Kripo ermittelt gegen CSU-Politiker Tobias Schley
Der Augsburger Stadtrat war in eine Auseinandersetzung mit einem Taxifahrer verwickelt. Schley selbst sagt: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“.
Der Augsburger CSU droht erneut Ärger. Wieder spielt Tobias Schley, umstrittener CSU-Stadtrat und Chef des Kreisverbands West, dabei eine Hauptrolle. Die Kripo ermittelt, weil er am Wochenende in eine Auseinandersetzung mit einem Taxifahrer verwickelt war. In den Akten ist vermerkt, dass der 40-Jährige betrunken war und sich aggressiv verhalten haben soll – auch gegenüber Polizisten, die gerufen wurden. Schley beteuert indes seine Unschuld: Er habe vergeblich versucht, den Streit zu schlichten, sagt er.
Das Geschehen spielte sich in der Nacht zum Sonntag, gegen 5.15 Uhr am Kö, ab. Schley hatte mit Freunden gefeiert. Gegen 5 Uhr wollten alle nach Hause. Zwei seiner Begleiter mussten nach Gersthofen, stoppten ein Taxi und stiegen ein. Doch dann gab es offenbar Ärger. Was genau geschah, ist unklar. Fest steht, dass der Taxifahrer wohl irgendwann genervt war und von den Fahrgästen Geld verlangte – offenbar für Wartezeit oder Anfahrt. Die Fahrgäste wollten aber nicht zahlen.
Der Taxifahrer bezog Prügel – allerdings nicht von Schley
Bei dem Streit sollen auch Fäuste geflogen sein. Jedenfalls berichtet der Taxifahrer, er sei von einem der Fahrgäste geschlagen und gewürgt worden. Zwei Türsteher der Disco Yum-Club mischten sich ein – sie betrachteten den Taxifahrer als Opfer und wollten ihm helfen. Schley, der noch in der Nähe stand, griff dann ebenfalls ein. Er sagt, er habe „deeskalierend“ wirken wollen, was aber nicht gelang. Auch seine Brille ging zu Bruch.
Die Ermittler sehen seine Rolle bislang anders. Nach Informationen unserer Zeitung wird Schley derzeit als Beschuldigter geführt – neben den Fahrgästen des Taxis. Die Staatsanwaltschaft bestätigt, dass es ein Verfahren gegen drei Personen gibt. Der Vorwurf klingt dramatisch: Die Kripo ermittelt wegen eines versuchten Raubdelikts. Das hat juristische Gründe. Wird ein Taxifahrer durch Drohungen oder Gewalt gehindert, den Fahrpreis zu kassieren, kann das nach der Rechtsprechung so eingestuft werden. Ob sich der Vorwurf aber am Ende halten lässt, ist offen.
Von den Ermittlern werden jetzt Zeugen vernommen, auch die Beschuldigten werden wohl bald vorgeladen. Zugeschlagen habe Schley bei dem Streit nicht, heißt es. Er soll sich aber aggressiv verhalten haben. Zuerst soll er sich auch geweigert haben, den Polizisten seine Personalien zu geben. Gleich mehrere Polizeistreifen waren vor Ort. Berichtet wird, Schley habe davon gesprochen, seinen CSU-Parteifreund, Ordnungsreferent Volker Ullrich, zu informieren. Die Beamten waren, wie es heißt, kurz davor, Schley mit auf die Wache zu nehmen. Er soll aber doch eingelenkt und auch einem Atemalkoholtest zugestimmt haben. Ergebnis: rund 1,5 Promille.
„Dass eine Debatte entsteht, kann ich nicht verhindern“
Schley sagte gestern, er habe sich nichts vorzuwerfen und werde beitragen, die Sache „komplett aufzuklären“. Bisher habe er nicht die Möglichkeit gehabt, sich bei der Polizei zu äußern. Die Türsteher hätten aus seiner Sicht übertrieben hart reagiert, daher habe er den Freunden beistehen wollen. Schley beteuert, dass er den Ordnungsreferenten nicht kontaktieren wollte. Für politische Konsequenzen, die seine eigene Person betreffen, sieht er keinerlei Anlass. Er fügte aber hinzu: „Dass eine politische Debatte entsteht, kann ich nicht verhindern.“
In Reihen der CSU fielen die Kommentare zurückhaltend aus. Die befragten Politiker zeigten sich vor dem Vorfall überrascht. „Vor einer Bewertung muss man feststellen, was wirklich passiert ist“, sagte Volker Ullrich, der zu den politischen Freunden von Schley zählt. Parteichef Johannes Hintersberger wollte sich am Abend nicht näher äußern. „Kein Kommentar“, sagte er in einer ersten Reaktion. Er habe mit Schley noch nicht über das Geschehen gesprochen.
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