Neue Spielzeit: Es geht wieder mehr um Kunst
Mit der neuen Spielzeit startet Intendantin Juliane Votteler in ihre zweite Amtsperiode. Sie plant neue Projekte mit Augsburg-Bezug.
2007 übernahm Juliane Votteler das Theater Augsburg, vor einiger Zeit verlängerte sie ihren Vertrag mit der Stadt bis 2017. Am Rande des Fests zur Spielzeiteröffnung unterhielten wir uns mit ihr über neue Projekte, über die geplante Generalsanierung des Großen Hauses und vieles mehr.
Spielzeit 2012/2013 Der Bau der Brechtbühne, die Organisation der Bayerischen Theatertage, die „Aufteilung“ auf verschiedene Ersatzspielstätten – die letzte Saison hat den Theatermitarbeitern alles abverlangt. „Von dieser Spielzeit erhoffe ich mir deshalb, dass es eine wird, die ruhig und rund läuft. Eine, in der wir uns endlich wieder stärker den Inhalten widmen können“, sagt Votteler. Die Brechtbühne, auf der bislang kein Repertoire gespielt wurde, wird der Ort für zeitgenössische Stücke sein: Jelineks „Ulrike Maria Stuart“, zwei aktuelle Produktionen aus Israel, die am 29. September die Saison eröffnen, Juli Zehs „Der Kaktus“... „Im Großen Haus legen wir den Schwerpunkt dagegen auf etabliertere Kultur.“ Auch der Hoffmannkeller wird eine größere Rolle spielen. „Vergangenes Jahr ging das kaum, weil unsere Techniker durch die Ersatzspielstätten zu sehr gefordert waren.“
Generalsanierung Die Politik hat einen Zeitplan ins Auge gefasst: 2014 sollen die Arbeiten im Großen Haus starten. Es müsste dafür zwei oder drei Spielzeiten lang geschlossen werden. In dieser Saison will Juliane Votteler mit allen Verantwortlichen die Vorgehensweise diskutieren. Macht es Sinn, zuerst die Werkstätten oder das Große Haus in Ordnung zu bringen? Was könnten geeignete Ersatzspielstätten sein? Möglichkeiten gibt es laut Intendantin einige: „Die Kongresshalle ist wieder hergestellt, landauf, landab arbeiten Theater in solchen Situationen mit Zelten...“
Außenwirkung „Wir haben die Rückendeckung unseres Publikums“, sagt Votteler. Öffentlich geführte Debatten um die Sanierung des Großen Hauses – „so notwendig sie ist und so sehr wir sie wollen“ – hätten zuletzt jedoch zu Verunsicherung geführt. „Viele wollten gar keine Theaterkarten mehr kaufen, da sie dachten, das Haus schließe ohnehin bald.“ Votteler hält es deshalb für sinnvoll, den Fahrplan zunächst intern abzustimmen.
Geld Der Freistaat hat für diese Saison einen Zuschuss von 7,4 Millionen Euro zugesichert. Im Wirtschaftsplan des Theaters, indem zuletzt eine Deckungslücke klaffte, stehen allerdings 7,9 Millionen. „Wir hoffen, dass wir dieses zusätzliche Geld bekommen, um nachhaltiger arbeiten zu können.“
Projekte Stücke, die sich mit Augsburger Themen beschäftigen, sind Juliane Votteler wichtig. Beispiel: eine Auftragskomposition zum Stummfilm „Die Weber“, die in der Brechtbühne uraufgeführt, seitdem aber nicht mehr gezeigt werden konnte; es fehlen 10000 Euro. Votteler möchte das Stück gerne noch einige Male spielen, da es sich mit einem ureigenen Augsburger Thema beschäftigt, der Textilindustrie. Überhaupt sollen – ähnlich wie bei „Die Weber in Augsburg“ – künftig wieder regelmäßig Augsburger Themen umgesetzt werden. „In diesem Jahr werden wir das noch nicht schaffen, 2013/2014 aber sicher“, sagt Votteler.
Kulturelle Öffnung Oft wurde dem Theater zuletzt vorgeworfen, sich anderen Kulturschaffenden zu verschließen. Dies will die Intendantin ändern. Im Herbst gibt es eine Diskussion über die „kulturelle Infrastruktur“ der Stadt. Votteler denkt auch daran, regelmäßig Kulturschaffende und Interessierte an einen Tisch zu holen. „Das Theater soll ein Forum werden, in dem man sich austauscht.“
Brechtfest Wie berichtet, ist das Festival im Februar 2013 erstmals im Theater angesiedelt. „Die Gespräche mit Festivalleiter Joachim Lang lassen sich sehr gut an, wir haben viele Ideen, die auf das Theater zugeschnitten sind.“
Ausblick 32 Inszenierungen – die Konzerte nicht mitgerechnet, dafür aber die Wiederaufnahmen – stehen bis Sommer 2013 auf dem Spielplan. „Ob wir diese Anzahl an Premieren auf Dauer halten können, beschäftigt mich derzeit stark“, sagt Votteler. Grund: Immer mehr sei das Theater auch in Bereichen gefragt, die mit Bildung und Sozialem zu tun haben. Sonderprojekte wie „Mehr Musik“ sind wichtig, binden aber Arbeitszeit und Gelder. Hier müsse auf Dauer eine Lösung gefunden werden, die auch dem Publikum vermittelt werden kann.
Bilanz Mit ihrer ersten Amtszeit ist Votteler zufrieden. „Wir haben viel bewegt: Die Brechtbühne steht da, für die meine Vorgänger umsonst gekämpft haben.“ Und: Das Haus mache gutes Theater. „Darauf bin ich stolz.“
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