Fürth kritisiert USK-Einsatz beim Fußballspiel
Ein Polizeieinsatz des USK beim Pokalspiel FC Bayern München gegen die SpVgg Greuther Fürth erhitzt die Gemüter. Die Polizei verteidigt die Vorgehensweise. Nun meldet sich die Politik. Von Sebastian Hrabak
Unverbesserliche Chaoten, die ihrem eigenen Verein schaden und nichts in Fußballstadien in Deutschland zu suchen haben - diese Vorurteile haben sich die sogenannten Ultras der Fußballszene mit zahlreichen Aktionen selbst zuzuschreiben.
Auch beim DFB-Pokalspiel Bayern München gegen Greuther Fürth kam es laut Polizeiangaben zu einem Angriff von etwa 150 stark alkoholisierten und aggressiven Fürther Ultra-Fans. Sie seien ohne erkennbaren Grund mit massiver körperlicher Gewalt gegen die dort eingesetzten Polizisten vorgegangen. Dieser Angriff konnte nur mit einem Einsatz von Schlagstöcken und Pfefferspray abgewehrt werden, so die Polizei
"Ich betone, dass aus Sicht der Polizei ein Schlagstockeinsatz absolut notwendig war, um die Ordnung wieder herzustellen", sagte der Pressesprecher des Polizeipräsidiums München, Wolfgang Wenger.
Eine Einschätzung der Lage, die weder die betroffenen Fans noch die Verantwortlichen der SpVgg Greuther Fürth so stehen lassen wollen. In einer offiziellen Stellungnahme des Vereins heißt es: "Aus Sicht der SpVgg ist die Polizei in der Münchener Arena mit unverhältnismäßigen Mitteln gegen Fürther Zuschauer vorgegangen." Ebenso sei im Besonderen das Unterstützungskommando der bayerischen Polizei (USK) nach dem Spiel verbal und handgreiflich gegen Vereinsvertreter der Fürther vorgegangen.
80 Prozent Stadiontouristen
"Das USK ist für dieses Eingreifen ja bekannt, nur vorher sind eben kaum Zivilisten involviert gewesen. Die Ultras haben keine Lobby in Deutschland. Ich hoffe, dass die Aussagen von einem Uni-Professor und einem 67-jährigen Rentner nun glaubwürdiger sind", sagte Andreas Goldmann, Vorstandsvorsitzender des Fan-Klubs Sportfreunde Rohnhof.
Die Beiden waren nämlich in den Vorfall verwickelt und wollen offenbar juristische Konsequenzen fordern. Denn von den drei Ultra-Bussen seien ungefähr 80 Prozent Stadion-Touristen gewesen, die keinerlei Motivation zu Gewalt oder Hass gegen eine andere Fangruppe oder gar die Polizei besaßen. "Die einzigen Hooligans an diesem Abend waren uniformiert", so Goldmann.
Pressesprecher Wenger sagt zu den Anschuldigungen gegen das USK: "Jeder Einsatz der Polizei ist überprüfbar. Wir fordern alle Beteiligten auf, ihre Angaben zu machen. Wir werden jedem Vorwurf nachgehen."
Dass das USK eventuell doch nicht deeskalierend auf die Fußball-Fans eingewirkt hat, lässt die Reaktion des SPD-Abgeordneten Horst Arnold vermuten. Wie nämlich die tz berichtet, hat Arnold - sieben Jahre als Staatsanwalt für die Stadien in Nürnberg und Fürth zuständig - Strafanzeige gegen die Polizei gestellt. "Ich habe viel Erfahrung mit dem USK und schätze die Arbeit. Aber diesmal scheinen die Grenzen überschritten worden zu sein", sagt Arnold in der tz.
USK bei Fans in der Kritik
Dass die Methoden des USK im Umgang mit Fußball-Anhängern in der Kritik stehen, ist offenbar nicht neu. Ultra-Gruppierungen kritisieren, dass die Vorgehensweisen oft nur schwer nachzuvollziehen sind. "Bei unterschiedlichen Spielen in Bayern hat das USK für unser Empfinden überreagiert und eine unverhältnismäßige Härte an den Tag gelegt", meint ein aktiver Fan eines Vereins außerhalb von Bayern, der namentlich ungenannt bleiben möchte.
"Ich kenne mittlerweile viele Fußballfans, gerade Familien, die mehr Angst vor einem möglichen Polizeieinsatz haben, als vor Ausschreitungen rivalisierender Fangruppen. Denn gegen eine überharte Gangart der Staatsmacht ist man hoffnungslos ausgeliefert." Sebastian Hrabak
Die Diskussion ist geschlossen.