Facebook schluckt WhatsApp: Das müssen Sie jetzt wissen
Facebook übernimmt WhatsApp. 450 Millionen Nutzer des Nachrichten-Dienstes sind von dem Mega-Deal betroffen. Was er für Sie bedeutet, erfahren Sie hier.
Es ist ein einzigartiger Deal in der digitalen Welt: Das Soziale Netzwerk Facebook mit seinen mehr als 1,2 Milliarden Mitgliedern schluckt den Kurznachrichten-Dienst WhatsApp mit gut 450 Millionen Nutzern. Kaufpreis: 19 Milliarden Dollar - umgerechnet etwa 14 Milliarden Euro.
Für den Internet-Giganten Facebook ist der Zukauf der größte in seiner bisherigen Geschichte. Doch was will Konzern-Gründer Mark Zuckerberg mit einem Unternehmen, das zwar Millionen Menschen verbindet, bislang aber kaum Profit abwirft. Und was bedeutet die Übernahme für die Kunden? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Warum kauft Facebook den Nachrichten-Dienst Whatsapp?
Auch wenn es für einen Konzern, der eben sein zehnjähriges Bestehen gefeiert hat, ungewöhnlich klingen mag: Aber mit dem Zukauf von WhatsApp sichert Facebook seine Zukunft. Es ist kein Geheimnis, dass das Netzwerk gerade bei jungen Zielgruppen nicht mehr die erste Wahl ist. Sie verbringen ihre Zeit lieber bei Instant Messaging Diensten. Den Facebook-Messenger hat WhatsApp in den Download-Charts der App-Stores bereits seit Längerem den Rang abgelaufen, der Zukauf des Marktführers ist also nur logisch.
Hinzu kommt: Gerüchten zufolge soll auch Facebooks großer Rivale Google an einer Übernahme von WhatsApp interessiert gewesen sein. Damit wäre auch die zügige Umsetzung und der hohe Preis des Deals erklärt.
Was genau ist eigentlich WhatsApp?
WhatsApp ist bereits jetzt eine gigantische Erfolgsgeschichte: Die erst 2009 gestartete Smartphone-App hat 450 Millionen aktive Nutzer, jeden Tag kam zuletzt eine Million neuer Kunden dazu. Alleine in Deutschland nutzten zuletzt 30 Millionen Menschen den Dienst. Mit 18 Milliarden Kurznachrichten pro Tag nähert sich WhatsApp bereits dem weltweitem Volumen klassischer SMS-Nachrichten.
Mit WhatsApp können Nutzer miteinander Text- und Sprachnachrichten, Fotos oder Videos austauschen. Der Dienst hat sich damit fest als SMS-Alternative etabliert. Die Verbindung läuft über das Internet, statt eines Benutzerkontos wie bei anderen Diensten ist WhatsApp an die Telefonnummer gebunden. Deshalb greift die Anwendung auf die Adressbücher in den Telefonen der Kunden zu - um abzugleichen, wer von den Kontakten auch WhatsApp nutzt.
WhatsApp finanzierte sich anfangs nur über den Preis für die App und stellte inzwischen auf eine jährliche Abo-Gebühr von einem Dollar um.
Wer steckt hinter WhatsApp?
Der Kopf von WhatsApp und seiner rund 50 Mitarbeiter ist der 37-jährige WhatsApp-Mitgründer Jan Koum. Für ihn krönt der Deal mit Facebook einen märchenhaften Aufstieg aus ärmsten Verhältnissen zum Milliardär. Er wuchs in einem Dorf in der Ukraine auf und kam Anfang der 90er Jahre als Teenager mit seiner Mutter in die USA. Koums Anteil an WhatsApp mache ihn jetzt 6,8 Milliarden Dollar schwer, hieß es.
Was ändert sich für WhatsApp-Nutzer?
"Keine Werbung! Keine Spiele! Kein Schnickschnack!", lauteten bisher die Maxime von WhatsApp. Und daran soll sich nach eigenen Aussagen auch nach der Übernahme durch Facebook nichts ändern. Der Dienst werde nach wie vor für eine kleine Gebühr nutzbar sein und keine Werbung werde die Kommunikation unterbrechen, erklärte die Firma in einem Blogeintrag am Mittwoch. "WhatsApp wird autonom bleiben und unabhängig agieren", hieß es. "Für Sie, unsere Nutzer wird sich folgendes ändern: Nichts."
Ob sich dieser Kurs halten lässt, daran darf gezweifelt werden. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg sicherte dem Unternehmen am Mittwoch zwar ebenfalls seine Unabhängigkeit zu, machte aber auch deutlich, dass die Sache mit dem Geldverdienen noch besser werden müsse. Man werde schauen, wie man WhatsApp zu einem wirklich großartigen Geschäft machen könne, sagte er. Schließlich würde es bei einem Dollar pro Jahr lange dauern, den Kaufpreis wieder herauszuholen, selbst wenn WhatsApp bald wie erwartet auf eine Milliarde Nutzer anwächst.
Was geschieht mit den Daten der WhatsApp-Nutzer?
Vor allem in den ersten Jahren wurden mehrere Sicherheitslücken in den Systemen von WhatsApp entdeckt. Inzwischen laufe die Kommunikation zwischen Smartphones und Servern verschlüsselt, betont das Unternehmen.
Bei Datenschützern stand der Dienst trotzdem weiter in der Kritik - und das Misstrauen dürfte sich mit der Übernahme durch Facebook noch deutlich verstärken. Denn auch wenn Koum noch im Januar erklärte, man interessiere sich bei WhatsApp nicht für Informationen über die Nutzer - Facebook tut es umso mehr. Und Fakt ist: Das weltgrößte Online-Netzwerk mit detaillierten Informationen über die demografischen Daten und Vorlieben seiner Kunden holt sich nun auf einen Schlag den Zugang zu 450 Millionen Smartphone-Nutzer samt ihrer Handydaten und Adressbücher. mit dpa
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