Thema Stromspeicherung wird für Privathaushalte immer wichtiger
Da die Sonne nicht immer scheint, wird das Thema Stromspeicherung für Privathaushalte immer wichtiger. Auf der Intersolar ist es der große Trend. Mit im Geschäft ist die Prosol Invest Deutschland GmbH mit Sitz in Wildpoldsried im Kreis Oberallgäu. Das Unternehmen bietet mit seiner "Sonnenbatterie" einen Stromspeicher an, der den eigenen Sonnenstrom für die Nacht oder für trübe Stunden verfügbar macht. Rund 1000 Sonnenbatterien seien bisher bereits in Deutschland verkauft worden, berichtet Sprecherin Sarah Stanojevic. Das Unternehmen ist auf 45 Mitarbeiter gewachsen. "Die Leute wollen unabhängig sein und ihren eigenen Strom nutzen", sagt Stanojevic. Rund 4,5 Kilowattstunden beträgt die Kapazität der kleinsten Sonnenbatterie. Zum Vergleich: Mit einer Kilowattstunde lässt sich eine Maschine Wäsche waschen.
Selbst genutzter Sonnenstrom gewinnt an Rentabilität
Der Solartechnik-Hersteller SMA aus Niestetal bei Kassel bietet indes Lösungen für ein intelligentes Energiemanagement im Eigenheim an. Das bedeutet: Die Waschmaschine läuft dann, wenn die Photovoltaikanlage auf dem Dach besonders viel Strom produziert. Eine "smarte" Steuerung macht es möglich. Frühere Visionen und Pilotprojekte rücken damit in die Nähe der Praxis. Für ein kompaktes Batteriesystem, das in der zweiten Jahreshälfte auf den Markt kommen soll, ist SMA mit dem Messe-Preis ausgezeichnet worden.
"Mit dem Puffer von zwei Kilowattstunden lässt sich der Eigenverbrauch aus der Photovoltaikanlage bereits deutlich erhöhen", erklärt Entwicklungsleiter Tom Rudolph. Er ist sich sicher, dass selbst genutzter Sonnenstrom immer rentabler wird. "Vor allem dann, wenn der Strompreis weiter steigt wie bisher", sagt er.
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