Der Heuss-Platz ist fertig - Wie geht der Innenstadt-Ausbau weiter?
Der Heuss-Platz ist fertig, der Manzù-Brunnen plätschert ab kommender Woche. Doch wie steht es um die weiteren Bestandteile des Innenstadt-Umbaus in Fugger-, Hall- und Maxstraße?
Die Stadt hat gestern den Theodor-Heuss-Platz im Bismarckviertel nach etwa einjähriger Umbauzeit wieder eröffnet. Der neu gestaltete Platz mit Parkcharakter schließt die im Zuge des Königsplatz-Umbaus neu gestaltete Achse Konrad-Ade-nauer-Allee/Fuggerstraße im Süden ab. Blickfang ist eine Steinplatte, aus der Wasserfontänen sprudeln. Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) sprach davon, dass im Zuge des Kö-Umbaus mit Innenstadtgestaltung „Orte urbaner Lebensqualität“ entstanden seien.
Streit um Pläne für Bebauung
Der Theodor-Heuss-Platz hatte in den vergangenen Jahren ein Schattendasein geführt. Der Steinbelag ohne viel Grünflächen war in die Jahre gekommen, die Anlage etwas verwahrlost. Im Zuge des Kö-Umbaus wurde beschlossen, den Platz neu zu gestalten. Vor drei Jahren äußerte die benachbarte Industrie- und Handelskammer aber überraschend die Idee, dort ein Schulungszentrum bauen zu wollen – die Folge waren deutliche Anwohnerproteste mit mehr als 1000 Unterschriften. Die IHK zog zurück. Einer der Aktivisten war Anwohner Werner Petrak. Er bekräftigte gestern, dass eine Bebauung „unvorstellbar“ gewesen wäre. Als Seitenhieb fügte er an, dass die Stadtregierung der IHK ein „ermutigendes Startsignal“ gegeben habe, statt deutlich auf Distanz zu gehen.
Doch gestern dominierte die Zufriedenheit mit dem neuen Platz. Im November sollen noch 25 Bäume gesetzt werden. Auch 133 Meter Hecke werden noch gepflanzt, so Baureferent Gerd Merkle. Neben dem Fontänenfeld gibt es einen Trinkbrunnen. Zwei Hochbeete sollen „Urban Gardening“ möglich machen. Auf Initiative der Grünen konnte während der Bauzeit jedermann Beete bepflanzen.
Zur viel befahrenen Eserwallstraße schirmt eine Fertigbetonmauer den Park ab. „Es ist keine Ruheoase, sondern ein urbaner Platz, an dem man die Betriebsamkeit der Stadt mitbekommt“, sagt Gribl. 1,15 Millionen Euro sollte die Neugestaltung kosten, am Ende wurde sie 200000 Euro günstiger.
Auch der Manzú-Brunnen wird eröffnet
Kommenden Mittwoch soll zudem der Manzù-Brunnen am Königsplatz wieder eröffnet werden. Der Brunnen hatte 2011 für Gleise in der Interimsphase des Kö-Umbaus weichen müssen. Statt in einem Becken steht die Skulptur des Brunnenmädchens leicht versetzt auf einer benetzten Steinfläche. Am Kö steht eine Replik – das Original ist bei der Industrie- und Handelskammer, die den Brunnen zur 2000-Jahr-Feier 1984 stiftete, zu sehen. Damit, so Gribl, sei ein weiteres „Mosaiksteinchen“ des Innenstadt-Umbaus fertig.
Vorläufig wird das allerdings die letzte Einweihung sein, die es zu feiern gibt. Grund: Die Stadt hat kein Geld, um die noch verbliebenen Projekte des Innenstadtumbaus anzugehen. Die Regierung von Schwaben mahnt wie berichtet mehr Haushaltsdisziplin an. „2016 wird sicher nichts unternommen werden“, sagt Gribl. Gleichwohl seien die Projekte „nicht abgeschrieben, sondern aufgeschrieben“. Es gehe vielfach um Fragen der Gestaltung, etwa beim Umbau der früheren Verkehrsachse Fuggerstraße zum Boulevard. Schön ist der Zustand mit der durch Betonmodule abgesperrten Fahrspur nicht, aber der Verkehr läuft. „Eine wirkliche Dringlichkeit gibt es nicht“, sagt Gribl. Für den Umbau der 500 Meter langen Straße zwischen Königsplatz und Theater zur vierzeiligen Allee mit Pflasterbelag sind rund zehn Millionen Euro veranschlagt.
Offen ist auch, wann die Hallstraße zum „Campus“ gewandelt wird. Seit dem Kö-Umbau sank die Verkehrsbelastung von 9000 auf 1800 Autos pro Tag, was Holbein-Gymnasium und Ulrichschule freut. Eine Umgestaltung der Straße zu einem verkehrsberuhigten Platz mit Brunnen rückt aber in die Ferne. Je nach Pflasterart sind hier 4,9 bis 5,7 Millionen Euro fällig.
Bleiben die Radfahrstreifen auf der Strecke?
Und auch die Maximilianstraße bleibt vorläufig wohl unvollendet, wobei die Verbreiterung der Gehwege großteils abgeschlossen ist. Laut Baureferent Merkle ist aber noch der Abschnitt um den Herkulesbrunnen offen. Hier wurden Anlieger schon über die Straßenausbaubeitragssatzung zur Kasse gebeten. „Da existiert eine gewisse Erwartungshaltung“, so Merkle. Offen ist zudem, ob die von Radlern lange erwarteten Streifen aus geschnittenem Pflaster kommen, die die Fahrt auf dem holprigen Kopfsteinpflastern mildern sollen. Hier stehen aber noch keine Kosten fest. Das Tiefbauamt ist in den letzten Zügen der Planung.
Die Diskussion ist geschlossen.
»„Es ist keine Ruheoase, sondern ein urbaner Platz, an dem man die Betriebsamkeit der Stadt mitbekommt“, sagt Gribl.«
Mit anderen Worten: Die Erholungs- und Ruhebedürfnisse der Anwohner stehen wie immer dem Durchreisebedürfnis der Fremden nach. Zwar nicht mehr ganz autogerechte Stadt, aber die Richtung ist irgendwie trotzdem dieselbe. Lärm muss halt sein, iss klar. Wohnt der liebe Herr Griebl eigentlich auch an einer Hauptstraße? Oder kann er am Ende gar nicht nachvollziehen wie es ist, wenn man täglich dieser Lärmbelastung ausgesetzt ist? Da hilft das bisschen Betonmauer nämlich tatsächlich herzlich wenig, das hat er gut erkannt. Bleibt nur die Frage, wie viele Jahrzehnte wir noch warten dürfen, bis man auch endlich mal daran rüttelt.