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Augsburg
10.10.2012

Weihbischof Anton Losinger: „Ein gesunder Mittelstand ist bedroht“

Weihbischof Anton Losinger sieht in der Spaltung der Gesellschaft in Reich und Arm Gefahren für den sozialen Frieden und rät zu einer breiten Beteiligung am Produktivkapital.
Foto: Fred Schöllhorn
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Weihbischof Anton Losinger sieht in der Spaltung der Gesellschaft in Reich und Arm Gefahren für den sozialen Frieden und rät zu einer breiten Beteiligung am Produktivkapital. Foto: Fred Schöllhorn

Weihbischof Anton Losinger sieht in der Spaltung der Gesellschaft in Reich und Arm Gefahren für den sozialen Frieden. Er hat einen Ratschlag.

Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich in Deutschland immer weiter. Das geht aus dem Entwurf des neuen Armuts- und Reichtumsberichtes der Bundesregierung hervor. Wir sprachen mit dem Augsburger Weihbischof Anton Losinger, der Mitglied im Nationalen Ethikrat ist, über eine gerechte Einkommens- und Vermögensverteilung.

Der Armuts- und Reichtumsbericht zeigt, dass der unteren Hälfte der Bevölkerung nur ein Prozent des Gesamtvermögens gehört, während zehn Prozent die Hälfte des Privatvermögens besitzen. Geht es in unserer Gesellschaft nicht mehr gerecht zu?

Losinger: Deutschland ist ein reiches Land. Wir gehören zu den Spitzenreitern auf dieser Erde. Und Deutschland ist produktiv und innovativ, der Reichtum nimmt zu. Aber – und das ist das Problem – der Reichtum nimmt asymmetrisch zu. Die Schere zwischen den Reichsten und den Ärmsten geht signifikant auseinander. Ein gesunder Mittelstand ist bedroht. Das hat auf lange Sicht Folgen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, den sozialen Frieden und für die Gerechtigkeitsfrage einer Gesellschaft.

Ist die Konzentration von Vermögen der Preis für einen florierenden Wirtschaftsstandort?

Losinger: Nicht unbedingt. Die Frage nach einer gerechten Vermögens- und Einkommensverteilung muss meiner Ansicht nach mindestens drei Bereiche berücksichtigen: Zum Ersten muss Leistungsgerechtigkeit herrschen. Das heißt, wer mehr leistet, muss dafür auch mehr bekommen. Aber die Unterschiede im Leistungsszenario können sich nicht so extrem gestalten, dass die qualifizierte Arbeit eines Angestellten oder eines Facharbeiters nicht einmal ein Fünfhundertstel dessen wert ist, was ein Vorstandschef verdient. Der zweite Gerechtigkeitsaspekt heißt Startgerechtigkeit: Warum hat ein neugeborenes Kind nur deshalb einen so ungeheuren Vermögens- und Startvorteil ins Leben, weil es Kind reicher Eltern ist? Der liebe Gott hat das wohl so nicht gewollt. Das bedeutet aber, dass unser Erbrecht daraufhin durchforstet werden muss, wie eine vernünftige Verteilung im Blick auf gerechte Startchancen organisiert werden kann. Und der dritte entscheidende Gerechtigkeitsaspekt ist der der Verteilungsgerechtigkeit. Hier geht es um ein Herzstück der Sozialen Marktwirtschaft, nämlich soziale Sicherheit. Und Paul Kirchhof, der bekannte Steuerexperte, mahnt unermüdlich eine neue, gerechte Steuerordnung an, die ein neues „Maß der Gerechtigkeit“ realisiert, in der wirklich nach persönlicher Leistungsfähigkeit belastet wird, und niemand die Chance hat, sich mit tausend Abschreibungsmöglichkeiten vor dem Fiskus arm zu rechnen.

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Wo sehen Sie noch Nachholbedarf?

Losinger: Man kann heute klar beobachten, dass Menschen mit geringeren Bildungs- und Berufsperspektiven auch ein viel höheres Risiko tragen, arbeitslos zu werden, weniger zu verdienen und damit auch kaum Spielraum haben, sich vernünftig gegen die Risiken des Lebens, etwa gegen Altersarmut, abzusichern. Mit dem Bildungsstandard steigen proportional die Chancen für Beschäftigung und Einkommen. Daher ist es für mich entscheidend, den Bildungsbereich zu stärken und die Menschen gerade für unsere Wissensgesellschaft fit zu machen.

