Vergewaltigung vor Disco: Angeklagte wollen offenbar gestehen
Im Prozess um eine Gruppenvergewaltigung vor einer Gersthofener Discothek zeichnen sich Geständnisse ab.
Überraschende Wende im Prozess um eine Gruppenvergewaltigung vor dem Landgericht Augsburg: Die vier Angeklagten aus Erlangen (19 bis 24 Jahre) werden nun wohl doch einräumen, im vergangenen Juli eine damals 18-Jährige auf einem Discoparkplatz in Gersthofen bei Augsburg vergewaltigt zu haben. Am ersten Verhandlungstag vor einer Woche hatten die jungen Männer die Tat abgestritten (wir berichteten). Das Geständnis, verbunden mit einer Entschuldigung beim Opfer und der Zahlung von insgesamt 25000 Euro, dürfte am kommenden Freitag kommen. Den Männern wurden dafür Haftstrafen um die vier Jahre in Aussicht gestellt.
Laut Anklage sollen die jungen Männer an einem frühen Sonntagmorgen im vergangenen Sommer die junge Frau zusammen vergewaltigt haben. Nach den Ermittlungen ging der 19-jährige Angeklagte gegen 3 Uhr nachts mit dem späteren Opfer auf den Parkplatz. In einem unbeleuchteten Teil soll er über sie hergefallen sein. Nach und nach kamen laut Anklage seine Freunde hinzu und vergewaltigten die Frau ebenfalls. Nach 40 Minuten soll das Martyrium vorbei gewesen sein.
Gestern sagte die junge Frau, die aus dem Unterallgäu stammt, vor Gericht aus. Die Jugendkammer unter Vorsitz von Richter Lenart Hoesch schloss die Öffentlichkeit aus, weil intime Details zur Sprache kamen. Die Worte der jungen Frau, die nach dem Vorfall in psychiatrischer Behandlung war, kamen nur leise und stockend, an manches Detail konnte sich die 19-Jährige nicht mehr erinnern, erzählten Prozessbeteiligte später. Das Gericht fragte behutsam, im Gerichtssaal wurden die Angeklagten anders gesetzt, um einen Blickkontakt zu vermeiden. 40 Minuten dauerte die Befragung.
Im entscheidenden Punkt war die Aussage klar: Anders als von den Angeklagten behauptet sei der Geschlechtsverkehr zu keinem Zeitpunkt freiwillig gewesen. Sie sei nichts ahnend mit einem der Männer auf den Parkplatz gegangen. Dort sei es dann zur Vergewaltigung gekommen. Die vier Männer hatten zunächst erklärt, dass der gemeinsame Geschlechtsverkehr einvernehmlich gewesen sei. „Ich war noch erstaunt, dass sie das mitmacht“, so einer der Angeklagten.
Doch im Lauf des gestrigen Prozesstages rückten sie – nach zähem Ringen hinter verschlossenen Türen – von dieser Aussage ab. Nach längeren Gesprächen zwischen Gericht, Verteidigern, Staatsanwaltschaft und Nebenklage zeichnen sich nun vier Geständnisse ab. Für den 19-Jährigen wäre dann eine Jugendstrafe von vier Jahren denkbar, für die älteren Angeklagten Haftstrafen von maximal vier Jahren und drei Monaten, so das Gericht. Damit bliebe der jungen Frau eine weitere Aussage im Zeugenstand – diesmal dann möglicherweise mit kritischen Fragen der Verteidigung – erspart.
Die Angehörigen der Angeklagten, die im Gerichtssaal anwesend waren, hatten angesichts der sich abzeichnenden Geständnisse Tränen in den Augen. Offenbar glaubten sie an die Unschuld der jungen Männer.
Der Prozess wird fortgesetzt. Ein Urteil wird erst nach Pfingsten erwartet.
Die Diskussion ist geschlossen.