Bezirke plädieren für Fixerstuben in Bayern
Der Bayerische Bezirkstag fordert die Einrichtung von Drogenkonsumräumen in München und Nürnberg. Gesundheitsministerin Huml ist wenig begeistert. Gibt es in der Region Bedarf?
Es ist nicht an der Tagesordnung, dass ein SPD-Politiker einen Kollegen von der CSU ausdrücklich lobt. Genau das hat Ulrich Maly, der Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, getan. Adressat war Josef Mederer, Präsident des Bayerischen Bezirkstages. Mederers kommunalpolitischer Spitzenverband unterstützt die Frankenmetropole, wie er selbst sagt, politisch „und auch aus fachlicher Sicht“. Der Freistaat solle für die beiden größten Städte im Land, München und Nürnberg, die Möglichkeit eröffnen, Drogenkonsumräume in eigener Verantwortung einzurichten.
Mederer: Drogenkonsumräume können Leben retten
Die bayerischen Bezirke betreiben flächendeckend Suchtberatungsstellen. „Und die Zahl der Menschen, die auf uns zukommen, wird immer größer“, sagt Mederer. Außerdem stehe Bayern nicht gut zu Gesicht, dass es hier mit Ausnahme der Stadtstaaten Berlin und Hamburg im Verhältnis zur Bevölkerungszahl die meisten Drogentoten in Deutschland gibt: 2,5 pro 100 000 Einwohner, wie eine Erhebung des Bundeskriminalamts zeigt.
In der Abwägung hat Mederer für die Position der bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) nur wenig übrig. „Wenn ich mit diesen Räumen Menschenleben retten kann und nah bei den Menschen sein will, muss man sich deren Problemen auch annehmen“, sagt er und spielt mit dem mittleren Teil seines Satzes auf einen CSU-Slogan an. Huml hält Fixerstuben für kontraproduktiv, da zugleich der Erwerb und der Besitz von Rauschgift strafrechtlich verfolgt werden.
Vorstandschef der Bezirkskliniken: Kein Bedarf in Schwaben
In der Region sieht Thomas Düll, Vorstandschef der Bezirkskliniken Schwaben, keinen Bedarf für einen solchen Raum. In drei Kliniken (Augsburg, Kaufbeuren, Kempten) werden an Abhängige kontrolliert Drogenersatzstoffe abgegeben, an zwei Standorten davon (Augsburg, Kaufbeuren) wird entgiftet. Die Zahl der Drogentoten habe sich in den vergangenen 20 Jahren nicht spürbar verändert, sagt Düll.
Dr. Alfred Hecker beurteilt die Situation ähnlich. Der Ärztliche Leiter des Suchtmedizinischen Zentrums am Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren betont, dass es Fortschritte in der Substitutionsbehandlung (neu zugelassene, wirksamere Medikamente) gibt. Die Betroffenen würden dort medizinisch und psychosozial gut betreut.
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