Immer mehr Menschen droht die Altersarmut. Zugleich wird die private Altersvorsorge immer wichtiger. Vielen fehlen aber die Mittel dazu ...

Losinger: Natürlich macht es kaum Sinn, zu einem Menschen, der gerade so um die Runden kommt, zu sagen, er müsse privat vorsorgen. Das geht schon allein mangels Masse nicht! Daher favorisiere ich hier seit langem den Weg der Vermögensbildung. Wir brauchen Arbeitnehmer, die zusätzlich zum Lohn mit einer Rendite aus Kapitaleinkünften ihre Altersvorsorge absichern. Die Schweiz hat ein solches kluges Drei-Säulen-Modell aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Kapitaldeckung. Das heißt aber, die Arbeitnehmer müssen Schritt für Schritt am Produktivkapital beteiligt werden. Ein schönes Beispiel in diesem Sinne sind die Belegschaftsaktien einer Reihe von Großunternehmen wie zum Beispiel Siemens.

Das sind aber doch Ausnahmemodelle.

Losinger: Ja, leider. In diesem Bereich tut sich wenig, weil alle, die hier an einem Strang ziehen müssten, Bedenken gegen dieses Modell haben. Die Arbeitgeber fürchten, wo immer wir Produktivkapitalbeteiligung fordern, dass sie nicht mehr Herr ihres Unternehmens sind. Der Staat scheut die Kosten, die eine steuerliche Förderung privater Vermögensbildung kostet. Und selbst die Arbeitnehmervertreter setzen sich in der Tendenz eher für Bruttolohnsteigerungen ein als für Produktivkapitalbeteiligung ihrer Kollegen.

Welche Konsequenzen sehen Sie, wenn nichts geschieht und die Konzentration von Vermögen weiter zunimmt?

Losinger: Ein signifikanter Graben der Einkommens- und Vermögensverteilung kann eine Gefährdung der Stabilität und des sozialen Friedens der Gesellschaft mit sich bringen. Aber auch die Zukunftsperspektive muss gesehen werden: Einschneidende Nachteile haben auf lange Sicht diejenigen, die noch gar nicht für sich sprechen können: unsere Kinder. Wir leben heute messbar auf Kosten der zukünftigen Generationen. Zum einen, weil es aufgrund der demografischen Altersentwicklung in all unseren Sozialsystemen zu einer Verschiebung der Lasten zuungunsten der künftigen Einzahler kommt. Dazu kommt auch, dass wir unter ökologischer Perspektive nicht nur eine vielfach bedrohte Umwelt an die künftige Generation vererben, sondern uns auch einen horrenden Verbrauch der begrenzten natürlichen Ressourcen unserer Erde genehmigen. Und quasi als Sahnehäubchen leisten wir uns noch eine beträchtliche Staatsverschuldung.

Welche Rolle nimmt in diesem ganzen Szenario die katholische Kirche ein?

Losinger: Wir warnen – inspiriert von den Grundsätzen der katholischen Soziallehre, die ja wesentliche Leitgedanken der Sozialen Marktwirtschaft begründet – vor den Gerechtigkeitsfolgen dieser Entwicklung und mahnen unermüdlich die Realisierung gerechter Strukturen in unserer Gesellschaft an. Wir engagieren uns an vielen Ecken der Not ganz praktisch, etwa in der Caritas und vielen Hilfsorganisationen, von der Jugendfürsorge über Schuldenberatung bis zum Krankenhaus und Altenheim. Mit Blick auf die gesellschaftlichen Wirkungen der Vermögens- und Einkommensverhältnisse könnte ich mir durchaus auch einen Hirtenbrief der deutschen Bischöfe zur Bundestagswahl nächstes Jahr vorstellen, der ähnlich wie der berühmt gewordene Hirtenbrief zur Staatsverschuldung 1980 die Sorgen der Bürger auf den Punkt bringt.

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